Heizungsgesetz wackelt: Warum die Stadt Bünde an energetischer Sanierung festhält

Bünde. Die Mehrzahl der Bünder Häuser hinkt dem neuesten Stand in Sachen Energieeffizienz hinterher. Kein Wunder, schließlich wurde darauf in der Vergangenheit auch nicht so viel Wert gelegt. Aufgrund steigender Energiepreise und gesetzlicher Vorgaben beschäftigen sich aber immer mehr Eigentümer von älteren Immobilien mit dem Thema &bdquo;Energetische Sanierung“. Die Stadt steht bei ihren Gebäuden ebenfalls vor dieser Aufgabe und will mit gutem Beispiel vorangehen. Daher will man sich eine verbindliche Leitlinie für die energetische Sanierung von kommunalen Gebäuden setzen. Hintergrund ist unter anderem die durch das Europäische Parlament in diesem Jahr verabschiedete Gebäuderichtlinie, verdeutlichte Michael Brieden-Segler vom Bielefelder &bdquo;e&u energiebüro“ im jüngsten Umwelt- und Klimaausschuss. Dort stellte er den politischen Vertretern die städtische Sanierungs-Leitlinie in groben Zügen vor, damit diese im Frühjahr 2025 darüber entscheiden können. Die EU-Gebäuderichtlinie enthält Sanierungsvorgaben für private Wohnhäuser. Diese zielen darauf ab, dass die Europäische Union bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden kann. Gebäude für 40 Prozent des Energieverbrauchs verantwortlich Gebäude spielen dabei eine große Rolle, da diese laut EU-Kommission aktuell für etwa 40 Prozent des Energieverbrauchs und 36 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. &bdquo;Gebäude sind der größte Punkt bei der Stadt in Bezug auf eine Energieleitlinie“, bestätigte Brieden-Segler diese Einschätzung. Zum Thema: Das ist bei Wärmepumpen zu beachten: Bünder Experten geben wichtige Antworten Er verwies im Übrigen darauf, dass auch eine neue Bundesregierung, die Klimaschutz möglicherweise nicht so weit oben auf der Agenda hat, von diesen europäischen Vorgaben nicht wesentlich abweichen könne. Falls die nach der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 gebildete Regierung also das umstrittene Gebäudeenergiegesetz - umgangssprachlich auch Heizungsgesetz genannt - zurücknehmen sollte, &bdquo;werden sie mit einer neuen Gasheizung trotzdem nicht glücklich“, sagte Brieden-Segler. Verfügbarkeit von Gas und Öl werde unsicherer Denn unabhängig von gesetzlichen Vorgaben sei aufgrund der multiplen Krisen auf der Welt - unter anderem in der Ukraine und im Nahen Osten - die Verfügbarkeit von Gas und Öl nicht gesichert. Außerdem würden die Kosten für fossile Energien wegen des CO2-Handels steigen. Daher müsse sich die Stadt die Frage stellen, wo sie 2045 stehen wolle. Sprich, ob lediglich die gesetzlichen Mindeststandards bei Heizungen, Beleuchtung und Dämmung eingehalten werden sollen oder ob das technisch Machbare für maximale Effizienz umgesetzt werden soll. Die wesentlichen Bestandteile der von Brieden-Segler vorgestellten und mit der Verwaltung abgestimmten städtischen Sanierungs-Leitlinie sehen vor, dass bei der Dämmung von Gebäudehüllen strengere Maßstäbe als im GEG vorgegeben angelegt werden. Frage nach Wirtschaftlichkeit bleibt offen Bei neuen Heizungen soll die Stadt nach Verabschiedung der Leitlinie auf fossile Anlagen verzichten und überall dort, wo keine Erdwärme verfügbar ist, auf Wärmepumpen setzen. Außerdem soll die Stadt bei Sanierungen - wo möglich - auf Photovoltaik-Anlagen setzen, die hohe Anforderungen an Effizienz und Steuerung erfüllen. Auf die Frage, ob sich die dadurch entstehenden Kosten für die Stadt auszahlen würden, antwortete Brieden-Segler, dass &bdquo;die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen gegeben“ sei. Vergleichbare Realdaten aus anderen Kommunen konnte er allerdings nicht präsentieren. Zum Thema: Ein Mann aus Bünde teilt seine Erfahrung: Lohnt sich ein Balkonkraftwerk? Daher versprach die Technische Beigeordnete Andrea Brückner in einer der nächsten Sitzungen Beispielrechnungen vorzulegen, damit die Ausschussmitglieder vor ihrer Entscheidung über die Leitlinie sehen können, &bdquo;was für Mehrkosten entstehen und wann sich das amortisiert“. Stadt errichtet zwei neue Photovoltaik-Anlagen Einen ersten Eindruck über Kosten und Nutzen in Bezug auf Photovoltaik (PV) konnte der Klimaschutzmanager der Stadt, Uwe Pöppelmann, aber immerhin schon anhand von zwei aktuellen Projekten geben. Er berichtete, dass auf dem Bauhof derzeit eine PV-Anlage mit einer Leistung von 30 Kilowatt und einem doppelt so großen Speicher installiert wird. Diese soll im Dezember in Betrieb gehen und kostet 94.000 Euro, von denen 90 Prozent gefördert werden. Auch auf dem Flachdach des Doberg-Museums plant die Stadt eine PV-Anlage. Auf 330 Quadratmetern sollen 165 Module mit einem &bdquo;Peak“ von 65 Kilowatt errichtet werden. Dafür werde mit Kosten in Höhe von 100.000 bis 120.000 Euro kalkuliert. Pro Jahr könnten damit 7.700 Euro Energiekosten eingespart werden, sagte Pöppelmann. Außerdem würde die Anlage eine CO2-Reduktion von 29 Tonnen pro Jahr erwirtschaften. Da mit der Anlage mehr Strom erzeugt, als vom Dobergmuseum verbraucht würde, könnte die überschüssige Energie für andere kommunale Gebäude genutzt werden, so Pöppelmann. Die Inbetriebnahme ist für März 2025 geplant.

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