SCP-Splitter

Paderborns Kapitän patzt gegen Nürnberg und bleibt dann nervenstark

Raphael Obermair verschuldet im Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg zunächst das 1:1, um dann per Elfmeter zum 2:2 auszugleichen. Paderborns Trainer feiert am Ende einen Jubiläumssieg. Ein ehemaliger SCP-Spieler ist bitter enttäuscht. Und ein linker Zauberfuß ermöglicht den 3:2-Siegtreffer.

SCP-Kapitän Raphael Obermair (vorne r. ) feiert seinen Elfmetertreffer zum 2:2. Teamkollege Adriano Grimaldi jubelt mit, sieht aber gut 20 Minuten später die Rote Karte. | © picture alliance/dpa

Frank Beineke
23.11.2024 | 23.11.2024, 18:45

Ein Dribbling geht schief

Angesichts der Defensivstärke beider Teams war es schon ein wenig überraschend, dass am Freitagabend im Zweitligaduell zwischen dem SC Paderborn und dem 1. FC Nürnberg fünf Tore fielen. Am Ende stand ein glücklicher Paderborner 3:2 (1:1)-Erfolg zu Buche, obwohl die Hausherren inklusive Nachspielzeit rund 20 Minuten lang in Unterzahl spielen mussten.

„Nürnberg hat eine super Mannschaft mit tollen Einzelspielern, eine gute Qualität und ein gutes Tempo. Da musst du erst einmal bestehen. Wir haben es geschafft. Das war überragend“, urteilte SCP-Kapitän Raphael Obermair, der seinen Teil zum torreichen Spektakel beigetragen hatte. Zunächst unfreiwillig. So hatte Paderborns Spielführer den ersten Gegentreffer in Minute acht verursacht.

Obermair war vor dem eigenen Strafraum ins Dribbling gegangen, verlor jedoch gegen Danilo Soares und Julian Justvan den Ball. Soares kam schließlich zum Abschluss und netzte zum 1:1 ein. „Ich habe nach einer Anspielstation gesucht, aber nichts gefunden. Dann wollte ich Schubi anspielen“, erklärte Obermair. Letztlich verzichtete er aber auf einen Rückpass auf Torhüter Markus Schubert, weil FCN-Stürmer Stefanos Tzimas lauerte.

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„Dann musste ich ins Dribbling. Das ist unglücklich gelaufen, aber es ist auch unsere Spielweise. Wenn es gut geht, bekommen wir wohl einen guten Angriff“, ergänzte Paderborns Kapitän. Letztlich führte aber wieder einmal ein individueller Patzer zu einem Gegentreffer. „Heute war ich mal dran“, sagte Obermair, der dann allerdings in der 55. Minute Nervenstärke bewies.

Da nämlich verwandelte er einen Foulelfmeter zum 2:2. „Ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen. Das gehört dazu“, begründete der 28-Jährige, warum er zur Tat geschritten war. Allerdings hatte Obermair bei seinem zweiten Saisontreffer auch etwas Glück, denn FCN-Torwart Jan Reichert war noch mit den Fingerspitzen am Ball. Am Ende aber war der Schuss des SCP-Kapitäns zu platziert.

Viel Lob vom Ex-Paderborner

Die Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte hatte sich Julian Justvan anders vorgestellt, wenngleich der Ex-Paderborner in Nürnberger Diensten am Freitagabend ein gutes Spiel machte. Letzteres galt für die gesamte FCN-Mannschaft, doch nach einem äußerst unterhaltsamen Zweitligaduell standen die spielstarken Franken mit leeren Händen da. „Es ist extrem bitter und tut weh, auf diese Weise zu verlieren“, konstatierte Justvan.

Der 26-Jährige, der von 2020 bis 2023 für den SCP gekickt hatte, machte seinem Team nur einen Vorwurf: Erneut fehlte dem Club die nötige Effizienz. „Wie schon gegen Hamburg und Kaiserslautern haben wir uns nicht belohnt. Ein Unentschieden wäre gerecht gewesen“, sagte Justvan, der für seinen Ex-Verein viel Lob parat hatte.

