
Eine harte Entscheidung
Ab der 79. Minute wurde das Zweitligaspiel beim SC Paderborn für den 1. FC Magdeburg am Sonntag endgültig zur reinen Abwehrschlacht. Da nämlich sah FCM-Stürmer Luca Schuler nach einer gewagten und letztlich misslungenen Grätsche gegen SCP-Verteidiger Laurin Curda die Rote Karte. Schuler war im höchsten Tempo und mit vollem Risiko in den Zweikampf gegangen und hatte Curda unsanft zu Fall gebracht.
Schiedsrichter Nicolas Winter zückte sofort Rot, wurde dann aber von VAR Katrin Rafalski an den TV-Monitor gebeten. Doch auch nach Sichten der Bilder blieb Winter bei seiner Entscheidung, die durchaus umstritten war. So hatte Schuler seinen Gegenspieler nicht voll erwischt. Der Magdeburger war vielmehr bei seiner Grätsche mit Oberschenkel und Gesäß auf Curdas rechtes Sprunggelenk gefallen.
„Das war keine Rote Karte. Und es ist ärgerlich, wenn wir die Bilder haben", urteilte FCM-Trainer Christian Titz, der aber zugleich Kritik an seinem Stürmer äußerte: „Es ärgert mich, dass der Spieler überhaupt in diesem Tempo reingrätscht." Fakt ist: Bei seinem Einsteigen nahm Schuler eine Verletzung des Gegenspielers in Kauf. „Die Dynamik der Gesamtaktion ist Rot, auch wenn er ihn nicht voll trifft", sagte daher SCP-Coach Lukas Kwasniok.
Paderborns Trainer nahm die Szene zum Anlass, um einmal mehr Kritik am VAR zu äußern. „Beim Videobeweis wird diese Dynamik nicht beachtet. Es verschiebt sich alles, denn es geht heute immer nur ums Trefferbild", so Kwasniok. Streng genommen hätte der Schiedsrichter seine Entscheidung demzufolge nach Sichten der Bilder zurücknehmen müssen.
Curda gibt Entwarnung
Laurin Curda hatte sich beim besagten Schuler-Foul am rechten Sprunggelenk verletzt. Der SCP-Verteidiger spielte aber durch und trottete nach dem Abpfiff leicht humpelnd in die Kabine. „Ich denke aber, dass es nichts Wildes ist. Eher eine Prellung und keine Bänderverletzung", berichtete Curda.
Schulers Grätsche kommentierte der 22-Jährige wie folgt: „Er kommt halt einen Schritt zu spät und trifft mich in einer Höhe, die nicht gerade angenehm ist. Aufgrund des Tempos hatte ich mir schon gedacht, dass der Schiedsrichter Rot zieht." Schmerzhafter als die Knöchelblessur waren für Curda aber die Punktverluste, denn der SCP musste sich mit einem 0:0 zufrieden geben. „Wir waren insgesamt die bessere Mannschaft und hatten unsere Chancen. Aber wir haben sie leider nicht genutzt", resümierte Paderborns Abwehrakteur.
Kwasniok vermisst eine Ampelkarte
Der Platzverweis in der 79. Minute war aber nicht die einzige umstrittene Schiedsrichter-Entscheidung der Partie. „Wir haben zu spät in Überzahl gespielt", sagte SCP-Coach Lukas Kwasniok und meinte damit eine Szene aus Minute 59. In dieser hatte der Magdeburger Mittelfeldspieler Leon Bell Bell mit einem taktischen Foul an Robert Leipertz einen Paderborner Konter unterbunden.
Bell Bell hatte bereits in der ersten Hälfte Gelb wegen Meckerns gesehen und hätte folgerichtig mit Gelb-Rot vom Platz fliegen können. Doch Referee Nicolas Winter drückte beide Augen zu und verzichtete auf die Ampelkarte. „Die zweite Gelbe wäre vertretbar gewesen", gab FCM-Trainer Christian Titz zu. Die erste Gelbe sei aber überzogen gewesen.
Beeindruckende Werte
Lukas Kwasniok war nach dem Spiel aber trotz des verpassten Heimsieges ziemlich zufrieden. „Wir haben dem Gegner komplett den Schneid abgekauft und waren gegen eine gute Mannschaft haushoch überlegen", bilanzierte der SCP-Coach. Letztlich lässt sich trefflich darüber streiten, ob er mit diesem Urteil nicht doch ein wenig übertrieben hat.
Doch Fakt ist, dass seine Mannschaft zum zweiten Mal in Folge eine gegnerische Offensive nahezu komplett lahmgelegt hatte. „Wir haben wie schon in Wiesbaden so gut wie nichts zugelassen", erklärte SCP-Verteidiger Laurin Curda. Dies dokumentieren die Expected-Goals-Werte.
So hatte Wehen Wiesbaden bei der 1:2-Heimpleite gegen Paderborn einen extrem niedrigen xGoals-Wert von 0,38 verbucht. Magdeburg sollte diese Marke noch einmal unterbieten und kam am Sonntag auf einen rekordverdächtig schlechten xGoals-Wert von 0,24. Zum Vergleich: Beim SCP lag dieser Wert bei 1,44.
