Vier bewegte Jahre: Rückblick auf Lukas Kwasnioks Zeit beim SC Paderborn

Paderborn. Nach vier Jahren endete nun die Amtszeit von Trainer Lukas Kwasniok beim SC Paderborn. Seine Bilanz kann sich wahrlich sehen lassen. Der SCP konnte unter Kwasniok stets kontinuierlich punkten und befand sich fast immer in der oberen Tabellenhälfte der 2. Fußball-Bundesliga. Dennoch war und ist der 43-Jährige ein Trainer, der polarisiert. Lukas Kwasniok nimmt selten ein Blatt vor den Mund und scheut sich nicht, auch gegen den Mainstream zu schwimmen. Mitunter schoss er dabei übers Ziel hinaus. Vieles aber war auch bewusst kalkuliert. So bezeichnete sich Kwasniok selbst als &bdquo;Entertrainer“. Das und seine gute Arbeit führten immerhin dazu, dass der SCP auch als &bdquo;graue Maus“ häufiger im Fokus der überregionalen Berichterstattung stand. Auf einige Schlagzeilen hätte die Vereinsführung allerdings auch liebend gerne verzichtet. Im Folgenden blicken wir noch einmal auf die bewegte Amtszeit des scheidenden SCP-Trainers zurück. Im Interview: Abschied von Lukas Kwasniok beim SC Paderborn: &bdquo;Ich bin ein Teil der Stadt“ Verpflichtung als Baumgart-Nachfolger beim SC Paderborn 17. Mai 2021: Der SC Paderborn gibt offiziell bekannt, dass Lukas Kwasniok zur Saison 2021/22 die Nachfolge von Erfolgscoach Steffen Baumgart antreten wird. &bdquo;Er passt perfekt ins Anforderungsprofil des SCP07. Lukas Kwasniok hat eine klare Ansprache, strebt nach dem maximalen Erfolg und legt großen Wert auf den Teamgeist“, kommentiert der damalige SCP-Sportchef Fabian Wohlgemuth die Personalentscheidung. 31. Mai 2021: Der SCP stellt seinen neuen Trainer im Rahmen einer Pressekonferenz vor. &bdquo;Ich sitze hier voller Demut und Dankbarkeit. Ich hätte mir nie erträumen lassen, dass ich mal in der 2. Bundesliga einen Verein wie den SC Paderborn trainieren darf“, erklärt Kwasniok und sagt mit Blick auf seinen Vorgänger: &bdquo;Baumi hat hier tolle Arbeit geleistet und ein tolles Fundament geschaffen. Ich will hier aber eigene Spuren hinterlassen.“ 15. August 2021: Der SCP siegt 4:1 beim SV Werder Bremen und feiert damit den ersten Pflichtspiel-Erfolg unter Trainer Lukas Kwasniok. Zuvor hatte es in der Liga zwei Remis in Heidenheim (0:0) und Darmstadt (2:2) gegeben, ehe Paderborn in der ersten DFB-Pokalrunde mit 1:2 bei Dynamo Dresden verlor. Abseits des grünen Rasens sorgt der neue SCP-Trainer derweil für bundesweite Schlagzeilen. Grund: Lukas Kwasniok will sich nicht gegen Covid-19 impfen lassen. &bdquo;Ich weiß, dass ich damit Kritik ernte. Aber es ist meine private Entscheidung, die nicht zuletzt aus meiner grundlegenden Einstellung zum Leben resultiert. Ich finde einfach, dass jeder frei entscheiden soll. Und ich hoffe, dass meine Entscheidung respektiert wird“, begründet Kwasniok. Die SCP-Verantwortlichen sind alles andere als begeistert, respektieren aber die Entscheidung. Im Frühjahr 2022 lässt sich Paderborns Chefcoach dann aber doch impfen. Kwasniok hätte sein Team sonst nicht ins Sommer-Trainingslager in die USA begleiten können. &bdquo;Wenn ich aufgrund einer freiheitlichen Entscheidung Restriktionen hinnehmen musste, habe ich das in Kauf genommen, aber ich habe nie an meiner Arbeitsfähigkeit zweifeln müssen. Für mich war immer klar, dass ich meine Mannschaft nicht im Stich lasse, weil ich als