Paderborner präsentieren sich als faire Gäste, Maxi Rohr erlebt kuriose Anreise

Gedenken an zwei Verstorbene In der Magdeburger MDCC-Arena schnellen die Dezibelzahlen bei Zweitligaspielen meistens enorm in die Höhe. Das war auch am Samstag beim 0:0 zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem SC Paderborn der Fall. Kurz vor dem Anpfiff war es in dem schmucken Stadion allerdings sowohl in den Blöcken der Heimfans als auch im Gästeblock mucksmäuschenstill. In einer Schweigeminute gedachten beide Mannschaften und die 20.325 Zuschauer dem langjährigen FCM-Fanbeaufragten Jens Janeck, der nach schwerer Krankheit im Alter von 57 Jahren gestorben war. "Ohne Dich wären wir nicht wir. Danke Jens, dein Block U", stand auf einem riesigen Banner, das in der Magdeburger Fankurve entrollt wurde. Janeck war Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender des FanRat e.V., Leiter des Fanprojekts Magdeburg und leistete darüber hinaus weitere ehrenamtliche Arbeit für den FCM und dessen Anhänger. Zudem bekundeten Fans und Spieler ihre Solidarität und Unterstützung für FCM-Stürmer Kai Brünker, der um seinen Vater Dirk trauert. Der 61-Jährige war seit dem 23. Dezember 2022 vermisst worden. Am Donnerstag wurde im Fluss Brigach in Donaueschingen eine Leiche gefunden. Ein DNA-Abgleich brachte am Freitag die traurige Gewissheit, dass Dirk Brünker tot ist. Vor dem Spiel machten sich die Magdeburger Spieler in T-Shirts mit Kai Brünkers Rückennummer 9 warm, auf denen geschrieben stand: "Wir sind bei Dir, Kai". Lob von Kwasniok Ebenso fair und vorbildlich wie die SCP-Fans bei der besagten Schweigeminute präsentierte sich am Samstag auch Paderborns Cheftrainer. Lukas Kwasniok lobte die Gastgeber nämlich nach der Partie in den höchsten Tönen. "Ich wünsche dem FC Magdeburg extrem viel Erfolg", erklärte der SCP-Coach bei der Pressekonferenz und fügte an: "Da geht mir echt einer ab, so wie die Fußball spielen." Es sei kein Zufall, dass mit Sirlord Conteh, Tobias Müller, Raphael Obermair und Leo Zingerle gleich vier Ex-Magdeburger in Paderborn spielen. "In Magdeburg wird einfach gute Arbeit geleistet und guter Fußball gespielt. Daher war das Spiel heute auch so wie es war. Sehr offen, mit hoch verteidigenden Ketten und sehr guten Fußballern auf dem Feld", so Kwasniok. Zwei knifflige Strafraum-Szenen FCM-Rechtsverteidiger Herbert Bockhorn war in der zweiten Halbzeit bei einem kleinen Tohuwabohu im Paderborner Strafraum zu Fall gekommen. Der Elfmeterpfiff blieb jedoch aus. "Schwer zu sehen, ob ein gegnerischer Spieler den Ball erwischt. Wenn das nicht der Fall ist, kann es Elfmeter geben. Aber das ist bei den Bildern, die ich gesehen habe, nicht zu erkennen", kommentierte FCM-Trainer Christian Titz die Szene. "Wenn wir da einen Strafstoß gegen uns bekommen, müssen wir auch über die Szene mit Dennis Srbeny in der ersten Halbzeit reden", erklärte Lukas Kwasniok. So war der SCP-Stürmer in der 19. Minute nach einem feinen Pass von Julian Justvan beim Abschlussversuch in arger Bedrängnis ins Straucheln geraten. Der Video Assistant Referee checkte die Szene, doch auch hier blieb der Foulpfiff aus. Letztlich war es auch völlig in Ordnung, dass es in beiden Situationen keinen Strafstoß gab. Ansonsten aber hatte Referee Nicolas Winter durchaus Schwächen in der Zweikampfbewertung. SCP-Coach Kwasniok monierte, dass der Schiedsrichter häufig mit zweierlei Maß gemessen habe. "Gegen uns wurden 18 Fouls gepfiffen, Magdeburg kommt nur auf neun. Da stimmt die Verhältnismäßigkeit nicht, denn wir sind ganz sicher keine Holzfällertruppe. Da wurden zu viele Kleinigkeiten gegen uns gepfiffen", kritisierte Paderborns Trainer. Der nächste Verletzte Kein Foul, sondern ein unglücklicher Pressschlag wurde Marco Schuster am Samstag zum Verhängnis. Der vielseitig einsetzbare SCP-Akteur war in der 64. Minute für Kai Klefisch ins Spiel gekommen, musste aber in der 83. Minute wieder ausgewechselt werden. Grund: Schuster hatte sich beim besagten Pressschlag am Knie verletzt. "Marco hat starke Schmerzen. Ich bin aber vorsichtig optimistisch, weil er noch mal aufs Feld gegangen ist und einen Sprint angezogen hat. Das gibt mir Hoffnung, dass es nichts Schwerwiegendes ist. Aber das werden wir erst am Montag oder Dienstag sehen", erklärte SCP-Trainer Lukas Kwasniok. Aus dem Stau auf die Ersatzbank Als sich der SCP-Tross am Freitagnachmittag auf den Weg nach Magdeburg gemacht hatte, saß Maximilian Rohr nicht mit im Bus. Der 27-Jährige litt noch an den Nachwirkungen einer Magen-Darm-Grippe. Da sich Rohr aber am Samstagvormittag wieder halbwegs fit fühlte, machte er sich flugs auf den Weg in die sachsen-anhaltinische Landeshauptstadt, um den Paderborner Kader aufzufüllen. Allerdings hatte der SCP-Akteur Pech, dass er auf der A2 in einen langen Stau geriet. Folge: Als Rohr endlich auf der Ersatzbank Platz nehmen konnte, war die Partie bereits angepfiffen. Trotz seiner Erkrankung und der unorthodoxen Anreise kam Rohr nach 64 Minuten für Felix Platte ins Spiel, um anschließend eine sehr solide Leistung abzuliefern. "Maxi ist selbst mit seinem Auto nach Magdeburg gefahren. Die Jungs sind sich für nichts zu schade. Jeder will der Mannschaft helfen. Das ist der Geist, der uns trägt", schwärmte Lukas Kwasniok nach Spielschluss. Debüt für einen Rotsünder Angesichts der zahlreichen Ausfälle füllten am Samstag zwei Nachwuchskräfte den Paderborner 20er-Kader auf. U19-Mittelfeldspieler Medin Kojic, der beim 1:2 gegen St. Pauli sogar einen unverhofften Kurzeinsatz gefeiert hatte, war zum zweiten Mal mit dabei. U21-Stürmer Koray Dag stand zum ersten Mal bei einem Zweitligaspiel im Aufgebot. So mancher SCP-Fan mag sich vor dem Anpfiff allerdings die Frage gestellt haben, ob der 19-Jährige derzeit überhaupt spielberechtigt ist. Schließlich hatte Dag knapp eine Woche zuvor in der Oberliga-Reserve beim 0:1 gegen Ennepetal die Rote Karte gesehen, weil er bei einem missglückten Fallrückzieher seinen Gegenspieler getroffen hatte. Die Antwort: Dag war spielberechtigt, denn als Amateur ist er nicht für Partien im Profibereich gesperrt. Allerdings kam der talentierte Angreifer, der in diesem Winter vom SC Verl zum SCP zurückgekehrt war, in Magdeburg nicht zum Einsatz.

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