Kolumnist Andreas Ludwig, auch bekannt als PaderOptimist, bloggt regelmäßig und ist Teil der PaderCast-Crew. Wenn es mal richtig schlecht läuft, ist er der Mann, um die Stimmung wieder zu heben. Er sieht den SCP irgendwann in der Champions League und tippt gerne 4:0. Für „nw.de" schreibt er zusammen mit Markus Lüttgens regelmäßig die Kolumne „Drei-Hasen-Grätsche".
Liebe SCP-Fans,
die Rückrunde ist nun vier Spieltage alt und unser SC Paderborn ist heimlich, still und leise an die Aufstiegsplätze heran gerobbt. Nach der fast schon traditionellen Niederlage gegen Fürth sind wir schnell wieder in die Spur gekommen. Und dass, obwohl uns nicht ganz überraschend unser Topscorer Florent Muslija Richtung Freiburg verlassen hat.
Dafür kamen die Winterneuzugänge Koen Kostons und Aaron Zehnter. Dass es keinen direkten Ersatz für Muslija geben wird, war von vornherein klar. Die Last muss nun auf mehrere Schultern verteilt werden. Und erfreulicherweise tragen auch Spieler aus der U21 zu diesem Vorhaben bei. So standen Ilyas Ansah, Calvin Brackelmann und Martin Ens zuletzt beim 2:1-Sieg in Kaiserslautern allesamt in der Startelf.
Genau das ist doch der Paderborner Weg. Auch wenn ich Florent Muslija gerne noch länger bei uns gesehen hätte, nehme ich dafür gerne die Vertragsverlängerungen von Hansen, Obermair, Ansah und Ens mit. Zudem gabs noch zwei neue Spieler für die U21. Ich freue mich auf die Zukunft mit diesen jungen Talenten. Wie seht ihr das? Gibt der Erfolg dem Verein recht, oder haben wir gerade nur Glück?
Wie oben schon geschrieben, haben wir uns wieder an die Aufstiegsplätze angepirscht. Natürlich will hier niemand von Aufstieg reden (außer ich), aber nach 21 Spieltagen nur drei Punkte hinter dem Aufstiegsrelegationsplatz zu stehen, ist schon ein sehr gutes Gefühl. Und das, obwohl es in dieser Saison schon so viele Rückschläge gegeben hat. Ich bin gespannt, was in den kommenden Monaten noch drin ist.
Eine fragwürdige Wette auf die Zukunft
Also alles Friede, Freude, Eierkuchen? Mitnichten! Mittlerweile fliegen in fast jedem Erst- und Zweitligaspiel aus Protest gegen den geplanten Investorendeal der Deutschen Fußball Liga (DFL) Gegenstände auf den Platz. Das nervt dich? Ja, das soll es auch. Die Fans versuchen sich Gehör zu verschaffen, weil sie nicht von Verbänden und Vereinen gehört werden. Wie man dazu steht, ist jedem selbst überlassen. Bevor man aber über die Protestler vorschnell urteilt, sollte man wissen, worum es geht.
Und hier leistet die aktive Fanszene des SCP wichtige Aufklärungsarbeit. So wurden am vergangenen Sonntag 20.000 Flyer an Paderborner Haushalte verteilt. Unter „www.nein-zu-investoren-in-der-dfl.de" gibt es zudem zahlreiche weitere Informationen. Zwei Fanvertreter waren unlängst zu Gast im „PaderCast". Und mit Marvin Richter gab es in dieser Woche ein ausführliches Interview auf „nw.de".
Die bundesweiten Proteste gegen den Investorendeal zeigen Wirkung. Einer der beiden potenziellen Investoren ist in dieser Woche auch aufgrund des bundesweiten Gegenwindes ausgestiegen. Und die DFL und ihre Mitgliedsvereine haben zunehmend größere Schwierigkeiten, das Thema einfach auszusitzen.
Selbst ich als Optimist kann auch nicht verstehen, warum man sich auf einen Deal einlassen will, der nur auf der Hoffnung beruht, dass man in Zukunft einfach viel mehr Geld einnimmt. Noch dazu soll der Vertrag eine Laufzeit von 20 Jahren haben.
