Kaderplanung und die Gegner: SCP-Geschäftsführer Sport über die neue Saison

Herr Weber, der SC Paderborn 07 startet am 25. Juni in die Vorbereitung. Wird Lukas Kwasniok das erste Training leiten? Benjamin Weber: Ja. Er ist und bleibt unser Trainer. Was müsste passieren, damit sich daran noch etwas ändert? Was geschieht, wenn Lukas Kwasniok beispielsweise im September von der Staatsanwaltschaft in Mallorca vorgeladen wird? Ich bin hier angestellt, um sportliche Themen zu bearbeiten. Unsere Gremien werden das laufende Verfahren natürlich beobachten und angemessen bewerten. Arminia Bielefeld ist in der Relegation gegen den SV Wehen-Wiesbaden gescheitert. Was bedeutet der Abstieg des Nachbarvereins für den SC Paderborn 07? Das bedeutet für uns zunächst eine Million Euro mehr an Fernsehgeldern. Allerdings fehlt uns auch der Reiz eines Nachbarschaftsduells. Aber mit dem VfL Osnabrück ist ja ein anderer Klub aus der näheren Umgebung aufgestiegen. Die Partien haben auch ihren Reiz. Aus den Reihen der Arminia können nun Akteure ablösefrei wechseln. Haben Sie bereits ein Auge auf den einen oder anderen Bielefelder geworfen? Spieler, die ablösefrei sind, stehen bei uns grundsätzlich hoch im Kurs. Wir haben nicht das Budget anderer Vereine. Deshalb scouten wir überall, auch in der näheren Umgebung. Wir müssen günstige Pakete schnüren und trotzdem Qualität bekommen. Darmstadt und Heidenheim sind aufgestiegen; Schalke 04 und Hertha BSC wieder in der 2. Liga. Wie schätzen Sie die Situation ein? Mit Darmstadt und Heidenheim sind nun zwei Klubs weniger in der Liga, die viel Zweitligaerfahrung besitzen und zuletzt immer oben mitgespielt haben. Hertha und Schalke besitzen enorme Strahlkraft und sind uns finanziell klar überlegen. Doch wir haben gezeigt, dass wir auch einen HSV kitzeln können. Der spielt in einer ähnlichen Liga wie die beiden Absteiger. Das Trainingslager wird in Bad Häring in Österreich stattfinden. Wie ist die Entscheidung gefallen? Wir haben eine kurze Anreise und beste Bedingungen. In den Tiroler Bergen habe ich auch mit anderen Vereinen gute Erfahrungen gemacht. Wir machen dieses Trainingslager, um zu trainieren, und nicht, um anderen Dingen gerecht werden zu müssen. Vor der abgelaufenen Saison war das Aufgebot beim Start in das Trainingslager in die USA beinahe komplett. Es darf als gesichert gelten, dass der gute Saisonstart mit 16 Punkten aus acht Spielen auch damit zu tun hatte. Wird der Kader bei der Abfahrt nach Bad Häring erneut fast vollständig sein? Es ist unsere Identität, früh zu überlegen und früh dran zu sein. Nur so können wir die Mitbewerber, die mehr Geld haben, auch ausstechen. Ich hoffe sehr, dass wir bis zum Start in das Trainingslager am 6. Juli nahezu komplett sind. Dennoch werden wir immer ein Auge offen haben, wenn sich später die Möglichkeit ergibt, noch besser zu werden. Die Situationen sind rar gesät. Doch es wird immer wieder gute Spieler geben, die in ihrem Klub nicht die Chance bekommen, die sie bei uns bekommen könnten. Sie haben bereits erklärt, dass die Kaderqualität gehalten werden soll. Das sei das Minimalziel. Was passiert, wenn Ron Schallenberg den SCP verlässt und Marvin Pieringer nicht zurückkehrt? Ich halte nicht viel davon, Spieler Eins-zu-Eins zu ersetzen. Damit tut man dem Neuzugang keinen Gefallen. Deshalb muss die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt werden. Wenn Defensivqualität verloren geht, kann das auch durch eine Verbesserung der Offensivqualität kompensiert werden und umgekehrt. Die endgültige Mischung aus den elf Akteuren auf dem Feld und die im gesamten Kader ist das Entscheidende. Wir müssen auf Abgänge vorbereitet sein. Doch wir müssen auch gewillt sein, ihnen zuzustimmen. Bei Ron Schallenberg haben wir das in der Hand; bei Marvin Pieringer jedoch nicht. Falls Schallenberg gehen sollte: Würde die Ablösesumme reinvestiert? Gibt es überhaupt ein festes Budget für die Transfers in diesem Sommer? Wir sind ein finanziell gesunder Verein ohne rote Zahlen. Uns geht es in dieser Hinsicht gut. Dennoch ist es so, dass wir jetzt und in Zukunft auch von Transfererlösen leben müssen. Teile davon werden wir nutzen, um uns infrastrukturell weiter zu entwickeln. Aber natürlich werden wir auch Geld für Spieler brauchen. Wir werden nicht alles ablösefrei hinbekommen. Wir sind nie die Einzigen, die um potenzielle Neuzugänge buhlen. Jasper van der Werff spielte zuletzt kaum eine Rolle mehr. Was erwarten Sie von dem Manndecker in der neuen Serie? Ich erwarte, dass er die abgelaufene Spielzeit reflektiert und