Karneval kann kommen: Der SC Paderborn ist schon in Partystimmung

Hannover. In den Katakomben der Hannoveraner Heinz-von-Heiden-Arena ertönte am Samstagnachmittag lautstarke Karnevalsmusik. Lärmquelle war die Gästekabine. Dort feierten die Zweitliga-Kicker des SC Paderborn ausgelassen ihren spektakulären 4:3 (2:2)-Erfolg bei Hannover 96. Es war der dritte Sieg im dritten Rückrundenspiel. Dabei hatte für den SCP zunächst alles auf einen sportlichen Aschermittwoch hingedeutet. Nach vier Minuten lagen die Gäste nämlich mit 0:2 hinten, weil 96-Stürmer Cedric Teuchert den schnellsten Doppelpack der Zweitliga-Geschichte geschnürt hatte. Das Defensivverhalten des SCP konnte bei diesen Szenen getrost als närrisch bezeichnet werden. Beim 0:1 in Minute zwei verlor Julian Justvan den Ball, ehe Teamkollege Jannis Heuer im Duell gegen Teuchert zu passiv war. Beim zweiten Gegentreffer leistete sich Heuer einen "individuellen Klops" (O-Ton SCP-Coach Lukas Kwasniok). Doch die Paderborner ließen sich auch von diesem Katastrophen-Start nicht aus dem Konzept bringen. "So ein frühes 0:2 kann dich auch lähmen. Aber die Jungs glauben an sich und wissen, was sie können", betonte Kwasniok. Das schnelle 1:2 schockt 96 So steckte auch Pechvogel Heuer nicht den Kopf in den Sand. "Jannis war nicht topfit ins Spiel gegangen. Aber er hat sich nach seinen Fehlern super herausgearbeitet und Stabilität an den Tag gelegt. Das ist ein Entwicklungsschritt bei ihm, denn das war in der vergangenen Saison vielleicht noch anders", urteilte Paderborns Trainer. Julian Justvan wiederum machte schon nach sechs Minuten seinen folgenschweren Ballverlust wieder wett. Da nämlich spielte der SCP-Edeltechniker einen perfekten Pass auf Robert Leipertz, der auf 1:2 verkürzte. "Da hat Hannover, das zuvor zwei Mal verloren hatte, wieder mit dem Denken angefangen. Und wir waren mit unseren zwei Siegen im Rücken gefestigter. Das war der ausschlaggebende Punkt, um als Sieger vom Platz zu gehen", bilanzierte Leipertz. Der SCP-Torjäger holte in Minute 23 dann auch einen Elfmeter heraus, weil sich der völlig indisponierte 96-Verteidiger Julian Börner ein unnötiges Foul leistete. Florent Muslija sagte danke und verwandelte den Strafstoß sicher zum 2:2 (26.). Starke Bank als Sieggarant Die Gäste waren spielbestimmend und zielstrebig, benötigten aber auch eine gewisse Portion Matchglück. Beispielsweise, als Teuchert kurz vor dem Pausenpfiff an einem Dreierpack vorbeischrammte - oder als bei einem Zweikampf zwischen SCP-Verteidiger Marcel Hoffmeier und 96-Stürmer Maximilian Beier (50.) ein durchaus möglicher Elfmeterpfiff ausblieb. Ein Garant für den Paderborner Sieg war letztlich (wieder einmal) die tief besetzte Bank. Maximilian Rohr, der zur Halbzeit für den verletzten Sechser Kai Klefisch in die Partie gekommen war, bereitete den 3:2-Treffer durch Robert Leipertz (55.) traumhaft vor und eroberte vor dem 4:2 (71.) den Ball. Eben jenes 4:2 erzielte derweil Sirlord "Sissi" Conteh, der kurz zuvor für Leipertz eingewechselt worden war. "Sissi hat in der Halbzeit zu mir gesagt: Leipi, mach noch einen. Dann komme ich für dich rein und mache auch noch einen", berichtete Doppeltorschütze Leipertz. "Durch diese Konkurrenzsituationen entsteht eine Dynamik. Gleichzeitig nimmt sich niemand zu wichtig, sondern gibt Gas, wenn er von der Bank kommt. Das macht eine gute Mannschaft aus", erklärte Trainer Kwasniok. Karneval gegen Kaiserslautern? "Alle werfen sich rein, alle stellen sich in den Dienst der Mannschaft", lobte Kapitän Ron Schallenberg, sah aber keinen Grund für überbordende Euphorie: "Die drei Gegentore sollten Warnung genug sein." Mit dem perfekten Rückrundenstart hat der SCP jedenfalls wieder den Anschluss an die Aufstiegsplätze hergestellt. "Wenn du bis zum Schluss ein Wörtchen mitreden möchtest, brauchst du etwa 60 Punkte", prognostizierte Paderborns Cheftrainer. Seinem Team fehlen somit noch 25 Zähler. Der nächste Dreier soll am kommenden Freitag, 17. Februar, im Topspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern (18.30 Uhr) eingefahren werden. "Das wird eine große Challenge", so Kwasniok. Sollte sein Team diese Herausforderung meistern, dürften auch in der Paderborner Home-Deluxe-Arena närrische Gassenhauer erklingen. Schließlich ist am Wochenende Karneval.

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