"Kinderriegel" des SC Paderborn muss noch etwas Lehrgeld zahlen

Düsseldorf/Paderborn. Beim 2:0-Testspielsieg gegen den VfL Bochum hatte Lukas Kwasniok erstmals auf eine Dreier-Abwehrkette mit Jannis Heuer, Jasper van der Werff und Marcel Hoffmeier gesetzt. "Ich wollte mal sehen, wie der Kinderriegel funktioniert", scherzte der Chefcoach des SC Paderborn angesichts der Tatsache, dass seine drei Innenverteidiger erst 22, 23 und 23 Jahre alt sind. Der Kinderriegel funktionierte. Und so durfte das junge Trio nun auch in den ersten beiden Zweitligapartien von Beginn an ran. Dem 5:0-Auftaktsieg gegen den Karlsruher SC folgte hierbei am Freitag eine unglückliche 1:2 (1:2)-Niederlage bei Fortuna Düsseldorf. Und in beiden Spielen zeigte die Dreier-Abwehrkette Licht und Schatten. Wobei Schatten und Licht die chronologisch richtige Reihenfolge wäre. Denn sowohl gegen den KSC als auch gegen Düsseldorf sahen Heuer und van der Werff zunächst nicht gut aus, um sich dann nach dem Wechsel deutlich zu steigern. Jasper van der Werff gab in Düsseldorf bei beiden Gegentoren keine glückliche Figur ab. Beim frühen 0:1 (2.) durch Dawid Kownacki konnte er den davongeeilten Fortunen-Stürmer nicht am Abschluss hindern. Beim 1:2 (30.) stand der 23-jährige Schweizer ebenso wie der Großteil seiner Teamkollegen viel zu weit von seinem Gegenspieler entfernt, so dass Rouwen Hennings in zentraler Position mühelos einnetzen konnte. "Da haben wir nicht leidenschaftlich genug verteidigt", kritisierte Kwasniok. Eine Umstellung fruchtet Jannis Heuer hatte als rechter Halbverteidiger gegen den agilen Düsseldorfer Shinta Appelkamp erhebliche Probleme. Dies lag auch an der anfangs mangelhaften Unterstützung seines Vordermannes Julian Justvan, der bei aller Offensivpower oftmals nicht den Rückwärtsgang fand. Kwasniok reagierte nach dem zweiten Gegentreffer: Heuer tauschte mit van der Werff die Positionen und rückte ins Abwehrzentrum. Fortan lief es deutlich besser. Am Ende kamen van der Werff (75 Prozent) und Heuer (71 Prozent) auf sehenswerte Zweikampfquoten. Die gleiche Umstellung hatte schon im Heimspiel gegen den KSC gefruchtet. "Im Nachhinein wären die Gegentore vielleicht nicht passiert, wenn Jannis von Beginn an in der Mitte gespielt hätte. Aber man weiß es nicht", mutmaßte Paderborns Coach nach der ersten Saisonniederlage. Zu fahrlässig in der Box Mit van der Werff wollte Kwasniok einen besonders spielstarken und passsicheren Innenverteidiger im Zentrum haben, der unter anderem den als verkappten Sechster fungierenden Raphael Obermair im Aufbauspiel bedienen sollte. Dieser Plan ging auch durchaus auf. Zudem wartete van der Werff mit sehenswerten Offensivaktionen auf. Schon sein starker Pass auf Felix Platte in der 39. Minute wäre einen Treffer wert gewesen. Auch sein gekonnter Vorstoß und seine Maßflanke, die Platte in der 59. Minute knapp neben das Tor köpfte, waren allererste Sahne. Doch beim Verteidigen in der Box offenbarten van der Werff und Co. vor den 22.634 Zuschauern in der Düsseldorfer Merkur-Spiel-Arena vor der Pause erhebliche Defizite. Lukas Kwasniok zitierte dabei einen seiner Lieblingssprüche. "Expecting the worst, not hoping the best", erklärte der SCP-Trainer und fügte an: "Wir aber haben in der Box zu sehr gehofft, dass nichts passiert." Doch es sind Fehler, die der Chefcoach seinem "Kinderriegel" verzeihen dürfte. Sonderlob für Hoffmeier "Die Jungs sind mitten in einem Findungsprozess und noch lange nicht am Ende ihrer Entwicklung. Es macht einfach Spaß mit ihnen", urteilt Kwasniok. Ihre routinierten Konkurrenten Uwe Hünemeier (36) und Robin Bormuth (26) haben daher wohl erst einmal schlechte Karten, wenngleich der SCP-Coach die "Erfahrung, Robustheit und Qualität" dieses Duos hervorhebt. "Aber die Jungen machen es vor allem mit dem Ball gut", betont Kwasniok. So richtig ins Schwärmen gerät der 41-Jährige aber vor allem bei seinem linken Halbverteidiger Marcel Hoffmeier. "Der kommt aus der Regionalliga und brennt hier ein Feuerwerk ab", lobte Kwasniok den 23-jährigen Neuzugang von Preußen Münster. Hoffmeier verbuchte in Düsseldorf mit 115 Ballkontakten den Spitzenwert und verpasste in der 81. Minute mit einer fulminanten Direktabnahme nur hauchdünn das 2:2. Es wäre die vorläufige Krönung seines beeindruckenden Saisonstarts gewesen. "Das macht uns stolz und diesen Weg gehen wir weiter", betonte SCP-Coach Kwasniok. Der Paderborner Kinderriegel wird somit wohl weitere Bewährungschancen erhalten.

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