Umweltschutz

Belgische Studie: Hundekot wird zur Gefahr für Naturschutzgebiete

Die Tretminen sind eklig, wenn man reintritt. Wissenschaftler aus Belgien haben nun herausgefunden, dass der Kot nicht nur stinkt, sondern auch die Natur beeinflusst - und zwar negativ.

Hundehaufen auf dem Bürgersteig sind ärgerlich, in der Natur haben sie Auswirkungen auf die Artenvielfalt. | © Andreas Frücht (Symbolbild)

Wiebke Wellnitz
13.02.2022 | 13.02.2022, 16:01

Bielefeld. Mehr als fünf Milliarden. So viele Hundehaufen landen laut der Initiative gegen Hundekot jährlich auf deutschen Straßen, Feldwegen und im Wald. Doch nicht alle werden eingetütet und entsorgt, vor allem nicht im Wald. Eine Studie der Universität Gent aus Belgien zeigt: Das hat Konsequenzen für die Umwelt.

In der Fachzeitschrift Ecological Solutions and Evidence berichten belgische Biologen von ihren Untersuchungen. Die Forschenden haben in vier Naturschutzgebieten rund um die belgische Stadt gezählt, wie viele Hunde dort täglich spazieren geführt werden - und im Anschluss errechnet, wie viel Kot und Urin sie infolge dessen hinterlassen. Auf Basis der Beobachtungen modellierten sie verschiedene Szenarien, die einbezogen, ob die Hunde an der Leine geführt wurden und ob die Hundebesitzer den Kot entfernten oder liegen ließen.

Düngung durch Hundekot

"In unserem Szenario, bei dem alle Hunde an der Leine geführt wurden, haben wir festgestellt, dass in den Zonen an den Spazierwegen die Nährstoffeinträge sowohl von Stickstoff als auch von Phosphor die gesetzlichen Grenzwerte für die Düngung von Ackerland übersteigen", sagt Professor Pieter De Frenne von der Universität Gent und Erstautor der Studie. Ganz konkret: Die Wissenschaftler schätzen, dass durch das Gassigehen in den vier untersuchten Naturschutzgebieten jährlich elf Kilogramm Stickstoff und fünf Kilogramm Phosphor in die Umwelt gelangen.

"Wir waren überrascht, wie hoch der Nährstoffeintrag von Hunden sein kann. Luftstickstoffeinträge aus Landwirtschaft, Industrie und Verkehr erhalten zu Recht große politische Aufmerksamkeit, aber Hunde werden in dieser Hinsicht völlig vernachlässigt", sagt De Frenne. Zum Vergleich: Nach Angaben der Wissenschaftler liegen die Gesamtstickstoffmengen, die auf Emissionen fossiler Brennstoffe und die Landwirtschaft zurückzuführen sind, zwischen fünf und 25 Kilogramm Stickstoff pro Hektar.

Zugabe von Nährstoffen wirkt sich negativ aus

Die Zugabe von Nährstoffen klinge im ersten Moment positiv, da dadurch das Pflanzenwachstum unterstützt werde. Das wirke sich jedoch negativ auf die Artenvielfalt aus: "In vielen Naturschutzgebieten wird darauf geachtet, den Nährstoffgehalt des Bodens zu senken, um die Artenvielfalt der Tiere und Pflanzen zu erhöhen", betont De Frenne. Deshalb sei diese Form der Düngung kontraproduktiv und könnte das Funktionieren der Ökosysteme beeinträchtigen. Nach Angaben des Deutschlandfunk würden sich durch die Düngung beispielsweise Brennnesseln vermehrt ausbreiten, während Orchideen verdrängt würden.

Positiv wirkt es sich laut De Frenne allerdings aus, wenn die Hundebesitzer konsequent den Kot entfernen. Dadurch ließe sich die Düngung durch Stickstoff um mehr als die Hälfte reduzieren, die durch Phosphor fast gänzlich. Aufgrund dessen fordern die Wissenschaftler dazu auf, Hundehalter und Hundehalterinnen über die negativen Folgen aufzuklären und sie anzuhalten, den Kot der Hunde zu entfernen. Zudem solle es eine strengere Durchsetzung der Leinenpflicht sowie mehr hundefreie Zonen in besonders sensiblen Bereichen geben.