Erst Freude, dann Frust: Rückblick auf die Hinrunde des SC Paderborn

Paderborn. Viele Fans des SC Paderborn hatten der Zweitliga-Saison 2022/23 mit einer großen Portion Optimismus entgegengeblickt. Schließlich hatte sich ihre Mannschaft in der Sommervorbereitung in bestechender Frühform präsentiert. Davon kündeten unter anderem Testspielsiege gegen Ajax Amsterdam (5:2) und den VfL Bochum (2:0). Die guten Eindrücke sollten sich in der ersten Hälfte der Hinrunde mehr als bestätigen. Der SCP schien die Konkurrenz regelrecht zu überrollen. Doch dann ging es bergab. In den letzten neun Spielen setzte es sechs Niederlagen. Zuletzt gingen die Paderborner gar vier Mal in Folge als Verlierer vom Platz. Im Folgenden blicken wir auf die wichtigsten Stationen einer äußerst wechselhaften Hinrunde zurück. 1. Spieltag, 17. Juli 2022 SC Paderborn - Karlsruher SC 5:0 (0:0): Erstmals seit 20 Jahren gewinnt der SCP mal wieder ein Heimspiel zum Saisonauftakt. Es wird gleich ein Kantersieg, auf den zunächst jedoch rein gar nichts hindeutet. "Während meiner gesamten Zeit in Paderborn war ich noch nie so wütend", sagt SCP-Coach Lukas Kwasniok mit Blick auf die erste Hälfte, in der sein Team vor allem in den ersten 20 Minuten enttäuscht. Doch nach dem Wechsel spielen sich die Hausherren in einen Rausch. Der ehemalige KSC-Akteur Florent Muslija bringt den SCP in der 56. Minute per Elfmeter in Führung. Es folgen Treffer von Leipertz, Justvan, Platte und Conteh. Und erstmals zeigt sich, was passieren kann, wenn Paderborns Offensive so richtig ins Rollen kommt. 5. Spieltag, 20. August 2022 SC Paderborn - Holstein Kiel 7:2 (5:2): Erst das 5:0 gegen Karlsruhe, dann ein 4:2 gegen Hannover. Und im dritten Heimspiel der Saison setzt der SCP sogar noch einen drauf. So schießen die Hausherren beim vierten Pflichtspielsieg in Folge satte sieben Tore. Paderborn verteidigt damit seine Tabellenführung. "Das Ergebnis ist etwas übertrieben", sagt Doppeltorschütze Felix Platte nach Spielschluss. In der Tat hatte der Gegner aus Kiel eigentlich richtig gut mitgespielt. Doch dem SCP gelingt in dieser Phase der Saison fast alles. Chefcoach Kwasniok sagt dennoch: "Unsere Mannschaft ist gut, aber nicht sehr gut." 8. Spieltag, 10. September 2022 SC Paderborn - SSV Jahn Regensburg 3:0 (1:0): Fünftes Heimspiel, fünfter Sieg. Dazu ein Torverhältnis von 20:4. Und zum sechsten Mal in Folge bleibt der Spitzenreiter aus Paderborn ungeschlagen. So langsam nimmt die Paderborner Erfolgsserie unheimliche Züge an. In der Partie gegen Regensburg erwischen die Gäste zwar den besseren Start, doch ab der 20. Minute haben die Hausherren alles im Griff. Paderborn steckt hierbei auch das Fehlen von vier Innenverteidigern und den kurzfristigen Ausfall von Stammkeeper Jannik Huth weg. Senkrechtstarter Marcel Hoffmeier sorgt mit seinem ersten Zweitligator für die 1:0-Führung. Leipertz und Pieringer machen gegen dezimierte Gäste, die ab der 66. Minute in Unterzahl spielen, den Sack zu. "Paderborn hat derzeit einfach das Selbstvertrauen und die nötige Leichtigkeit", sagt Regensburgs Trainer Mersad Selimbegovic nach der Partie. 9. Spieltag, 18. September 2022 SpVgg Greuther Fürth - SC Paderborn 2:1 (1:0): Ausgerechnet beim Liga-Schlusslicht geht die Tabellenführung flöten. Die Paderborner haben zwar mehr als 70 Prozent Ballbesitz, lassen aber vor allem in der ersten Hälfte die nötige Gier und Zielstrebigkeit vermissen. "Wir waren mit Ball relativ ziellos unterwegs", bemängelt SCP-Coach Kwasniok. Sein Team kommt zwar kurz nach der Pause durch Dennis Srbeny zum Ausgleich, doch Branimir Hrgota trifft in der 73. Minute zum ersten Fürther Heimsieg seit mehr als sieben Monaten. Die Franken untermauern damit ihren Ruf als Paderborner Angstgegner. DFB-Pokal 2. Runde, 19. Oktober 2022 SC Paderborn - Werder Bremen 7:6 nach Elfmeterschießen (2:2/2:0): Der SCP kassiert nach dem besagten