
Kiel/Paderborn. Im Mannschaftsbus des SC Paderborn herrschte am späten Freitagabend auf der 380 Kilometer langen Rückreise aus Kiel allerbeste Stimmung. Schließlich hatten die Zweitliga-Kicker von der Pader an der Ostsee einen eminent wichtigen 4:3 (1:1)-Erfolg eingefahren, die Auswärtspunkte 23 bis 25 auf ihrem Konto verbucht und eine Negativserie von zuvor fünf sieglosen Spielen in Folge beendet. Bei SCP-Akteur Kelvin Ofori dürfte sich die Freude allerdings in Grenzen gehalten haben.
Der 20-jährige Ghanaer, der in den zwölf Spielen zuvor ganze neun Minuten gespielt hatte, stand im Gastspiel bei Holstein Kiel völlig überraschend zum zweiten Mal in dieser Saison in der Anfangsformation. Ofori profitierte hierbei vom verletzungsbedingten Ausfall seines Teamkollegen Dennis Srbeny, der eigentlich auf der Zehnerposition spielen sollte. Doch während der junge Offensiv-Akteur Ende Oktober bei seinem Startelf-Debüt in Karlsruhe (4:2) noch eine ordentliche Leistung gezeigt hatte, sollte er am Freitag vor den 9.174 Zuschauern im Ostsee-Stadion auf ganzer Linie enttäuschen.
So konnte Ofori seine Stärken im Eins gegen Eins überhaupt nicht zur Entfaltung bringen. Der offensive Mittelfeldspieler kam defensiv erst gar nicht in die Zweikämpfe und verbuchte lediglich 20 Ballkontakte. Wenn er dann mal ausnahmsweise an die Kugel kam, war diese meistens schnell wieder weg, weil sich Ofori festrannte. Seine taktischen Defizite, wegen der er in dieser Spielzeit bislang sehr selten zum Einsatz gekommen ist, traten deutlich zum Vorschein.
Höchststrafe in der 40. Minute
"Kelvin hatte verwachst", urteilt SCP-Coach Lukas Kwasniok, der seinem Schützling nicht die Höchststrafe ersparte. So wurde Ofori schon in Minute 40 ausgewechselt. "Für Kelvin tut es mir leid. Glauben Sie mir, ich bin wirklich nicht darauf aus, einen Spieler schon vor der Halbzeit auszuwechseln. Aber im Leistungssport geht es um drei Punkte", sagt Kwasniok und fügt an: "Ich hatte das Gefühl, dass dieser Wechsel in einer Phase, in der wir Zugriffsprobleme hatten, wichtig und richtig war."
Der Erfolg gab ihm recht. Marcel Mehlem kam für Ofori in die Partie und trug nach der Pause mit seiner Laufstärke und Emotionalität maßgeblich dazu bei, dass der SCP viel früher störte und zahlreiche entscheidende Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte erzwang. "Wenn du eine solche Alternative hast, musst du sie auch nutzen", sagt Paderborns Trainer mit Blick auf seinen nimmermüden Mittelfeldrenner, der in 50 Minuten Einsatzzeit mal eben 7,8 Kilometer abspulte. Hochgerechnet auf 90 Minuten wären das mehr als 14 Kilometer. "Wir haben mit Marcel eine aggressive Aktivität auf den Platz bekommen", sagt Kwasniok.
Kwasniok sagt Unterstützung zu
Für Kelvin Ofori, dessen Vertrag beim SCP bis Juli 2023 läuft, ist dies ein schwacher Trost. Der Neuzugang von Fortuna Düsseldorf, der an der Pader auf deutlich mehr Spielpraxis gehofft hatte, erlebte vielmehr den negativen Höhepunkt einer für ihn bislang verkorksten Saison. "Wir werden ihn nun unterstützen, damit er nicht in ein Loch fällt", verspricht Kwasniok und ist zuversichtlich, dass der 20-Jährige auch diese Krise meistert.
"Kelvin hat keinen leichten Weg hinter sich", sagt der SCP-Coach über den Ghanaer, der schon mit 18 Jahren seine westafrikanische Heimat verließ und in einem fremden Land zurechtkommen musste. "Er ist schon sehr robust, was seine Psyche betrifft. Kelvin hat in seinem Leben schon viele schwierige Situationen gemeistert. Ich bin mir sicher, dass er nicht untergeht, sondern stärker zurückkommt", betont Lukas Kwasniok.