Schneckenrennen um den Aufstieg
Einerseits verpasste der SC Paderborn am Sonntag die Möglichkeit, noch näher an die Aufstiegsplätze heranzurücken. Andererseits machten die Kwasniok-Schützlinge auf drei Konkurrenten sogar einen Zähler gut. Die Teams, die in der 2. Bundesliga auf den ersten sieben Plätzen notiert sind, blieben am Wochenende nämlich allesamt sieglos.
Spitzenreiter St. Pauli verlor 1:3 auf Schalke. Der Hamburger SV kassierte in Überzahl eine 1:2-Heimpleite gegen Schlusslicht Osnabrück. Fürth ging in Karlsruhe 0:4 unter. Kiel, Hannover und Düsseldorfer spielten unterdessen remis. „Diese Liga ist einfach verrückt. Du kannst jede Woche gegen den Tabellenletzten verlieren und den Spitzenreiter schlagen", sagte SCP-Kapitän Robert Leipertz am Sonntag nach dem 0:0 gegen Magdeburg im Interview mit dem TV-Sender „Sky".
Fans danken den Mitgliedern
Tennisbälle, Schokotaler und Stimmungsboykott sind auch bei der aktiven Fanszene des SC Paderborn Vergangenheit. Dennoch waren die gescheiterten Investorenpläne der Deutschen Fußball Liga (DFL) am Sonntag gegen Magdeburg noch einmal ein Thema. „DFL - Wir behalten Euch im Blick", stand auf einem Spruchband, das auf der Südtribüne entrollt wurde.

Mit einem weiteren Banner bedankte sich die Fanszene unterdessen bei den Vereinsmitgliedern, die unlängst bei der SCP-Mitgliederversammlung gegen die besagten Investorenpläne gestimmt hatten. „Auf der MV die richtige Entscheidung getroffen. Danke, SCP-Fans!", lautete die Botschaft auf dem Banner.
Schallenberg hat Grund zum Jubeln
Ron Schallenberg hatte sich die erste Saison beim FC Schalke 04 sicher ganz anders vorgestellt. Der Verein befindet sich in der vielleicht größten sportlichen Krise der Vereinsgeschichte. Und mit seinen eigenen Leistungen konnte der gebürtige Paderborner, der im Sommer vom SCP zu den Königsblauen gewechselt war, ebenfalls überhaupt nicht zufrieden sein.
Am vergangenen Freitag aber setzten Schalke und Schallenberg ein dickes Ausrufezeichen. So feierte die Knappen einen ebenso verdienten wie überraschenden 3:1-Heimsieg gegen Spitzenreiter FC St. Pauli. Ron Schallenberg überzeugte dabei in ungewohnter Rolle. Der etatmäßige Sechser agierte nämlich als Innenverteidiger.
Schallenberg spielte fehlerfrei, setzte sogar noch Offensivakzente und wurde vom Sportmagazin „Kicker" erstmals in dieser Saison in die „Elf des Tages" berufen. „Ich habe am Tag vor dem Spiel erfahren, dass ich in der Innenverteidigung spiele", erklärte der ehemalige SCP-Kapitän. Die Rolle war für ihn dabei nicht gänzlich neu. „Ich habe es tatsächlich mal für Paderborns Zweite eine halbe Saison in der Oberliga gespielt, aber äußerst unerfolgreich", erinnerte sich Schallenberg, der sich nun aufs Wiedersehen mit dem SCP freut. So gastieren die Paderborner am kommenden Samstag um 13 Uhr in der Arena auf Schalke.
U21 schrammt am Punktgewinn vorbei
Die U21 des SC Paderborn hatte aus den ersten fünf Regionalligapartien des neuen Jahres satte elf Punkte geholt. Am Sonntag aber setzte es die erste Niederlage, obwohl die Leistung passte. So kassierte die SCP-Reserve eine 2:3 (1:2)-Niederlage beim Tabellenvierten Wuppertaler SV. „Wir haben insgesamt ein ordentliches Spiel gemacht", urteilte SCP-Coach Dennis Schmitt.
Sein Team hatte durch Moritz Flotho eine hundertprozentige Chance zur Führung (7.), geriet dann aber in Minute 15 durch Niklas Dams in Rückstand. Jascha Brandt (23.) glich aus, doch der Ex-Paderborner Marco Terrazzino (26.) und Kevin Hagemann (60.) schossen vor den 2.220 Zuschauern im Stadion am Zoo eine Wuppertaler 3:1-Führung heraus.
Presley Pululu verkürzte per Elfmeter noch auf 3:2 (80.), doch am Ende gingen die Paderborner leer aus. „Die Jungs haben immer weitergemacht, aber es hat leider nicht gereicht. Wir können aus diesem Spiel dennoch viel Positives mitnehmen", resümierte Dennis Schmitt.