So klappt es mit dem umweltfreundlichen Bauen

Lübbecke. Häuser, die aus umweltfreundlichen Baustoffen und zugleich aus einer energieeffizienten Bauweise bestehen, werden häufig als "Grüne Gebäude" bezeichnet. Neben dem reduzierten Energieverbrauch sind sie vor allem auf die Langlebigkeit ausgelegt. Entgegen der allgemeinen Vorstellung, ist das klimaneutrale Bauen nicht viel teurer als herkömmliches Bauen. Langfristig betrachtet, kommt es dem Bauherren sogar günstiger, erklärt Paul Peters von Energiecheck OWL. Marvin Böker setzt bei seinem Umbau auf Holz, Photovoltaik und Luftwärmepumpe - Peters kennt die Alternativen. Eigentlich wollte Marvin Böker selbst bauen. Das stand für ihn schon lange fest. Doch als die alte Stadtvilla nebenan zum Verkauf stand, musste er zuschlagen. Das Haus wurde komplett entkernt und von Grund auf mit umweltfreundlichen und lokalen Materialien wieder aufgebaut. Für Böker selbstverständlich: "Ich verstehe nicht, warum noch immer so wenige Neubauten klimaneutral sind." Baumaterialien für klimaneutrales Bauen Da die von Böker gekaufte Stadtvilla 1908 nicht nach klimaneutralen Standards gebaut wurde, entkernte er sie bis auf die Grundmauern. "Anschließend haben wir ein zweites Stockwerk aufgesetzt und neuer Estrich wurde gegossen." Aber ein besonders energieeffizienter Estrich, der die Wärme der Fußbodenheizung gut leitet", erklärt Böker. Alle Wände im Obergeschoss bestehen aus Holz, als Dämmmaterial kam Holzwolle zum Einsatz. "Die ist wesentlich umweltfreundlicher als Glaswolle und gleichzeitig hat sie eine höhere Dämmleistung." Die Alternative: Ob die Materialien nun aus Holz oder aus Stein bestehen, ist zweitrangig. Wichtig ist, dass die Baustoffe nicht auf Basis von Ölprodukten bestehen. Zudem ist es ratsam, sich in der Region umzusehen und regionale Stoffe, wie zum Beispiel aus dem Holzsägewerk, zu verwenden, so Peters. Wenig Sinn mache es, wenn das Holz aus dem anderen Teil des Landes kommt. Umweltfreundliche Möglichkeiten der Stromversorgung Auf dem Dach der Bökers ist eine Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) installiert. "Die hat eine Leistung von 10 KW. Aber wir würden gerne insgesamt 30 KW haben, aber durch die Vorlagen dürfen wir pro Jahr nur eine Anlage mit 10 KW installieren, die nächsten werden also in den kommenden zwei Jahren folgen." Mit der Leistung der Anlage wird die gesamte Stromversorgung des Hauses sichergestellt sowie die des E-Autos, das schon bestellt ist. Die Alternative: Die ökologische Alternative wäre eine Kleinwindkraftanlage oder der Ökostrom. Wobei Peters immer auch zu einer PV-Anlage raten würde: "In den vergangenen Jahren sich die Preise dafür stark gesunken und die Installation ist nicht aufwendig - maximal ein bis zwei Tage." Luftwärmepumpe statt herkömmlicher Heizung Das Haus der Bökers wird mit einer Luftwärmepumpe geheizt. Ein unscheinbarer Kasten im Garten, in den die Luft auf einer Seite eingezogen wird, die Wärme entzogen wird und auf der anderen Seite kalte Luft wieder herausströmt. Betrieben wird sie mit Strom der Photovoltaik-Anlage. "Über eine Fernwärmeleitung gelangt die Wärme den kurzen Weg ins Haus", erklärt Böker. Ein entscheidender Vorteil in den Augen des 26-Jährigen gegenüber konventionellen Gas- oder Ölheizung: "Unsere Heizung ist deutlich sauberer und wartungsfreier." Die Alternative: Bei der Heizung sollte man sich zunächst die Energieeffizienz des Gebäudes ansehen. Außerdem ist die Lage entscheidend, ob eine Luft-oder Erdwärmepumpe realisierbar ist. In ländlichen Gebieten empfiehlt Peters deshalb eine Pelletheizung. Die mitunter günstigste Heizung wäre die Luftwärmepumpe, diese rentiere sich aber auch nur dann, wenn das Haus möglichst energieeffizient gebaut ist. Steuerung beim Energieverbrauch Als besondere Zugabe hat Böker in seinem Haus ein Smarthome-System installiert. Das installierte System entwarf der studierte Elektromeister in seiner Meisterprüfung. "30.000 Euro hat es gekostet, aber so kann beispielsweise die Heizung flexibel und effizient auch von unterwegs gesteuert werden." Das System selber mache das Haus nicht klimaneutral, sei aber eine durchaus sinnvolle Unterstützung bei der Steuerung des Energieverbrauchs", sagt Böker. Noch steht das Haus im Gerüst. Die kleinen rustikalen Fließen im Eingangsbereich und die alte Treppe aus Holz, die in das Obergeschoss führt, lassen vermuten, wie weit die Geschichte der alten Stadtvilla in Lübbecke zurück reicht. Spätestens im Sommer beginnt für das Haus ein neues Leben. Dann als ein klimaneutrales Einfamilienhaus.