SC Paderborn ringt vor Gericht um Corona-Entschädigungen

Paderborn/Minden. Im März 2020 saß der damalige Athletiktrainer des ebenso damaligen Fußball-Erstligisten SC Paderborn, Felix Sunkel, 14 Tage in seiner Wohnung in Hannover fest. Wegen eines Corona-Falls im Kader des SC Paderborn hatten die Behörden ihn und 24 weitere Angestellte des Klubs in häusliche Quarantäne geschickt – bei gesetzlicher Lohnfortzahlung. Kann der Arbeitgeber sich dafür vom Land entschädigen lassen, weil die Quarantäne ja zum Schutz der Bevölkerung angeordnet wurde? Diese Frage beschäftigt nach den Zivilgerichten zur Zeit auch das Verwaltungsgericht Minden. Nicht nur für den in &bdquo;Zwangsurlaub“ geschickten Athletiktrainer möchte die SC Paderborn GmbH&Co KGaA die Lohnfortzahlung ersetzt bekommen. Insgesamt 25 der beim zuständigen Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) gestellten Anträge führten zu Klagen. Dabei geht es um Erstattungen in Höhe von rund 200.000 Euro. Elf davon hat die 2. Kammer des Verwaltungsgerichts in Minden schon entschieden. Ergebnis: Sieben Klagen, die SCP-Spieler und den Torwarttrainer betrafen, wurden abgewiesen. Hier sah das Gericht keinen Erstattungsanspruch, weil die Sportler ja die geschuldete Arbeitsleistung in Form von häuslichem Training hätten erbringen können. Abgesehen von den abgesagten Ligaspielen, versteht sich. Der SC Paderborn hat bereits entschieden, Berufung einzulegen, so dass diese Klagen nun wohl vor dem Oberverwaltungsgericht verhandelt werden. Erstattungen für Security-Mitarbeiter Erfolg hatte der Verein dagegen bereits in drei Fällen, in denen es um Corona-Entschädigungen für Aushilfskräfte ging. So kam das Verwaltungsgericht zu dem Urteil, dass Security-Mitarbeiter ihren Dienst nicht von zu Hause aus leisten können. Zehn Fälle liegen noch vor Gericht. &bdquo;Jeder Fall ist individuell zu sehen“, betonte der Vorsitzende Richter der 2. Kammer, Hans-Jörg Korte, am Dienstag bei der Verhandlung in Sachen Athletiktrainer Felix Sunkel. Der war als Zeuge geladen und schilderte, was er vor, während und direkt nach der Quarantänezeit gemacht habe. Seine Arbeitsstätte war hauptsächlich der Kraftraum, in dem er die Spieler vor und nach dem Training beziehungsweise nach Heimspielen betreut hatte. Außerdem habe er mit dem Trainerteam die individuellen Fitnessprogramme erstellt und die Daten aus den Tracking-Uhren aufbereitet und ausgewertet. Die erste Corona-Welle habe den SCP in Düsseldorf erwischt, wo das Bundesligaspiel abgesagt wurde. Zurück in Paderborn sei ein Teil des SCP-Trosses um den positiv getesteten Spieler Luca Kilian gleich in Quarantäne geschickt worden, auch er. &bdquo;Es war sehr hektisch“, schilderte Sunkel vor Gericht die damalige Situation. Er habe dann zu Hause Trainingsprogramme für die neue Situation und die abgesonderten Spieler aufgestellt und mit Bildern und Videoclips ergänzt. Kontakte nach Paderborn, wo er eine Zweitwohnung hatte, habe er nicht gehabt. Die Arbeit habe etwa einen Arbeitstag in Anspruch genommen. Weitere Aufgaben habe er von Seiten des Arbeitgebers nicht bekommen. Richter Korte wies daraufhin, dass er laut Arbeitsvertrag noch einige weitere Aufgaben hatte. Zum Beispiel als Koordinator im Nachwuchsleistungszentrum des SCP. Dies habe vor der Quarantäne etwa ein Sechstel seiner Arbeitszeit beansprucht, sagte Sunkel. Das Urteil steht noch aus Zwischen den Anwälten der Parteien entwickelte sich ein heftiger Disput drüber, ob der SCP als Arbeitgeber hätte mehr tun können, um von seinem Angestellten die vereinbarte Arbeitsleistung zu bekommen. Klägeranwalt Marcel Sonntag sah keine Möglichkeit, dass Sunkel die Aufgabe des Athletiktrainers von zu Hause aus hätte erfüllen können. Außerdem habe der SCP einer behördlichen Anordnung Folge leisten müssen, die ja dem Schutz der Bevölkerung diente. Der Vertreter des Landes NRW, Rechtsanwalt Renger, warf dem SC Paderborn vor, von vornherein mit einer Entschädigung zu Lasten des Steuerzahlers für die Lohnfortzahlung gerechnet zu haben. Kein anderer Profisportverein im LWL-Bereich habe solche Anträge gestellt. Der SCP als Arbeitgeber hätte Sunkel auch andere Aufgaben aus dem Arbeitsvertrag im &bdquo;Home-Office“ stellen können. Das Urteil in diesem Fall will die 2. Kammer innerhalb der kommenden zwei Wochen verkünden. Vor anderen Kammern der Verwaltungsgerichts Minden laufen derweil eine Reihe ähnlicher Klagen auf Entschädigung aus dem Bereich des Fleischproduzenten Tönnies in Rheda-Wiedenbrück.

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