Kaiserslautern. Der SC Paderborn nimmt in der 2. Bundesliga so langsam die obere Tabellenregion ins Visier. So feierten die Ostwestfalen am Samstagabend einen 2:1 (0:1)-Erfolg beim 1. FC Kaiserslautern, bei dem die Gäste zwei Gesichter zeigen sollten. In den ersten 45 Minuten bot der SCP ein grauenhaftes Fehlerfestival. Doch dank einer deutliche Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte fuhr das Team von Trainer Lukas Kwasniok vor 36.344 Zuschauern am Lauterer Betzenberg dann doch noch den zehnten Saisondreier ein.
„Vor der Pause haben wir keine Struktur gefunden und wir waren in den Zweikämpfen meist zweiter Sieger. In der Halbzeit habe ich aber nicht draufgehauen, sondern den Jungs Mut zugesprochen. Und sie haben sich dann in ihren Rollen viel wohler gefühlt", resümierte SCP-Coach Kwasniok, der zwei Startelfänderungen vorgenommen hatte.
Martin Ens rückte für Laurin Curda (Infekt) in die Abwehrkette. Kai Klefisch durfte für Mattes Hansen ran. Und Klefisch und Co. gerieten von Beginn an mächtig ins Schwimmen. Der SCP kammit dem Lauterer Angriffspressing überhaupt nicht klar und stolperte in der ersten Hälfte von einer Verlegenheit in die nächste.
Es hätte direkt schlimmer kommen können
So hatte Durchgang eins für die Gäste letztlich nur eine einzige gute Nachricht zu bieten: Zur Pause führten die Hausherren lediglich mit 1:0. Eben jener Treffer war bereits in der dritten Minute gefallen. FCK-Verteidiger Jan Elvedi war bei einer Ecke von Tymoteusz Puchacz Richtung kurzer Pfosten gelaufen. SCP-Kapitän David Kinsombi ließ ihn gewähren. Und so köpfte Elvedi zur Lauterer Führung ein.
In Minute acht klingelte es ein weiteres Mal im Paderborner Kasten, doch der vermeintliche Torschütze Ragnar Ache hatte beim Pass von Marlon Ritter im Abseits gestanden. Anschließend verpasste Puchacz nach dem nächsten Kinsombi-Fehler das 2:0 (11.), ehe der SCP die dicke Chance zum Ausgleich hatte. Raphael Obermair schlug eine Freistoßflanke aus dem Halbfeld, Lauterns Abseitsfalle schnappte nicht zu und Visar Musliu köpfte nur haarscharf am FCK-Gehäuse vorbei.
Doch ansonsten brannte es nur im Strafraum der Gäste lichterloh. Und im SCP-Fanblock, denn dort wurden im Verlauf der ersten Hälfte rund 40 Bengalos gezündet, während FCK-Fans nach einer halben Stunde aus Protest gegen die DFL-Investorenpläne Schokotaler aufs Feld warfen.
Paderborner veranstalten Fehlerfestival
Auf eben jenem Feld ging das Paderborner Fehlerfestival weiter, wobei auch Pelle Boevink ein ums andere Mal patzte. Beispielsweise in der 24. Minute, in der Ache nach einem missglückten Pass des SCP-Keepers zum Abschluss kam. In der 40. Minute hatte Boevink dann großes Glück. Paderborns Torhüter hatte Puchacz an der Strafraumgrenze mit dem rechten Knie an der Hüfte erwischt.
Schiedsrichter Martin Petersen gab Elfmeter, wurde aber von Videoassistentin Katrin Rafalski an den TV-Monitor gebeten. Der Strafstoß hätte ohnehin zurückgenommen werden müssen, denn das vermeintliche Foul passierte außerhalb des Sechzehners. Petersen entschied aber sogar auf Schiedsrichterball, weil Boevink vor seinem harten Einsteigen den Ball erwischt hatte. Sonst hätte es Freistoß und sicherlich auch eine Rote Karte für den SCP-Torwart gegeben.
Der Anpfiff der zweiten Hälfte sollte sich um neun Minuten verzögern, weil zunächst Schokotaler aus dem Lauterer Block auf den Rasen segelten, ehe aus dem Gästeblock Tennisbälle geflogen kamen. Dann wurde wieder Fußball gespielt. Und die erste Chance hatte der SCP, der nun endlich am Spiel teilnahm. So segelte Kinsombi an einer Obermair-Hereingabe vorbei (51.). In Minute 55 tauschte FCK-Coach Dimitrios Grammozis seine Offensive aus und brachte Opoku, Abiama und Stojilkovic für Ritter, Ache und Tachie. Doch der ganze Schwung der Hausherren war dahin. Und zehn Minuten später stand es 1:1.
Elfmeterentscheidung fällt nach VAR-Intervention
Bilbija hatte Ansah in Szene gesetzt. Dessen Schuss wurde von FCK-Abwehrchef Boris Tomiak mit der Hand geblockt. Und nach VAR-Intervention gab es Elfmeter, den Kinsombi sicher verwandelte. Auch der SCP wechselte dreifach. Leipertz, Platte und Hoffmeier ersetzten Klaas, Kostons und Brackelmann (66.). Paderborn hatte nun das Heft des Handelns in der Hand und drehte in Minute 72 das Spiel. Klefisch verlängerte eine Obermair-Ecke auf Musliu, der zum 1:2 einköpfte.
Der gerade eingewechselte Sirlord Conteh hätte in der 82. Minute für die Vorentscheidung sorgen können. Der SCP-Joker klaute Nikola Soldo den Ball, legte sich das Spielgerät dann aber etwas zu weit vor und scheiterte an FCK-Keeper Julian Krahl.
Die erste nennenswerte Chance der Hausherren in Durchgang zwei gab’s derweil erst in Minute 88. Filip Stojilkovic bekam bei seinem Drehschuss nicht genügend Druck hinter den Ball. In der letzten Minute der Nachspielzeit gab es für die Gastgeber schließlich noch einen Freistoß aus 23 Metern. Doch Opoku drosch das Leder übers Tor. Und so feierte der SCP einen Sieg, nach dem es zur Pause wahrlich nicht ausgesehen hatte. „Wir haben wieder einen Weg gefunden, ein Spiel zu gewinnen", freute sich Paderborns Sportchef Benjamin Weber.
Das Spiel zum Nachlesen im „NW"-Ticker: