Hannover. Erst der Horror-Start, dann ein gutes Comeback. Nach einer wilden ersten Halbzeit mit grauenhaften Defensiv-Blackouts auf Paderborner Seite ging der SCP am Sonntagnachmittag in Hannover bis zur 18. Minute mit 0:3 in Rückstand. Zur Pause war der zumindest charakterstarke SCP wieder auf 2:3 dran. Im torlosen zweiten Durchgang war der SCP das bessere Team, musste sich am Ende aber mit einer 2:3 (2:3)-Niederlage abfinden.
Paderborn startete mit zwei Veränderungen im Vergleich zum 3:1-Sieg gegen Elversberg: Für Adriano Grimaldi, der unter der Woche angeschlagen war, durfte Ilyas Ansah stürmen. Für Calvin Brackelmann stand Martin Ens in der Startelf.
„Wir hatten heute einen guten Start und ebnen dem Gegner dann mit zwei kapitalen Böcken den Weg. Zu einem Fußballspiel gehören 90 Minuten konzentriertes Arbeiten. Das ist heute nicht alles gelungen. Ich bin keinem individuell böse. Heute ist Weltlachtag. Wir sind mit einem Lächeln auf den Platz gegangen. Das ist uns aber nach den drei Gegentoren schnell vergangen. Aber auch Niederlagen muss man mit einem Lächeln akzeptieren, weiter hart arbeiten und das nächste Spiel möglichst gewinnen“, sagte SCP-Trainer Lukas Kwasniok nach dem Spiel.
Viel Energie von Anfang an
Schon vor dem Anpfiff war zu merken, dass an diesem Sonntagnachmittag viel Energie im Stadion war. Beide Fanlager sorgten für eine starke Atmosphäre in der Hannoveraner Heinz-von-Heiden-Arena. Und nach Anbruch der offiziellen Spielzeit sollte dann sofort noch mehr los sein. Beide Mannschaften hatten sich viel vorgenommen, von Minute eins an war es ein Kampf mit offenem Visier, bei dem Paderborn die erste große Chance zu verbuchen hatte.
Drei Minuten waren gespielt, als Filip Bilbija zum ersten Mal über rechts anlief und in den Strafraum passte. Der Ball landete bei Ansah, der aus der Drehung abschloss. Sein Schuss aus guter Position wurde geblockt und fiel Sebastian Klaas vor die Füße, dessen Abschluss aber weit über das Tor flog.
96 dreht mächtig auf
Dann drehte auch Hannover mächtig auf und kam offensiv immer mehr in Fahrt. Nach einem Abstoß spielte der SCP dann hinten herum. Schließlich wollte Paderborns Kapitän an diesem Nachmittag, Visar Musliu, zu SCP-Keeper Pelle Boevink zurückspielen. Sein Pass verunglückte jedoch vollkommen und landete bei Hannover-Angreifer Lars Gindorf, der keinerlei Probleme hatte, zum 0:1 einzuschieben.
„Alles fängt mit meinem Fehler an. Die ersten 20 Minuten waren die schlechtesten der ganzen Saison. Nach dem 0:3 haben wir eine gute Mentalität gezeigt. Aber solche Fehler dürfen einer seriösen Mannschaft nicht passieren“, fand Musliu nach der Partie klare Worte.
Paderborn versuchte dieses frühe und eklatante Negativerlebnis abzuschütteln und ging sofort wieder in die Offensive. Doch es dauerte nur fünf Minuten bis zum zweiten Gegentreffer: Hannovers Sei Muroya, der von der SCP-Defensive kaum einzufangen war, hatte auf der rechten Seite sträflich viel Platz, konnte in aller Ruhe in den Strafraum passen, wo auch Andreas Vogelsammer unbewacht blieb. Der 96-Stürmer schloss vom Fünfmeterraum ab und traf zum 2:0 für die Hausherren. Die kalte Dusche für die Ostwestfalen.
Viel schlimmer kann das Spiel für Paderborn nicht starten
Und es kam noch dicker: In Spielminute 18 versuchte es Paderborn wieder hinten herum. Diesmal passte Marcel Hoffmeier zurück auf Boevink. Der Ball verunglückte aber ebenso schlimm wie der von Musliu einige Minuten zuvor. Nutznießer war Hannovers Nicolo Tresoldi, der den Ball dankbar an sich nahm, einen Schritt an Boevink vorbei machte und mit seinem Treffer zum 0:3 den Paderborner Katastrophen-Start perfekt machte.