gestärkt in die Vorbereitung startet. Er hat bereits gezeigt, dass er ein wertvoller Zweitligaakteur sein kann. Ich habe mit ihm gesprochen und weiß, dass er schlau genug ist, um nun auch die richtigen Schlüsse zu ziehen. Sebastian Klaas hatte mit Verletzungspech zu kämpfen . . . Wir alle hoffen, dass er öfter zum Kader gehören kann als noch in der abgelaufenen Serie. Wenn er auf dem Feld steht, ist er ein absoluter Unterschiedsspieler. Leider ist es so, dass ein Körper nach einer großen Verletzung oft mit weiteren kleinen reagiert. Wenn diese auskuriert sind, wird er uns auch mit seinem guten Charakter in jeder Hinsicht besser machen. Auch Felix Platte fehlte oft aufgrund von Verletzungen . . . Felix hatte ein schwieriges Jahr. Aus dem muss er die eigenen Schlüsse ziehen. Wir werden ihm alle Logistik zu Verfügung stellen, damit er das Bestmögliche aus sich herausholen kann. Felix Platte war oft verletzt. Dennis Srbeny hat den Klub verlassen. Die Verlängerung der Leihe mit Marvin Pieringer erscheint unwahrscheinlich. Adriano Grimaldi ist verpflichtet worden. Hat die Suche nach einem weiteren Stürmer nun Priorität? Wenn ich an Uwe Hünemeier und seinen Auftritt im letzten Saisonspiel gegen Nürnberg zurückdenke, sollte ich zunächst ihn fragen (lacht). Aber natürlich denken wir über Stürmer nach. Die sind aber meistens die teuersten Akteure. Zudem sind manche recht sensibel. Wir haben aber alle Augen offen. Die Leihe von Bashir Humphreys ist ausgelaufen. Wir haben Bashir die Möglichkeit eröffnet, auf einem so hohen Niveau auf der Bildfläche zu sein, dass er bei einer U20-WM für England zum Stammspieler wird. Das spricht für uns als Verein. Das zeigt, dass wir auch Akteure aus dem Ausland weiterentwickeln können. Die Chance, dass wir Bashir weiter ausleihen können, ist durch seine Leistungen bei der WM aber nicht größer geworden . . . Uwe Hünemeier hat seine sportliche Karriere beendet. Er war ein Führungsspieler, der auf dem Feld und in der Kabine klare Worte fand. Entsteht im Aufgebot nun eine Lücke? Und wenn ja, wer kann sie füllen? Das können wir nicht vorgeben. Das muss von innen heraus funktionieren. Robert Leipertz und Jannik Huth sind in dem entsprechenden Alter und haben die Erfahrung, eine Mannschaft leiten zu können. Zudem haben wir mit David Kinsombi und Adriano Grimaldi bereits zwei erfahrene Spieler verpflichtet, die auf und neben dem Platz bereits viel erlebt haben. Stichwort Jannik Huth. Wird in der Vorbereitung das Rennen um die Nummer Eins im Tor zwischen Jannik und Pelle Boevink neu eröffnet? Da muss man den Trainer und Torwarttrainer Nico Burchert fragen. Es steht aber fest, dass Jannik eine sehr gute Rückrunde gespielt hat. Wenn er diese Leistung weiter zeigt, würde ich mich sehr freuen. Julian Justvan und Florent Muslija haben in der abgelaufenen Saison konstant gute Leistungen abgeliefert. Was passiert, wenn Angebote anderer Klubs kommen? Für alle Spieler, die bei uns sind, wird es immer eine Ebene darüber geben. Ich finde es richtig, dass jeder unsere Spieler Ziele hat. Diese können teilweise mit uns erfüllt werden und teilweise woanders. Moritz Schulze hat den Verein verlassen. Wie läuft die Suche nach einem neuen dritten Torwart? Wir haben Ideen, wie wir es vielleicht von innen heraus lösen können. Möglicherweise holen wir aber von außen einen Torwart hinzu. Wir haben nun einige Spieler, die bei uns im Profikader sind, aber auch in der Regionalligamannschaft spielen könnten. Es ist ein großer Pluspunkt, dass die Lücke zwischen erster und zweiter Mannschaft nach dem Aufstieg der U21 in die Regionalliga kleiner geworden ist. Dementsprechend ist unsere Kaderplanung auch abhängig von der Regionalligaplanung und umgekehrt. Der Aufstieg hat dem SCP also neue Möglichkeiten eröffnet . . . Viele junge Spieler haben aufgrund der Abmeldungen einiger zweiter Mannschaften nicht mehr die Möglichkeit, nach dem 19. Lebensjahr die nötigen Minuten in die Beine zu bekommen. Die Erfahrung von 2.000 Minuten in einer Saison ist jedoch unverzichtbar. Wir haben jetzt die Möglichkeiten, solchen Akteuren Training und Spiele unter sehr guten Bedingungen zu bieten. So können die Jungs bei uns auf das nächste Niveau kommen. Der Sportdirektor der Hertha heißt ebenfalls Benjamin Weber. Bekommen Sie schon mal einen Telefonanruf, in dem Ihnen ein Akteur für den Hauptstadtklub angeboten wird? Ja, tatsächlich erst in der vergangenen Woche. Das passiert schon mal. Aber wenn ich den Anrufer aufkläre, wird eben gemeinsam gelacht.

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