Paderborn besteht die Reifeprüfung auf dem Betzenberg

Kaiserslautern/Paderborn. Vor dem Anpfiff des Zweitliga-Duells zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem SC Paderborn hatte FCK-Coach Dirk Schuster noch mit SCP-Stürmer Felix Platte geplaudert. Schließlich haben beide eine gemeinsame Darmstädter Vergangenheit. "Ich habe Felix gebeten, es heute mal langsamer angehen zu lassen", berichtete Schuster. Doch dann war es ausgerechnet Platte, der seinem Ex-Trainer die Laune verdarb. Denn der aus dem lippischen Sabbenhausen stammende Angreifer schoss am Freitagabend den Goldenen Treffer zum Paderborner 1:0 (0:0)-Erfolg auf dem Betzenberg. Es war Plattes viertes Tor im vierten Liga-Saisonspiel. "So einen Lauf hatte ich noch nie", erklärte der 26-jährige Angreifer. "Ich bin darüber natürlich sehr glücklich. Aber das funktioniert auch nur, weil mich die Mannschaft so gut in Szene setzt", ergänzte Platte. Allerdings war die Paderborner Offensivmaschinerie an diesem Abend nur leidlich auf Touren gekommen. Denn die Gastgeber bewiesen, warum sie in der vergangenen Drittliga-Saison nur 0,7 Gegentore pro Spiel kassiert hatten. "Wir wussten, dass es ganz, ganz schwer wird, weil Lautern im Rückwärtsverteidigen ein ganz großes Herz hat und extrem fleißig ist", sagte SCP-Coach Lukas Kwasniok. Dieser hatte sich zwar taktisch wie personell enorm viel einfallen lassen, um den Pfälzer Abwehrriegel zu knacken. "Aber Kaiserslautern hat die tiefen Läufe, die uns auszeichnen, gut kontrolliert", so Kwasniok. SCP bewahrt kühlen Kopf Einer der seltenen gelungenen Läufe führte jedoch in der 50. Minute zu einem Platzverweis für die Hausherren. SCP-Sprinter Sirlord "Sissi" Conteh hatte nach einem Zuspiel von Marvin Pieringer den Turbo angeworfen. Lauterns Linksverteidiger Hendrick Zuck wusste sich nur noch mit einer Notbremse zu helfen und sah Rot. Die spielerische Überlegenheit der Gäste, die schon vor dem Platzverweis mehr als 65 Prozent Ballbesitz verbucht hatten, wurde noch größer, doch die Aufgabe nicht leichter. "Wir hatten das Heft des Handelns in der Hand, ohne so richtig torgefährlich zu werden", konstatierte Kwasniok. Der Lauterer legten in Sachen Leidenschaft in Unterzahl noch einmal eine Schippe drauf. Und die 33.000 FCK-Fans sorgten nun erst recht für die berühmt-berüchtigte Betzenberg-Atmosphäre. "Die jubeln bei jeder Grätsche wie bei einem Torerfolg. Das macht es für jeden Gegner so schwierig", so Paderborns Trainer. Doch sein junges Team behielt einen kühlen Kopf, ehe Felix Platte in der 82. Minute in bester Torjäger-Manier aus kurzer Distanz zum 0:1 abstaubte. "Wir sind nie hektisch geworden. Das zeigt den Reifeprozess der Mannschaft", lobte Kwasniok. Nun wartet wieder Kiel Dessen Mannschaft eroberte mit dem dritten Saisonsieg die Tabellenführung und lässt so manchen SCP-Fan womöglich schon wieder vom ganz großen Wurf träumen. Doch Spieler und Verantwortliche halten den Ball flach. "Es ist noch viel zu früh, daraus etwas abzuleiten. Wir sollten mindestens noch 10 bis 15 Spieltage warten, ehe man sagen kann, wo die Reise hingehen könnte", sagte Felix Platte. "Das ist eine klassische Momentaufnahme. Wir waren auch letztes Jahr Erster", ergänzte SCP-Kapitän Ron Schallenberg und erinnerte an den siebten Spieltag der Vorsaison. Da nämlich hatten die Paderborner mit einem 4:1-Erfolg in Aue erstmals in ihrer Vereinsgeschichte die Zweitliga-Tabellenführung erobert. Eine Woche später setzte es eine 1:2-Heimpleite gegen Holstein Kiel. Die Tabellenführung war wieder futsch. Nun will der SCP unbedingt verhindern, dass sich Geschichte wiederholt. Denn am kommenden Samstag, 20. August, steht erneut ein Heimspiel auf der Agena. Und auch diesmal gastieren die Kieler in der Paderborner Arena.

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