Viel schlimmer kann man in ein Spiel nicht starten. Jetzt hieß es, Charakter zu zeigen, um vor allem erst einmal ein vollkommenes Debakel zu verhindern. Und Paderborn sollte deutlich mehr als dies gelingen. Mit dem Mut der Verzweiflung griff man weiter an. Nach einem Ballgewinn schaltete der SCP in der 27. Minute schnell um. Über Bilbija landete der Ball bei Ansah, der 96-Keeper Ron-Robert Zieler mit seinem Flachschuss zu einer Parade zwang. Der Abpraller fiel Koen Kostons vor die Füße, der sicher zum 1:3 verwandelte. Ein wichtiges Lebenszeichen.
Und Paderborn war nun wieder zurück in dieser Partie. Fünf Minuten vor dem Halbzeitpfiff spielte sich der SCP hinten sehenswert heraus. Raphael Obermair leitete den Gegenangriff selbst ein und legte dann einen Sprint über den ganzen Platz hin. Der Ball lief über die linke Seite. Dort legte sich Aaron Zehnter das Leder zurecht und flankte scharf auf den zweiten Pfosten. An dieser Stelle wartete eben jener Obermair und sorgte mit seiner Direktabnahme für den 2:3-Anschlusstreffer.
Mit knappem Rückstand in die Pause
Nach einer spektakulären ersten Halbzeit ging es also doch nur mit einem knappen Rückstand in die Pause. So schlimm die Abwehrfehler des SCP zu Beginn der Partie auch waren, so bemerkenswert war auch die Mentalität, mit der das Kwasniok-Team zurück ins Spiel fand und sich nach dem Horror-Start zur Halbzeit wieder in unmittelbare Schlagdistanz brachte.
SCP-Trainer Lukas Kwasniok ist ein Fan von positiver Verstärkung, aber in dieser Halbzeitansprache könnte es doch etwas lauter geworden sein. Einen Wechsel gab es zur Pause: Für den mit Gelb vorbelasteten Ens kam Brackelmann in die Partie. Doch es dauerte nur wenige Momente in Durchgang zwei, bis die Hausherren wieder zu einer hundertprozentigen Torchance kamen. Wieder war Muroya nicht zu halten. Bereits im Paderborner Strafraum legte der Japaner quer auf Gindorf, der vollkommen frei vor Boevink stand. Doch der SCP-Keeper machte sich ganz groß und verhinderte mit einer Glanzparade den nächsten Fehlstart für Paderborn (47.).
Auch die folgende Gelegenheit ging an den SCP: Der Angriff lief über Klaas, der auf Kostons ablegte. Der Holländer fackelte nicht lange und schoss knallhart aufs Tor. Zieler konnte den zu zentral platzierten Schuss nur mit Mühe abwehren. Erst Zehnter und dann Ansah probierten es in der Folge mit Nachschüssen, jedoch ohne Erfolg. Das hätte der Ausgleich sein können (60.).
Frische Offensivpower reicht dem SC Paderborn nicht fürs Comeback
In der 65. Minute brachte Kwasniok mit Sirlord Conteh und Adriano Grimaldi frische Offensivpower ins Spiel. Kostons und Bilbija hatten dafür Feierabend. Beide waren angeschlagen. Paderborn war die bessere Mannschaft im zweiten Durchgang. Bis auf die Großchance von Gindorf kurz nach Wiederanpfiff kam von Hannover wenig. Doch auch der SCP kam zu wenigen, zwingenden Gelegenheiten.
Dann gab es noch mehr offensive Wechsel beim SCP. Für Zehnter kam Robert Leipertz ins Spiel und Hoffmeier machte Platz für Felix Platte, der damit nach langer Verletzung sein Comeback gab (77.). Und die Kicker von der Pader investierten noch mal alles, um zum Ausgleich zu kommen.
Noch eine letzte Großchance für Paderborn
In der 87. Minute prüfte Klaas 96-Torwart Zieler mit einem Gewaltschuss. Kurz darauf brachte eine Obermair-Flanke mächtig Gefahr. Erst parierte wieder Zieler stark. Den zweiten Ball köpfte Musliu an den Pfosten, dann landete der Ball etwas zufällig auf Ansah, dessen Schuss aus 15 Metern geblockt wurde und nur die nächste Ecke einbrachte (89.).
Es sollte nicht mehr für das Comeback reichen. Mit den schlimmen Fehlern aus Durchgang eins brachte sich der SCP in eine ganz schlechte Ausgangslage in der stimmungsvollen Heinz-von-Heinen-Arena. Trotz verbesserter Leistung reichte es am Ende für den SCP nicht mehr für Zählbares. Nach zwei Siegen in Folge muss sich Paderborn in Hannover mit einer eigentlich unnötigen Niederlage abfinden. Weiter geht es am kommenden Freitag mit dem Heimspiel gegen den HSV.