Chefcoach Teil der Gruppe bin“, so Kwasniok. Unter Kwasniok wird der SCP erstmals Zweitliga-Spitzenreiter 19. September 2021: Der Gala von Bremen folgen vier weitere SCP-Siege in Folge. Zum Abschluss gibt’s dabei einen 4:1-Erfolg in Aue, mit dem der SC Paderborn erstmals in seiner Vereinsgeschichte die Zweitliga-Tabellenführung erobert. Nach 13 Saisonspielen stehen satte 24 Punkte zu Buche, ab dem dritten Spieltag rangiert der SCP in der gesamten Spielzeit stets in der oberen Tabellenhälfte. Allerdings bleibt Paderborn vor der Winterpause fünf Spiele in Folge sieglos. Am Ende holt der SCP in Kwasnioks Premierensaison 51 Zähler und einen respektablen siebten Platz. Die schlechte Heimbilanz (nur zwei Siege aus den ersten 15 Heimspielen) sorgt allerdings dafür, dass die Punkte-Ausbeute meistens besser ist als die Stimmung im Umfeld. 20. August 2022: Der SCP feiert einen 7:2-Heimsieg gegen Holstein Kiel, krönt damit seinen furiosen Saisonstart und thront an der Tabellenspitze. In den ersten drei Heimspielen schießt Paderborn 16 Tore. Das ist ein neuer Zweitligarekord. Die Heimschwäche der Vorsaison ist wie weggeblasen. Und an fünf der ersten acht Spieltage grüßt der SCP von Rang eins. Ende September 2022 verlängert Kwasniok seinen bis Juli 2023 datierten Vertrag vorzeitig um zwei weitere Jahre. Damals noch unter Sportchef Fabian Wohlgemuth, der Paderborn Anfang Dezember verlässt, um zum VfB Stuttgart zu wechseln. Unterm Strich ist der SCP in der gesamten Saison unter den Top 6 zu finden. 68 erzielte Treffer künden von der Qualität des Teams, das aber im Februar/März immenses Verletzungspech hat. Folge: Paderborn verliert wertvollen Boden und beendet die Spielzeit letztlich mit 55 Punkten als Tabellensechster. Mallorca-Kurztrip überschattet Paderborns Saisonfinale 28. Mai 2023: Der SC Paderborn verliert zum Saisonfinale sein Heimspiel gegen Nürnberg mit 0:1. Abwehrrecke Uwe Hünemeier kommt dabei zum letzten Profi-Einsatz seiner langen Spielerkarriere. Doch all das wird von der Nachricht überschattet, die den SCP vier Tage vor dem Spiel erreicht hat. Lukas Kwasniok, der mit seinem Trainerteam einen Kurztrip nach Mallorca unternommen hatte, war im Urlaubsort Cala Ratjada vorläufig festgenommen und nach einer Anhörung ohne Auflagen entlassen worden. Eine 25-jährige Frau hatte den SCP-Coach schwer belastet. Der Vorwurf der sexuellen Nötigung stand im Raum. Lukas Kwasniok kehrt zwar rechtzeitig zum Nürnberg-Spiel nach Paderborn zurück, verzichtet aber freiwillig auf das Saisonfinale. Anfang September 2023 wird das Ermittlungsverfahren ohne Anklageerhebung oder eine Geldstrafe eingestellt. Kwasniok hatte stets seine Unschuld beteuert und erhält die volle Rückendeckung vom Verein. &bdquo;Nach unseren Erkenntnissen war es ohnehin sehr unwahrscheinlich, dass es zu einer Anklage kommt. Deshalb haben wir auch die Zusammenarbeit mit Lukas Kwasniok aufrechterhalten“, erklärt SCP-Präsident Thomas Sagel. Mehr zum Thema: Verfahren eingestellt: Keine Anklage gegen SCP-Trainer Lukas Kwasniok 30. Juli 2023: Der SC Paderborn kassiert zum Saisonauftakt eine 0:5-Pleite in Fürth und steht zum ersten und einzigen Mal in Kwasnioks Amtszeit auf einem Abstiegsplatz. Die Hinrunde verläuft auch aufgrund von Personalproblemen recht holprig. In der zweiten Novemberhälfte schlittert der SCP nach einer 1:3-Heimpleite gegen Nürnberg und dem 1:4-Debakel in Elversberg in ein Stimmungstief. Doch für Kwasniok gibt es in dieser Phase einen Vertrauensbeweis vom Verein. So wird sein Vertrag um ein weiteres Jahr bis Juli 2026 verlängert. Trotz all der Widrigkeiten, die die erste Halbserie zu bieten hat, holt Paderborn stolze 27 Punkte. In der Rückrunde zeigt der SCP dann bessere Leistungen, ergattert aber &bdquo;nur“ 25 Zähler. 