Paderborn. Acht Siege in Folge, Tabellenführer, nur zehn Gegentore: Der SC Paderborn zeigt sich in dieser Zweitliga-Saison bemerkenswert stabil. Auf den ersten Blick mag die Serie wie das Ergebnis knapper Spiele und einzelner glücklicher Momente wirken, tatsächlich aber steht dahinter ein klar erkennbares Konzept. Denn die Zahlen belegen: Der SCP dominiert kaum eine Statistik, gehört aber in fast allen Bereichen zur Ligaspitze. Und genau darin liegt in dieser Saison seine besondere Stärke.
Der neue SC Paderborn: Kontrolle statt Chaos
Mit einem Ballbesitzwert von 52 Prozent bewegt sich der SC Paderborn im oberen Ligamittelfeld. Paderborn ist also kein Team, das Gegner erdrückt, sondern eines, das Spiele steuert. Die Mannschaft von Trainer Ralf Kettemann hat gelernt, Spielphasen zu kontrollieren, ohne dabei die defensive Ordnung zu riskieren.
Mit einer Passquote von 83,1 Prozent zählt der SCP zu den präzisesten Teams der Liga. Das Aufbauspiel ist ruhig, schnörkellos, selten riskant. Die Paderborner verlieren den Ball kaum in gefährlichen Zonen und schaffen damit die Grundlage für das, was in dieser Saison ihr Markenzeichen geworden ist: defensive Stabilität durch kluges Ballbesitzspiel. Ist es erforderlich, sind sich die Ostwestfalen aber auch nicht zu schade, dem Gegner den Ball zu überlassen.
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Stabilität des SCP ist keine Frage der Besetzung
Nur zehn Gegentore in 14 Partien, das ist gemeinsam mit Hertha BSC der zweitbeste Wert der Liga. Paderborn verteidigt diszipliniert, organisiert und erstaunlich fehlerfrei. 1.269 gewonnene Zweikämpfe und 238 erfolgreiche Kopfballduelle sprechen für eine physisch starke, aber kontrollierte Spielweise. Auch die Zahl der 146 Fouls liegt im unteren Ligadrittel. Sie sind ein Hinweis darauf, dass der SCP nicht durch Härte, sondern durch gutes Stellungsspiel verteidigt.
Selbst die zwischenzeitlichen Verletzungssorgen in der Abwehr – Marcel Hoffmeier (Kreuzbandriss), David Kinsombi (schwere Muskelverletzung), Calvin Brackelmann (linker Oberschenkel) – haben das Gefüge kaum erschüttert. Wer auch immer spielt, fügt sich nahtlos in die Struktur ein. Die defensive Stabilität ist längst keine Frage der Besetzung mehr, das System scheint unabhängig von Namen gefestigt zu sein.
Paderborn in der Saison 2025/26: Effizienz statt Übermut
190 Torschüsse, 20 Tore, also grob ein Treffer aus rund zehn Versuchen. Diese Quote zeigt: Paderborn spielt zielstrebig, geht aber nicht verschwenderisch mit seinen Chancen um. Die Mannschaft erarbeitete sich bisher vier Strafstöße, drei davon verwandelte Filip Bilbija. Überhaupt in Situationen zu gelangen, in denen man nur mit einem Foulspiel gestoppt werden kann, spricht für klare Abläufe im letzten Drittel. Der Expected-Goals-Wert von 2,08 pro Spiel bestätigt: Die Chancen, die der SCP hat, sind hochwertig.
Auffällig ist auch, wie gezielt der SCP seine Angriffe über die Flügel anlegt. 114 Flanken aus dem Spiel heraus zeigen, dass Paderborn immer wieder über die Außenbahnen gefährlich wird. Auch das hat System.
Zusammenspiel aus konditioneller Konstanz und taktischer Disziplin
Mit einer Gesamtlaufdistanz von 1.455 Kilometern, 8.026 intensiven Läufen und 1.843 Sprints gehört der SC Paderborn auch körperlich zur Elite der 2. Bundesliga. Dieses Pensum zahlt sich besonders in der Schlussphase aus: Während viele Teams ab der 70. Minute abbauen, so zuletzt auch der 1. FC Magdeburg, wirkt Paderborn oft noch frisch. Auch das ist ein entscheidender Faktor für die anhaltende Serie und womöglich ein Grund dafür, dass drei von neun Saisonsiegen in der Schlussphase zustande kamen.
Das Zusammenspiel aus hoher Laufleistung und taktischer Disziplin macht die Mannschaft schwer berechenbar. Sie läuft viel, aber nicht kopflos; sie sprintet häufig, aber gezielt.
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SC Paderborn weist seltene Kombination in der 2. Liga auf
Folglich ist Paderborn in dieser Saison kein Team der Extreme, sondern eines der Ausgewogenheit. In kaum einer Statistik ragt der SCP heraus, aber in Summe ergibt sich ein beeindruckend stabiles Gesamtbild. Der SCP ist technisch sauber, physisch stark, defensiv kompakt und offensiv effizient. Zum aktuellen Stand ergibt das eine seltene Kombination in der 2. Liga.
Was Trainer Ralf Kettemann in kurzer Zeit etabliert hat, ist eine reifere Version des früheren Paderborner Fußballs: weniger Spektakel, mehr System; weniger Risiko, mehr Wirkung. Der SCP spielt nicht mehr nur schnell, sondern klug. Die Ostwestfalen wirken erwachsen.