Und dann wäre da noch die Tatsache, dass die Entscheidung, den Weg für Verhandlungen mit Investoren freizumachen, auf ziemlich fragwürdige Art und Weise zustande gekommen ist. Die erste Abstimmung der DFL-Klubs hatte nicht die geforderte Zweidrittel-Mehrheit erhalten. Im zweiten Anlauf entschied man sich plötzlich für eine geheime Abstimmung. Ergebnis: Die erforderliche Mehrheit wurde gerade so erreicht. Vermutlich mit einer Ja-Stimme von Hannover-96-Boss Martin Kind, der sich damit nicht an die Weisung seines Vereins gehalten hätte.
Aufklärungsarbeit wird behindert
Viele Fans sehen den Fußball in Gefahr. Trotz aller Beteuerungen der DFL könnte dieser Deal zur weiteren Zersplitterung der Spieltage oder Partien im Ausland führen. Ganz abgesehen von negativen finanziellen Folgen für die Vereine, von denen sich viele aber nun in Schweigen hüllen, statt ihre Fans und Mitglieder zu informieren.
Zu eben jenen Klubs zählt leider der SC Paderborn, der darüber hinaus sogar noch die Aufklärungsarbeit der Fans behindert. Bei unseren Heimspielen durften keine Plakate aufgehängt werden. Und Flyer hätten nur nach den Partien in bestimmten Bereichen verteilt werden dürfen. Das Verhältnis zwischen Fans und Klubführung, das in den vergangenen Monaten ohnehin schon gelitten hatte, hat sich dadurch noch einmal verschlechtert.
Mögen sich einige Vereinsfunktionäre oder Fußball-Kommentatoren auch weiter über die Fanproteste beschweren. Fakt ist: Man kann nur da protestieren, wo es auch wehtut. Es würde niemanden interessieren, wenn sich Fans mittwochs in die Fußgängerzone stellen, um Zettel zu verteilen. Ihre Plattform ist das Stadion. Und in dem wollen sie nicht länger nur ein willfähriger und schweigsamer Diener sein, der das Produkt Profifußball erst attraktiv macht.
Und so wird auch an diesem Samstag im SCP-Heimspiel gegen Kiel weiter protestiert. Aus Solidarität schließen sich übrigens auch die Fahnenträger dem Protest an. Bis auf Weiteres wird es vor dem Anpfiff keine SCP-Fahnen mehr am Mittelkreis geben.
Auch ich unterstütze den Protest ausdrücklich, weil ich keinerlei Vorteile für die 2. Bundesliga sehe und die Wette auf die Zukunft zu viele Risiken in sich birgt. Gerade für einen Verein wie den SC Paderborn. Man begibt sich nur zusätzlich in Hände, die einfach nur Geld aus dem Sport ziehen möchten und denen der Fußball völlig egal ist.
Kommt zur Mitgliederversammlung!
Dies ist nur meine eigene Meinung. Wir können gerne darüber diskutieren, wie ihr darüber denkt. Schließlich geht es uns Fußball-Liebhaber alle etwas an. Und dies kann auch eine Chance sein, dass die Fans des SCP näher zusammenrücken. Beim Info-Abend im „Capitol" sind sich die „normalen" Fans und die aktive Fanszene am Mittwochabend jedenfalls deutlich näher gekommen. Man hat gemeinsam viele Ideen und Möglichkeiten entwickelt. Ich denke, man wird es dem Verein in Zukunft nicht mehr so leicht machen, über die Köpfe der Fans hinweg zu entscheiden.
Am Montag ist die Mitgliederversammlung des SC Paderborn, in der sich die Vereinsverantwortlichen endlich dazu äußern wollen, warum sie für den Investoreneinstieg plädieren. Es sollen auch Anträge aus der Fanszene besprochen werden. Und es geht um Satzungsänderungen, die nicht unerheblich wären. Aber es würde den Rahmen sprengen, auch noch darauf einzugehen. Ich kann nur jedes Mitglied auffordern, am Montag zur Versammlung in den Schützenhof zu kommen. Das geht übrigens auch unangemeldet.
Aber erst einmal wünsche ich uns allen ein tolles Heimspiel am Samstag und Euch allen ein schönes Wochenende!