SCP-Splitter

Paderborner Fans zündeln am Betzenberg, ein Youngster vergisst die Pampers

Der SCP siegt in Kaiserslautern, muss aber eine saftige Geldstrafe bezahlen. Die Proteste gegen die DFL-Pläne gehen auch auf dem Betzenberg weiter. Ein Paderborner Youngster erntet ein Sonderlob. Und die Karten von Lauterns Trainer werden immer schlechter.

Im Gästeblock wurden am Samstagabend in der Zweitligapartie zwischen Kaiserslautern und Paderborn zahlreiche Bengalische Feuer entzündet. | © dpa

Frank Beineke
12.02.2024 | 12.02.2024, 05:30

Proteste und Pyros

Auch in der Zweitligapartie zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem SC Paderborn wurde am Samstagabend fleißig gegen die Investorenpläne der Deutschen Fußball Liga (DFL) protestiert. So gab es die obligatorischen „Scheiß-DFL“-Wechselgesänge und diverse Banner.

Die aktive Fanszene des FCK verteilte Info-Flyer. Und kurz vor der der zweiten Halbzeit flogen diverse Gegenstände aufs Spielfeld, so dass sich der Wiederanpfiff um rund neun Minuten verzögerte. SCP-Anhänger warfen hierbei Tennisbälle auf den Rasen. Zudem hatte sich Paderborns aktive Fanszene erneut für einen zwölfminütigen Stimmungsboykott entschieden.

Zugleich sorgten einige SCP-Anhänger aber auch wieder dafür, dass der DFB eine saftige Geldstrafe gegen ihren Verein verhängen wird. So wurden in der 20. Minute im Gästeblock knapp 30 Bengalos entzündet. Im Verlauf der Partie folgten ein gutes Dutzend weiterer bengalischer Feuer, so dass der SC Paderborn vermutlich mehr als 20.000 Euro berappen muss.

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Und da der OWL-Zweitligist in dieser Saison bereits zu Geldstrafen in Höhe von 30.800 Euro verdonnert worden ist, dürfte der Negativrekord aus der Vorsaison (41.175 Euro) wohl schon jetzt geknackt sein. Und noch stehen 13 Saisonspiele auf der Agenda.

Kwasniok verzichtet auf frühe Wechsel

Den Zweitligakickern des SCP hatte am Samstag allerdings schon vor den ersten Pyrotechnik-Vergehen der Durchblick gefehlt. So dilettierten die Gäste in der ersten Hälfte munter vor sich hin. Abgesehen von Kai Klefisch und Martin Ens blieben nahezu alle Paderborner Spieler sehr deutlich unter ihren Möglichkeiten.

Dennoch nahm Lukas Kwasniok zur Pause bei einem 0:1-Rückstand keine Wechsel vor. „Ich wollte den Jungs die Gelegenheit geben, zu zeigen, was sie drauf haben. Und sie hatten in der ersten Halbzeit ja den Betzenberg kennengelernt“, begründete Paderborns Trainer seine Entscheidung.

„Die meisten Spieler, die bei uns in der Startelf standen, hatten hier noch nie gespielt. Es ist in Kaiserslautern nun einmal etwas Einzigartiges. Die Jungs waren ein wenig eingeschüchtert. Aber sie haben dann die 20 Minuten nach der Pause gut genutzt“, ergänzte Kwasniok, der erst in der 66. Minute unmittelbar nach dem 1:1-Ausgleich seine ersten Joker brachte. Hoffmeier, Leipert und Platte kamen in die Partie. Und am Ende feierte der SCP einen durchaus verdienten 2:1-Auswärtssieg.

Sonderlob für einen Youngster

Zu den Betzenberg-Debütanten zählten mit Ilyas Ansah, Calvin Brackelmann und Martin Ens auch drei SCP-Akteure, die aus der eigenen U21 zu den Profis hochgezogen worden sind. Brackelmann und Ens bildeten hierbei zusammen mit Visar Musliu die Dreier-Abwehrkette.