„Ich bin nach wie vor Fan des SCP. Die Paderborner stellen jedes Jahr nach vielen Abgängen und Neuzugängen eine super Truppe auf die Beine. Sie stehen nicht umsonst da oben“, urteilte der gebürtige Niederbayer und fügte an: „So wie sie aktuell spielen, sind sie ein Aufstiegskandidat. Der SCP kann jeden Gegner schlagen.“ Allerdings sei die Liga enorm eng. „Wenn der SCP mal verliert und wir gewinnen zwei Spiele, sieht es schon wieder ganz anders aus“, betonte Justvan.

Klose ärgert sich über Eckball-Schwäche

Es war in der Tat ein Spiel, das eigentlich keinen Verlierer verdient hatte. Dieser Meinung war auch Nürnbergs Cheftrainer Miroslav Klose. „Beide Mannschaften haben es sehr gut gemacht. Ich bin trotz der Niederlage mit vielen Sachen zufrieden“, resümierte der WM-Rekordtorschütze. „Allerdings bezahlen wir zu viel Lehrgeld“, ergänzte Klose und hatte dabei vor allem den Last-Second-Gegentreffer zum 2:3 im Blick.

Die Standardschwäche seines Teams bereitete Nürnbergs Trainer Miroslav Klose auch in Paderborn Kopfzerbrechen. - © picture alliance/dpa
Die Standardschwäche seines Teams bereitete Nürnbergs Trainer Miroslav Klose auch in Paderborn Kopfzerbrechen. | © picture alliance/dpa

SCP-Verteidiger Calvin Brackelmann hatte hierbei eine Ecke von Aaron Zehnter eingeköpft. „Wir stehen mit drei, vier Mann am kurzen Pfosten, gehen aber nicht aktiv zum Ball und vergessen, den Spieler zu blocken“, monierte der FCN-Coach und erinnerte zugleich an das unglückliche Pokal-Aus in Hoffenheim. Dort hatte sein Team gleich zwei Gegentore nach Ecken kassiert. Klose ist aber guter Dinge, dass Glücksgöttin Fortuna bald auch wieder aufseiten der Franken sein wird. „Das gleicht sich über die gesamte Saison gesehen aus“, so der Ex-Nationalspieler.

Ein Jubiläumssieg für Kwasniok

Es war ein denkwürdiger Abend in der Paderborner Home-Deluxe-Arena. So gewann der SCP zum ersten Mal überhaupt ein Heimspiel gegen Nürnberg. Nach 13 Spielen steht erst eine Niederlage zu Buche - das gab es noch nie in der Paderborner Zweitliga-Historie. Und für Lukas Kwasniok war es nicht nur ein besonders emotionaler Erfolg, sondern auch ein Jubiläumssieg.

So heimste der SCP-Coach in seinem 114. Zweitligaspiel den 50. Dreier ein. Zudem gab es in seiner Zeit als Paderborner Trainer bislang 32 Remis und 32 Niederlagen. Damit kommt Kwasniok auf einen sehenswerten Punkteschnitt von 1,6 Zählern pro Spiel. Das sind gut 54 Punkte pro Saison. Auch dies dokumentiert die exzellente Arbeit, die der 43-jährige Fußballlehrer leistet.

Zehnters Entscheidung zahlt sich aus

Was Aktionen aus dem Spiel heraus betrifft, erwischten die beiden Paderborner Schienenspieler im Duell gegen den 1. FC Nürnberg wahrlich nicht ihren besten Abend. Sowohl Raphael Obermair auf rechts als auch Aaron Zehnter auf links hatten in dieser Saison schon weitaus bessere Leistungen abgeliefert. Doch letztlich waren beide entscheidend am 3:2-Erfolg beteiligt.

Während Obermair wie bereits erwähnt einen Elfmeter zum 2:2 verwandelte, lieferte Zehnter mit seinem linken Zauberfuß wieder einmal brandgefährliche Ecken und Flanken. Sein finaler Eckball führte hierbei zum 3:2-Siegtreffer durch Calvin Brackelmann. Zehnters Entscheidung, auf die Länderspielreise zur U20-Nationalmannschaft zu verzichten, zahlte sich somit aus.

