Heuer wird zum Helden: Paderborns Matchwinner überrascht als Freistoßkünstler

Paderborn. Nach dem Paderborner 4:1-Heimsieg gegen Düsseldorf hatte Jannis Heuer noch über die Freistoßqualitäten seines Teamkollegen Julian Justvan gescherzt. Der SCP-Verteidiger hatte damals per Abstauber das wichtige 2:1 markiert, nachdem Justvan einen grottenschlechten Freistoß geschossen hatte. Exakt zwei Wochen später stand Heuer am Freitagabend in der Mixedzone der Home-Deluxe-Arena erneut Rede und Antwort. Der 23-Jährige hatte das Siegtor zum glücklichen, aber letztlich verdienten 1:0-Erfolg gegen den 1. FC Kaiserslautern erzielt. Und er hatte ausgerechnet per Freistoß getroffen. In der 78. Minute hatte sich Heuer am linken Strafraumeck den Ball zurechtgelegt. Der Innenverteidiger nahm Anlauf und schlenzte das Leder aus rund 20 Metern ins linke obere Eck. "Ab und zu ist mir im Training schon mal einer abgerutscht. Aber den letzten Freistoß hatte ich wohl in der Jugend reingemacht", berichtete ein grinsender Matchwinner anschließend. Für Kaiserslautern war Heuer wohl der Schütze aus dem Nichts, denn eigentlich treten beim SCP andere Akteure zum Freistoß an. Allen voran Florent Muslija und Julian Justvan. "Wenn sie auf dem Platz stehen, lassen sie Jannis nicht schießen", so SCP-Coach Lukas Kwasniok. Am Freitag aber waren beide zu diesem Zeitpunkt bereits ausgewechselt. "Nun haben Flo und Ju keine Argumente mehr. Jannis muss jetzt ran", sagte ein schmunzelnder Kwasniok. Eine Grätsche als Kunstwerk Paderborns Trainer warnt aber zugleich vor zu hohen Erwartungen. "Wir dürfen jetzt nicht glauben, dass Jannis jeden Freistoß reinmacht. Freistoßtore sind rar gesät", erklärte Paderborns Trainer. Das sind sie in der Tat. In der Zweitliga-Hinrunde hatte es 164 direkte Freistöße gegeben. Und lediglich der Heidenheimer Marnon Busch traf ins Netz. Jannis Heuer war unterdessen nicht nur wegen seines Goldenen Tores der unumstrittene Mann des Abends. In der 36. Minute hatte Paderborns Abwehrrecke im vollen Tempo mit einer gewagten Monstergrätsche verhindert, dass FCK-Stürmer Terrence Boyd die Gäste in Führung schoss. "Das war eine der besten Defensivaktionen, die ich je gesehen habe. Unglaublich", staunte SCP-Kapitän Ron Schallenberg. "Ich musste einfach darauf vertrauen, dass ich einen Schritt schneller bin als Boyd. Zum Glück hat es geklappt", kommentierte Heuer seine Rettungsaktion, die auch mit einem Elfmeter, einer Roten Karte oder einem Lauterer Torerfolg hätte enden können. Vielleicht aber wäre dann auch der Video Assistant Referee eingeschritten. Grund: Vor dem FCK-Konter, der zur besagten Boyd-Großchance führte, war ein ziemlich klares Foul an SCP-Stürmer Marvin Pieringer nicht geahndet worden. "Ich hätte die Fußballwelt nicht mehr verstanden, wenn Boyds Tor gezählt hätte", sagte Paderborns Trainer. Ein Lob für die Nebenleute Dieser hatte für seinen Siegtorschützen viel Lob parat. "Jannis war überragend", urteilte Kwasniok, der mit Tobias Müller und Uwe Hünemeier zudem zwei neue Kräfte in die Abwehr-Dreierkette beordert hatte. "Tobi und Hüne haben ein Riesenspiel gemacht", sagte Heuer mit Blick auf seine zuverlässigen Nebenleute, die maßgeblich dazu beitrugen, dass beim SCP zum neunten Mal in dieser Saison die Null stand. Knapp eine Woche zuvor hatte Paderborn beim 4:3-Sieg in Hannover noch drei Gegentreffer kassiert. Heuer hatte dabei mit einem kapitalen Patzer das 0:2 verschuldet und auch beim 0:1 nicht gut ausgesehen. "Umso mehr freue ich mich, dass ich der Mannschaft heute helfen konnte", sagte der Innenverteidiger und konstatierte nach dem vierten Sieg in Folge: "Das ist jetzt unsere Eintrittskarte, um oben noch mal eingreifen zu können."

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