Paderborns Marcel Mehlem und seine besondere Beziehung zum Karlsruher SC

Paderborn. Als Kind und Jugendlicher stand Marcel Mehlem bei KSC-Heimspielen stets auf der Gegengerade des Wildparkstadions, um den Karlsruher SC anzufeuern. "Bei den verrückten Fans. Und ich habe kräftig mitgegrölt", erinnert sich der inzwischen 26 Jahre alte Fußballer, der beim KSC dann selbst den Durchbruch im Profibereich schaffen sollte. Seit dieser Saison aber kickt er für den SC Paderborn, der an diesem Sonntag, 31. Oktober, um 13.30 Uhr im Karlsruher Wildpark um Zweitliga-Punkte spielen wird. Mehlems Liebe zum KSC wird dann 90 Minuten lang ruhen. "Am Sonntag zählt nur der SCP", betont der Mittelfeldspieler, der im Wildpark wohl von zahlreichen Freunden, Bekannten und Verwandten unterstützt wird. Schließlich ist seine Familie fest mit Karlsruhe verwurzelt. Marcel Mehlem wuchs im Stadtteil Blankenloch auf, wohnte ganze zehn Minuten vom Wildpark entfernt und kickte als kleiner Steppke für den dort beheimateten Verein, ehe er als Zehnjähriger bei einem Probetraining überzeugte und fortan das KSC-Trikot trug. "Ich habe fast die Hälfte meines Lebens beim KSC verbracht. Daher ist es natürlich ein ganz besonderes Spiel für mich", sagt Mehlem vor dem Wiedersehen mit seinem Herzensklub, für den auch sein jüngerer Bruder Marvin (nun beim SV Darmstadt 98) elf Jahre lang spielte. Vom Einlaufkind zum Profi Schon als Siebenjähriger hatte Marcel Mehlem erstmals auf dem grünen Rasen des Wildparkstadions gestanden. Als Kicker des SV Blankenloch war er damals als Einlaufkind im Einsatz, um an der Hand von KSC-Profi Martin Stoll das Spielfeld zu betreten. "Es war ein besonderer Moment für mich. Ein paar Jahre später spielte ich dann mit Martin Stoll in einer Mannschaft. Er hat die Sache mit dem Einlaufkind aber erst spät erfahren, weil ich mich nicht getraut habe, es ihm zu sagen", schmunzelt Mehlem, der im Herrenbereich insgesamt 114 Pflichtspiele für den KSC absolvieren sollte. 79 davon bestritt er allerdings für die Karlsruher U23, denn der kampfstarke Mittelfeldakteur war kein Überflieger und hatte obendrein zu U19-Zeiten immenses Verletzungspech. Trainer der KSC-Reserve waren Stefan Sartori und Frank Fürniß, denen Mehlem noch heute dankbar ist. "Ohne die beiden wäre ich kein Profifußballer geworden", betont der SCP-Akteur, der in der Drittliga-Saison 2017/18 den Durchbruch in der KSC-Ersten schaffte. Dennoch entschied sich Mehlem im Sommer 2018 für einen Wechsel zum belgischen Zweitligisten Royale Union Saint-Gilloise. "Am Ende hat mir beim KSC ein wenig die Wertschätzung gefehlt. Das ist ja fast immer so bei Spielern aus der eigenen Jugend", begründet der 26-Jährige, der nach drei erfolgreichen Jahren in Belgien nun wieder in Deutschland kickt. Die Balleroberung ist sein Ding Und beim SC Paderborn läuft es für Marcel "Cello" Mehlem bislang recht gut. Der 1,76-Meter-Mann hatte zwar zu Saisonbeginn gesundheitliche Probleme, kam zuletzt aber neun Mal in Folge zum Einsatz, stand dabei vier Mal in der Startelf und bewies, warum ihm seine KSC-Teamkollegen einst den Spitznamen "Braveheart" verpassten. Denn Laufbereitschaft und Einsatzwillen sind bewundernswert. "Du kannst von ihm an der Murmel keine Wunderdinge erwarten. Und das Gute ist: Marcel weiß das", sagt SCP-Coach Lukas Kwasniok und fügt an: "Aber was für andere Spieler das Tore erzielen ist, ist für Cello die Balleroberung. Er pflügt in jedem Training und jedem Spiel den Rasen um. Es gibt nicht viele von diesen positiv Bekloppten." "Ich versuche, dem Team Stabilität und Aggressivität zu geben. Ich will die Jungs pushen", betont Marcel Mehlem, der seine ganz speziellen Qualitäten auch am Sonntag in die Waagschale werfen will - ob nun in der Startelf oder als Joker. Und es wäre keine große Überraschung, wenn bei der Nennung seines Namens von der Gegengerade des Wildparks herzlicher Applaus oder sogar Sprechchöre ertönen würden. Verdient hätte er es allemal.

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