Höhenflug geht weiter: SC Paderborn mausert sich zum Aufstiegskandidaten

Paderborn. Es war ein Spiel für die Geschichtsbücher. Mit 7:2 (5:2) fegte der SC Paderborn am Samstag den bis dato ungeschlagenen Ligakonkurrenten Holstein Kiel aus der Home Deluxe Arena. Der SCP hatte damit erstmals in seiner Vereinsgeschichte in einem Zweitliga-Heimspiel mehr als sechs Treffer erzielt. Erstmals konnte eine Zweitliga-Tabellenführung verteidigt werden. Zwölf Punkte aus fünf Partien stellen einen neuen Vereins-Startrekord da. Und 16 (!) erzielte Treffer in den ersten drei Heimspielen dürften sogar eine neue Liga-Bestmarke sein. Da stellt sich unweigerlich die Frage, wohin der Weg des SCP in dieser Saison führen kann. Ist das neuformierte Team womöglich schon reif für den dritten Bundesliga-Aufstieg der Vereinshistorie? Spieler und Verantwortliche wollen davon nichts hören. Verständlicherweise, denn es sind gerade einmal fünf Spiele absolviert. Doch die Paderborner Offensivpower sollte der Konkurrenz zu denken geben. Die Gäste aus Kiel gerieten am Samstag jedenfalls gehörig unter die Räder. Dabei hatten die Holsteiner in den ersten 45 Minuten richtig gut mitgespielt. Doch letztlich machte das Team von Trainer Marcel Rapp den Fehler, sich auf einen offenen Schlagabtausch einzulassen. "Ich hatte schon die Hoffnung, dass es so läuft. Je offener so ein Spiel gegen Kiel ist, desto besser können wir uns durchsetzen. Deshalb hatte mir meine innere Überzeugung schon vorher gesagt, dass viele Tore fallen", erklärt Lukas Kwasniok. Offensiv-Spektakel kommt nicht unerwartet Doch auch Paderborns Chefcoach hatte wohl nicht damit gerechnet, dass es schon vor der Pause sieben Treffer sein sollten. Florent Muslija hatte den SCP per Foulelfmeter (7.) früh in Führung gebracht. Kiels Julian Korb gelang postwendend der Ausgleich (10.). Doch dann schossen Julian Justvan (13.), Raphael Obermair (25.) und Doppelpacker Felix Platte (29./38.) vor 9.641 ebenso begeisterten wie erstaunten Zuschauern eine 5:1-Führung heraus, ehe Steven Skrzybski auf 5:2 (45.+1) verkürzte. Dass sich in der SCP-Defensive dabei ebenfalls große Lücken auftaten, war wohl durchaus einkalkuliert und nicht immer zu vermeiden. Die Schienenspieler Robert Leipertz und Raphael Obermair waren extrem offensiv ausgerichtet. Innenverteidiger Marcel Hoffmeier rückte rasch auf die Doppel-Sechs, so dass der SCP mitunter mit einer Zweier-Abwehrkette verteidigte. Und so konnten die Zuschauer ein unfassbares Offensiv-Spektakel genießen. Zumindest bis zum 6:2, mit dem SCP-Neuzugang Marvin Pieringer schon in Minute 52 den Deckel draufmachte. Edeljoker Dennis Srbeny sorgte für das 7:2 (80.), der tadellose SCP-Keeper Jannik Huth hielt als Zugabe noch einen Foulelfmeter (84.) von Alexander Mühling. "Das Ergebnis ist etwas übertrieben", konstatierte SCP-Goalgetter Felix Platte, der nun schon sechs Saisontreffer auf seinem Konto hat. Das war es in der Tat, doch unterm Strich ist selbst dieser Torrekord kein Zufall mehr. Gier und Galligkeit als Grundtugenden "Wenn wir vorne so auftreten wie heute und hinten noch besser stehen, sind wir eine Gefahr für jeden Gegner", sagte Julian Justvan und fügte an: "In der Defensivarbeit sind wir manchmal noch zu unkonzentriert. Wenn wir das noch hinbekommen, sind wir auf einem sehr guten Weg." Lukas Kwasniok wird solche Sätze gerne hören. Denn in ihnen kommt die Gier und Galligkeit zum Ausdruck, die der SCP-Trainer von seinen Schützlingen Woche für Woche einfordert. "Unsere Mannschaft ist gut, aber nicht sehr gut. Es geht um Nuancen, um von einer glatten 2 auf eine 2 plus zu kommen. Wenn du in der Trainingsarbeit nur minimal nachlässt, bist du schnell bei einer 2 minus. Und das ist dann nicht mehr gut genug. Es gilt vielmehr stetig einen Tick, Tick, Tick, Tick besser zu werden", betont Kwasniok. Bei der Spielnote für Samstag aber kann es keine Diskussionen geben. Das war ein Fußballfest und eine Eins mit Sternchen.

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