SC Paderborn 07 steht vor Goliath-Frage: Wer schießt ab sofort die Tore?

Paderborn. Der Deadline-Day brachte für den Fußball-Zweitligisten SC Paderborn 07 noch eine faustdicke Überraschung: Stoßstürmer Adriano Grimaldi packte seine Sachen und wechselte kurz vor Schließung des Transferfensters noch zum 1. FC Nürnberg. Mit dem 34-Jährigen verliert der SCP nicht nur Routine, sondern auch den Spieler, der in der Vorsaison die zweitmeisten SCP-Treffer in der 2. Bundesliga erzielte. Acht Tore und drei Vorlagen stehen in seiner Bilanz – keine Traumquote, aber dennoch war Grimaldi im Paderborner Sturm zuletzt der verlässlichste Mann. Alle 135 Minuten ein Treffer: In dieser Wertung führte er den SC Paderborn intern klar an. Nun stellt sich die Frage: Wer füllt die entstandene Lücke? Einen klassischen Torjäger, der zweistellig trifft, gab es in den vergangenen beiden Jahren nicht mehr im Paderborner Trikot. Robert Leipertz (11 Tore), Florent Muslija und Marvin Pieringer (je 10) knackten in der Saison 2022/23 zuletzt diese Marke. Seitdem haperte es mit der Ausbeute vorne. Doch: Mehrere Spieler könnten nun in die Rolle des neuen Goalgetters hineinwachsen. Jetzt fix: SC Paderborn verpflichtet Verteidiger aus 3. Liga – Grimaldi nach Nürnberg Steffen Tigges: Der logische Grimaldi-Nachfolger Der 27-Jährige hat mit seiner Statur und Spielweise fast das identische Profil wie Grimaldi: Stoßstürmer, Wandspieler, kopfballstark. In Nürnberg traf er bereits – wenn auch nach Abseitsstellung des Flankengebers aberkannt. Tigges bringt alles mit, um auf zehn Saisontore zu kommen. Voraussetzung ist jedoch, dass er schnell in die Paderborner Abläufe findet und Trainer Ralf Kettemann ihm dauerhaft das Vertrauen schenkt. Im vergangenen Jahr, als Tigges beim 1. FC Köln spielte und mit ihm in die Bundesliga aufstieg, fehlte ihm genau dieses. Das Ergebnis: In 16 Partien, davon 15 Kurzeinsätze, erzielte er nicht ein Tor. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von SC Paderborn 07 (@scp07_official) Sven Michel: Erfahrung trifft Fragezeichen Mit 35 Jahren ist Michel der erfahrenste Angreifer im Kader. Seine letzte Paderborner Glanzzeit liegt allerdings drei Jahre zurück: In der Saison 2021/22 traf er in 19 Spielen 14 Mal, ehe er nach Berlin wechselte. Klein, wendig, dynamisch – Michel ist ein ganz anderer Stürmertyp als Grimaldi. Mit Tigges könnte er ein ähnliches Duo bilden wie einst mit Felix Platte. Doch die Frage bleibt: Ist er noch fit genug, um an alte Werte heranzukommen? SC Paderborn 07 erklärt: Das passiert mit Trikotflocks nach dem Grimaldi-Wechsel Stefano Marino: Der Shootingstar in Lauerstellung Der Sommer-Neuzugang hat bislang nur Kurzeinsätze bei den Profis gesammelt, aber schon eine Vorlage geliefert. In der U21 traf er viermal in drei Spielen. Marino sticht durch seine Kaltschnäuzigkeit in Strafraumnähe heraus, auch wenn er bei den Profis die Chancen – die er aber immerhin hatte – noch liegen ließ. Er ist derjenige, der vom Grimaldi-Abgang am meisten profitieren könnte. Mehr Einsatzzeit, mehr Verantwortung – für Marino könnte die Saison zum Durchbruch werden. Marco Wörner: Mehr Vorbereiter als Vollstrecker Der 20-Jährige kam bei den Profis bislang nur zu einem Kurzeinsatz, deutete sein Potenzial aber gerade in Testspielen mehrfach an. Zuletzt gelang ihm ein Traumtor gegen Wolfsburg im Test, als er die Kugel wuchtig in den Winkel hämmerte. Doch auffällig war auch: Wörner überzeugte vor allem als Vorbereiter – gute Übersicht, kluge Pässe in die Tiefe, starker Abschluss aus der zweiten Reihe. Auch er dürfte durch den Grimaldi-Abgang auf mehr Spielzeit kommen. Als klassischer Goalgetter ist er jedoch weniger eingeplant. Lucas Copado: Laufstark und teamdienlich Der Neffe von Hasan Salihamidžic besticht durch seine Dynamik und Laufbereitschaft. Copado ist wichtig fürs Offensivspiel, weil er Räume schafft und Defensivarbeit verrichtet. Doch Tore sind bislang nicht sein Markenzeichen. Im vergangenen Jahr traf er in 33 Partien in der 3. Liga für Cottbus siebenmal, bereitete sechs Tore vor. Ob er diese Bilanz auch in der 2. Bundesliga hinbekommt? Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von 1. FC Nu?rnberg (@1_fc_nuernberg) Filip Bilbija: Der unorthodoxe Torschütze Neun Treffer standen in der vergangenen Saison für Bilbija zu Buche, damit war er SCP-Topscorer in Liga zwei. Viele seiner Tore wirkten allerdings etwas zufällig, weniger aus Instinkt wie bei Grimaldi. Dennoch: Bilbija steigert sich von Jahr zu Jahr, hat mit 25 noch Entwicklungspotenzial und schon in dieser Saison spät gegen Kiel getroffen. Er könnte derjenige sein, der am ehesten zweistellig trifft – auch wenn er kein klassischer Vollstrecker ist und die Bälle eher ins Tor stolpert, als schießt. Fazit: Tore auf mehreren Schultern verteilt Ein neuer Adriano Grimaldi wird sich beim SC Paderborn 07 vermutlich nicht eins zu eins finden lassen. Stattdessen dürfte die Last auf mehrere Schultern verteilt werden: Tigges mit seiner Physis, Michel mit seiner Erfahrung, Marino als Perspektivspieler, Bilbija mit seiner Entwicklungskurve. Genau diese Variabilität macht den SCP schwer ausrechenbar und könnte sich am Ende sogar als Stärke erweisen. Kommentar: Raphael Obermair bleibt beim SC Paderborn: Sportlich richtig, menschlich bitter

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