30.11.2024: Fast exakt ein Jahr nach dem besagten 1:4-Debakel im Saarland feiert Paderborn einen 3:1-Erfolg in Elversberg. Der SCP, der in der Hinrunde insgesamt fünfmal die Tabelle anführt, ist mit vier Punkten Vorsprung Spitzenreiter. In den folgenden drei Partien bis zur Winterpause sammelt der OWL-Zweitligist aber nur noch einen Zähler. Ein verweigerter Wechsel als Anfang vom Ende 21. Dezember 2024: Lukas Kwasniok holt nach dem Hinrundenfinale gegen den KSC, das unglücklich mit 1:2 verloren geht, zu einem verbalen Rundumschlag aus und bemängelt die fehlende Qualität im Kader. Zudem macht er seinem Ärger Luft, weil ihn im November ein Wechsel zum Hamburger SV verweigert worden war. Lesen Sie auch: Das sagen Paderborns Präsident und der Sportchef zum Trainer-Rundumschlag Die Wutrede erfüllt durchaus ihren Zweck: Mit den Winterneuzugängen Manuel Riemann, Marvin Mehlem und Casper Terho bläst der SCP in der Rückrunde zur Attacke. Nach einem 5:3-Heimsieg gegen Kaiserslautern klettert Paderborn am 26. Spieltag auf Rang drei, ehe trotz guter Leistungen bittere Niederlagen gegen Köln, Braunschweig und Düsseldorf folgen. 15. April 2025: Der SC Paderborn gibt bekannt, dass Verein und Cheftrainer ihre Zusammenarbeit nach der Saison &bdquo;in gegenseitigem Einvernehmen und mit großem Respekt füreinander“ beenden werden. Kwasniok wird seinen bis 2026 datierten Vertrag damit nicht erfüllen. Alle SCP-Nachrichten im Überblick: Der News-Blog rund um den SC Paderborn 18. Mai 2025: Der SCP geht als Tabellenvierter ins Saisonfinale und hat sogar noch Chancen auf den direkten Aufstieg. Doch während die Konkurrenz aus Köln und Elversberg gewinnt, kassiert Paderborn im letzten Spiel unter Lukas Kwasniok eine 0:3-Schlappe beim Karlsruher SC. Dennoch steht mit Rang vier die drittbeste Zweitligaplatzierung der Vereinsgeschichte zu Buche. Das Fazit zu Kwansioks Zeit beim SC Paderborn Fazit: Lukas Kwasniok war in seinen vier Jahren beim SC Paderborn ein Trainer, der durchaus polarisierte und der für die Vereinsführung alles andere als pflegeleicht war. Langweilig wurde es selten. Doch seine sportliche Ausbeute und die Tatsache, dass die Mannschaften unter ihm stets einen bedingungslosen Einsatzwillen zeigten, sprechen für sich. In den acht Halbserien unter Kwasnioks Ägide holte der SCP stets zwischen 24 und 29 Punkte. Paderborn geriet unter ihm nicht einmal in eine sportliche Krisensituation und beendete die Spielzeiten auf den Rängen sieben, sechs, sieben und vier. In 136 Zweitligapartien gab es unter Kwasniok bei einem Torverhältnis von 234:188 insgesamt 59 Siege, 36 Remis und 41 Niederlagen. Der Punkteschnitt beträgt damit 1,57. Hinzu kommen fünf Erfolge in neun DFB-Pokalspielen. Zweimal gelang dabei der Einzug ins Achtelfinale. Der Nachfolger: Kettemann folgt auf Kwasniok: So tickt der neue Trainer des SC Paderborn

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