Warum Pyrotechnik für den DFB zu einer Gelddruckmaschine geworden ist

Paderborn. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) war in dieser Woche schon wieder ziemlich fleißig. Bis einschließlich Dienstag verhängte es 18 Geldstrafen gegen Erst- und Zweitligaklubs. Grund war das Fehlverhalten von Fans. Fast immer ging es dabei ums Thema Pyrotechnik. So wurde auch der SC Paderborn mit weiteren 18.000 Euro zur Kasse gebeten, weil SCP-Anhänger in der Partie beim SSV Ulm und im Heimspiel gegen Kaiserslautern gezündelt hatten. Unterm Strich musste der OWL-Zweitligist in dieser Saison bereits 78.000 Euro an den DFB berappen. Und da noch Urteile ausstehen (unter anderem für die Pyrotechnik-Vergehen auf Schalke und in Karlsruhe), wackelt der Negativrekord aus dem Vorjahr (104.200 Euro). Lesen Sie auch: Pyrotechnik: SC Paderborn muss erstmals Strafen in sechsstelliger Höhe zahlen Seit der Saison 2011/12 zahlte Paderborn insgesamt 258.260 Euro fürs Fehlverhalten seiner Fans. 42 Vereine mussten höhere Strafen begleichen. Doch das dürfte für die SCP-Verantwortlichen nur ein schwacher Trost sein, zumal der Trend in die falsche Richtung geht. Das tut er allerdings bundesweit. In der Vor-Corona-Saison 2018/19 lag die Gesamtsumme der verhängten Geldstrafen bei 3,3 Millionen Euro. In der vergangenen Spielzeit waren es satte 12,6 Millionen Euro. Mildere Strafen bei Zerstörungswut Die Pyrotechnik-Vergehen sind für den DFB zu einer wahren Gelddruckmaschine geworden. Und wer die derzeit gängige Praxis in Sachen Sportgerichtsbarkeit unter die Lupe nimmt, gewinnt schnell den Eindruck, dass es dem Verband in erster Linie um die Kohle und nicht um Sicherheitsaspekte geht. Ein Beispiel: Der FC Hansa Rostock musste unlängst nur 4.000 Euro Strafe zahlen, obwohl Hansa-Fans in der Drittligapartie bei Waldhof Mannheim (15. Februar 2025) erhebliche Schäden im Gästebereich angerichtet hatten. Sanitäranlagen wurden zerstört, Mülltonnen in Brand gesetzt. Zudem versuchten Anhänger der Gäste, einen Cateringstand anzustecken. Das Sicherheitspersonal musste darüber hinaus Angriffe auf Mitarbeiter verhindern. Alle SCP-Nachrichten im Überblick: Der News-Blog rund um den SC Paderborn Dass es sich bei den Rostockern um Wiederholungstäter handelt, muss man wohl keinem SCP-Fan erklären. Vier Wochen nach dem Gastspiel in Mannheim wütete der Hansa-Mob übrigens in Aachen. Echte Konsequenzen vom DFB sind bislang jedoch ausgeblieben. So ungerecht Kollektivstrafen auch sind. Was muss eigentlich passieren, damit Klubs auch mal zumindest mit dem Teilausschluss von Zuschauern bestraft werden? Wenn selbst A-Ligisten zur Kasse gebeten werden Das Sportgericht verwies vielmehr auch im besagten Beispiel darauf, dass es in Fällen wie &bdquo;Sachbeschädigungen und strafbewährten Handlungen“ nicht zuständig sei und gibt die Verantwortung an die Vereine und Strafverfolgungsbehörden weiter. Das mag juristisch nachvollziehbar sein. Gerecht ist es nicht. Und es sorgt ganz bestimmt nicht für ein sichereres Stadionerlebnis. Stattdessen hält der DFB stupide an seinem fragwürdigen Strafenkatalog fest. Und die Landes- und Kreisverbände ziehen mit. So wird auch schon mal wie zuletzt im Kreis Höxter ein A-Ligist mit 500 Euro zur Kasse gebeten, weil beim Kreispokalfinale ein paar Bengalos entfacht wurden. Strafe muss sein. Und bei Kritik wird gerne auf die erste Verordnung im Sprengstoffgesetz verwiesen. Die Gräben zwischen Fanszene und Verbänden werden tiefer Das Interesse, die Pyrotechnik-Problematik in den Griff zu bekommen oder gar eine Legalisierung anzustreben, dürfte beim Verband nicht allzu hoch sein. Schließlich dient ein Großteil der Strafen zur Finanzierung von DFB-Stiftungen. Zudem profitieren die DFL-Stiftung und andere fußballnahe Stiftungen von der gängigen Praxis. Immerhin werden somit soziale Projekte unterstützt. Die Vereine wiederum können zumeist ein Drittel der Geldstrafen in Präventions- und Sicherheitsmaßnahmen investieren. Doch auch dieses Geld wird nicht verhindern, dass die Gräben zwischen der aktiven Fanszene und den Verbänden noch tiefer werden, sofern sich nicht auch beim Thema Pyrotechnik etwas grundlegend ändert.

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