„Ich hatte mit Bundestrainer Hannes Wolf, der mich nominieren wollte, gesprochen und ihm gesagt, dass ich noch immer leichte Probleme mit dem Sprunggelenk habe. Ich wollte kein Risiko eingehen“, erklärte Zehnter nach dem Nürnberg-Spiel. Der 20-jährige SCP-Akteur hatte sich Ende September beim 2:2 in Hamburg am Sprunggelenk verletzt und musste zwischendurch in zwei Ligaspielen passen.

Beim 1:1 in Düsseldorf klagte Zehnter direkt vor der Länderspielpause erneut über Beschwerden. Auch die Partie gegen Nürnberg ging für ihn nicht gänzlich schmerzfrei über die Bühne. „Nach einer Aktion bin ich wieder fünf Minuten lang gehumpelt, aber ich konnte es rauslaufen. Solche Momente wird es wohl noch eine zeitlang geben, aber große Schmerzen habe ich im Spiel nicht mehr“, berichtete der gebürtige Unterfranke.

Klaas-Comeback rückt näher

Die Tatsache, dass der SC Paderborn in den vergangenen Partien rein fußballerisch oftmals unter seinen Möglichkeiten blieb, hängt vielleicht auch mit dem Fehlen von Sebastian Klaas zusammen. Der spielstarke Mittelfeldspieler musste aufgrund seiner Adduktorenprobleme am Freitag gegen Nürnberg im fünften Pflichtspiel in Folge passen.

„Es dauert länger als erhofft und erwartet. Aber mittlerweile geht es wieder besser“, berichtete Sebastian Klaas vor dem Anpfiff im Gespräch mit Stadionsprecher Jürgen Lutter. „Der Weg ist nicht mehr so weit. Beim individuellen Training sieht es immer mehr nach Fußball aus“, ergänzte der 26-jährige SCP-Akteur. Womöglich kann Klaas schon im Laufe der kommenden Woche ins Mannschaftstraining zurückkehren.

Zingerle verlängert in Leipzig

Sechs Jahre lang hatte Torwart Leopold Zingerle beim SC Paderborn unter Vertrag gestanden und in diesem Zeitraum 140 Pflichtspiele bestritten. Im Sommer 2023 wechselte der gebürtige Münchener zum Bundesligisten RB Leipzig, nachdem er beim SCP aussortiert worden war. Ein Pflichtspiel für die Leipziger hat Zingerle bislang noch nicht bestritten. Dennoch wurde sein Vertrag nun um ein weiteres Jahr bis Juli 2026 verlängert.

„Leo hat seine Rolle bei uns vom ersten Tag angenommen, pusht seine Mitspieler und liefert mit seiner Erfahrung aus über 200 Pflichtspielen wertvollenInput“, lobt RB-Sportdirektor Rouven Schröder seinen 30-jährigen Keeper, der in Leipzig die Nummer drei hinter Peter Gulacsi und Maarten Vandervoordt ist. Seit seinem Wechsel zu den Sachsen stand Zingerle aber in immerhin 14 Bundesligapartien im Kader. Zudem gehörte er in den beiden Champions-League-Achtelfinalspielen gegen Real Madrid zum 20er-Aufgebot.

„Ich hab mich vom ersten Tag an in der Stadt Leipzig sowie der Mannschaft extrem wohlgefühlt und schätze die Atmosphäre innerhalb des Teams sehr. Deshalb bin ich froh, meinen Vertrag vorzeitig verlängert zu haben“, kommentiert Zingerle seine Unterschrift. Somit wird der 30-Jährige auch in der kommenden Saison mit einem weiteren Ex-Paderborner zusammenarbeiten, denn Frederik Gößling (47) fungiert bei RB Leipzig als Torwarttrainer. Der gebürtige Bielefelder hatte dieses Amt von 2011 bis 2013 beim SCP ausgeübt.


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