Spiel in Fürth eine weitere 1:2-Niederlage gegen Darmstadt, ehe 3:0-Siege gegen Rostock und Sandhausen folgen. Den emotionalen Höhepunkt aber gibt es an einem Mittwochabend im DFB-Pokal. Platte und Conteh sorgen in der ausverkauften Home-Deluxe-Arena für eine Paderborner 2:0-Pausenführung, doch der Erstligist von der Weser gleicht nach dem Wechsel durch Edeljoker Bittencourt und Weiser aus. Die Verlängerung bleibt torlos, weil ein Füllkrug-Treffer annulliert wird. In der Elfmeter-Lotterie vergibt Bittencourt auf Bremer Seite, ehe ein nervenstarker Richmond Tachie den SCP in die nächste Runde schießt. "Ich weiß nicht, wie viel die Jungs trinken - ich trinke auf jeden Fall mehr", scherzt Trainer Lukas Kwasniok nach dem packenden Pokalfight gegen Werder. Allerdings wird sich in den nächsten Wochen zeigen, dass dieses Spiel sowohl körperlich als auch mental eine Menge Körner gekostet hat. So bleibt es der letzte Paderborner Pflichtspielsieg der Hinrunde. 14. Spieltag, 30. Oktober 2022 SC Paderborn - Hamburger SV 2:3 (1:2): Das Heimspiel gegen den HSV wird sogar noch hochklassiger und spektakulärer als die Partie gegen Bremen. Doch diesmal behält der Gegner die Oberhand. Paderborn erwischt einen Blitzstart durch Leipertz (3.), vergibt aber anschließend diverse Chancen, während die Hamburger durch Torjäger Glatzel (23.) und den überragenden Dompé (45.+1) zuschlagen. Nach der Pause gleich Leipertz zum 2:2 (51.) aus und schnürt damit den ersten Zweitliga-Doppelpack seiner Karriere. Doch Benes beschert den Gästen mit seinem 3:2-Siegtreffer (69.) einen glücklichen Dreier. "Es gibt heute zwei Sieger: Den HSV und den Zweitliga-Fußball", bilanziert SCP-Coach Lukas Kwasniok und fügt an: "Außer dem Ergebnis wurmt mich nichts." 15. Spieltag, 5. November 2022 1. FC Heidenheim - SC Paderborn 3:0 (1:0): Eine Woche später wurmt Paderborns Trainer aber nicht nur das Endergebnis. Beim Verfolgerduell in Heidenheim zeigt seine Mannschaft vielmehr die mit Abstand schlechteste Leistung der Hinrunde. Die Gäste lassen sich von den aggressiven Hausherren von der ersten Sekunde an den Schneid abkaufen. Doppeltorschütze Jan-Niklas Beste und Denis Thomalla treffen für Heidenheim, das die Hinrunde am Ende als Tabellendritter abschließt. Paderborn aber rutscht erstmals aus den Top 3. "Man hat heute gesehen, dass wir noch keine Spitzenmannschaft sind. Wir würden gut daran tun, uns nicht nur über unseren fußballerischen Ansatz zu definieren. Wir müssen dagegenhalten", fordert Lukas Kwasniok. Doch sein Team wird dieser Forderung in den letzten beiden Hinrundenspielen nur halbherzig nachkommen. 17. Spieltag, 13. November 2022 1. FC Nürnberg - SC Paderborn 2:1 (1:0): Die Talfahrt geht nach dem Tiefschlag in Heidenheim munter weiter. Erst setzt es unter der Woche eine 0:2-Heimpleite gegen den OWL-Rivalen Bielefeld, bei der SCP-Keeper Jannik Huth schon nach acht Minuten die Rote Karte sieht. Dann kassieren die Paderborner beim Hinrunden-Finale in Nürnberg die vierte Niederlage in Folge. Diese ist absolut unnötig, denn die kriselnden Franken erweisen sich als absolut schlagbarer Gegner. Doch während der SCP in der Offensive selbst beste Einschussmöglichkeiten vergibt, leisten die Gäste bei den beiden Gegentreffern jede Menge Schützenhilfe. Nutznießer ist Nürnbergs Stürmer Kwadwo Duah, der einen Doppelpack schnürt. Auf Paderborner Seite reicht es nur zum Anschlusstreffer durch Julian Justvan. "Der wachsame Blick nach unten ist durchaus notwendig", sagt SCP-Sportchef Fabian Wohlgemuth. Denn nach der siebten Saisonniederlage ist Paderborn nur noch neun Punkte von einem Abstiegsplatz entfernt. "Die letzten vier Spiele tun natürlich sehr weh. Und es ist bitter, denn der letzte Eindruck bleibt. Aber in der Gesamtbetrachtung bleibt es eine ordentliche Hinrunde", resümiert derweil Trainer Lukas Kwasniok.

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