Brackelmann (1,96 Meter) erhielt vor allem wegen seiner Größe den Vorzug vor Marcel Hoffmeier (1,82 Meter). Schließlich galt es unter anderem den kopfballstarken FCK-Stürmer Ragnar Ache zu verteidigen. Und mit Hoffmeier als linker Halbverteidiger war bei der 1:2-Hinspielpleite das ein oder andere Missmatch entstanden. Ens hatte derweil eine „richtig starke Trainingswoche“ (O-Ton Kwasniok) hinter sich.

Und der 22-Jährige sollte seinen Trainer nicht enttäuschen. So verlor Ens im Hexenkessel Betzenberg selbst in der unterirdischen ersten Hälfte fast nie den Überblick. „Er war vor der Pause der einzige Spieler, bei dem ich nicht das Gefühl hatte, dass er die Buchse voll hat. Er hat die Pampers in der Tasche gelassen und frei aufgespielt. Martin hat ein ganz tolles Spiel gemacht“, lobte Paderborns Coach seinen Innenverteidiger, der seinen zweiten Zweitliga-Einsatz verbuchte.

Kinsombi bleibt eiskalt

Nach dem Abgang von Florent Muslija stellte sich beim SC Paderborn die Frage, wer künftig die Elfmeter schießt. Die Antwort dürfte nun erst einmal klar sein: David Kinsombi ist der neue etatmäßige Schütze. So schnappte sich der SCP-Kapitän in der 65. Minute den Ball, um einen Handelfmeter eiskalt zum 1:1 zu versenken.

„Es war von vornherein klar: Wenn ich mich gut fühle, übernehme ich auch die Verantwortung“, erklärte Kinsombi, für den es der vierte Zweitliga-Strafstoß der Karriere gewesen war. Und alle vier Elfmeter landeten im Netz. Zwei Strafstöße hatte er für den Hamburger SV verwandelt. Einmal war Kinsombi für den SV Sandhausen vom Punkt erfolgreich gewesen.

Grammozis hat nun schlechte Karten

Kinsombis Elfmetertreffer und das SCP-Siegtor durch Visar Musliu (72.) sorgten dafür, dass die anfangs so euphorische Stimmung am Betzenberg im Laufe der zweiten Hälfte komplett kippte. So quittierten die FCK-Fans die nun ziemlich dürftige Vorstellung ihres Teams mit Pfiffen. Und nach der erneuten Pleite hallten lautstarke „Grammozis-raus“-Sprechchöre durchs Fritz-Walter-Stadion.

So hatte Dimitrios Grammozis in seinem sechsten Ligaspiel als Lauterer Cheftrainer die fünfte Niederlage kassiert. „Es ist natürlich nicht schön, wenn man so etwas hört“, kommentierte der Deutsch-Grieche die besagten Sprechchöre. „Die erste Halbzeit war von uns top. Aber wir haben leider nicht das 2:0 gemacht. Der Gegner hat Hoffnung geschöpft. Und wir hatten in der zweiten Hälfte nicht mehr die Energie, so dass wir die Spielkontrolle verloren haben“, resümierte Grammozis.

Viele FCK-Fans dürften sich derweil auch über einen Dreifachwechsel ihres Trainers geärgert haben. So nahm Grammozis bereits in der 55. Minute sein Offensivtrio Ritter, Ache und Tachie vom Feld, das in Hälfte eins prächtig harmoniert hatte. Doch gerade ohne den Ex-Paderborner Marlon Ritter fehlte dem Lauterer Spiel nahezu jegliche Kreativität. So verbuchten die Hausherren in den zweiten 45 Minuten keine einzige zwingende Torchance.

Somit wäre es keine große Überraschung, wenn Dimitrios Grammozis nach nur drei Monaten Amtszeit wieder gehen muss. Seine Vorgesetzten wie Geschäftsführer Thomas Hengen vermieden am Samstagabend jedenfalls jegliches Bekenntnis zum Chefcoach.


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