Paderborns Edeljoker Kai Pröger hofft auf mehr Einsatzzeit

Paderborn. Vielleicht war auch eine kleine Portion Wut mit dabei, als Kai Pröger am Freitagabend in der 71. Minute aus knapp 25 Metern ansatzlos abzog, um im Heimspiel gegen den SSV Jahn Regensburg mit einem fulminanten Schuss den 1:1-Endstand zu erzielen. Der 29-jährige Flügelstürmer des SC Paderborn hatte jedenfalls (mal wieder) auf der Bank gesessen, ehe er zur zweiten Halbzeit ins Spiel kam und maßgeblich dazu beitrug, dass die Hausherren die Partie fortan dominierten. "Ich habe einen starken Fuß. Wenn ich Platz habe, versuche ich auch mein Glück", kommentiert Pröger seinen Ausgleichstreffer, den er direkt nach Spielschluss als "Marlon-Ritter-Schuss" bezeichnete. Eben jenem ehemaligen Teamkollegen hatte er am Vormittag noch gratuliert, denn Ritter feierte am Freitag seinen 27. Geburtstag. Am Abend hatte dann auch Pröger Grund zum Feiern. Der Treffer gegen Regensburg war bereits sein viertes Saisontor. Hinzu kommen zwei Assists. Und das bei nur drei Startelf-Einsätzen und insgesamt 390 Minuten Spielzeit. Doch trotz dieser beachtlichen Ausbeute ist im System von SCP-Coach Lukas Kwasniok oftmals kein Platz für den Flügelstürmer. "Wir haben vorne drin halt viele gute Jungs", betont Pröger, der sich somit meistens mit der Rolle des Edeljokers begnügen muss. Als Doppeltorschütze auf die Ersatzbank "Kai nimmt diese Rolle gut an", sagt Paderborns Cheftrainer. "Man muss sich einfach Tag für Tag neu motivieren. Ich bin gut drauf und habe keine Selbstzweifel. Aber es ist nicht immer einfach, damit umzugehen. Klar bist du enttäuscht, wenn du nicht spielst", erklärt Pröger. Enttäuscht war er beispielsweise beim Heimspiel gegen Schalke. Da saß der 29-Jährige zunächst nur auf der Bank, obwohl er eine Woche zuvor als Startelf-Spieler beim 3:0-Sieg in Dresden einen Doppelpack geschnürt hatte. Doch das ist kein Einzelschicksal. Auch Marco Stiepermann musste beispielsweise zurück auf die Ersatzbank, nachdem er beim 4:1 in Aue zwei Treffer markiert hatte. "Die Mannschaft sieht sich als Mannschaft. Und die Jungs nehmen ihre Rollen in Perfektion an. Sie erkennen dann ja auch, wie wichtig sie als Einwechselspieler sein können", sagt Kwasniok. Kai Pröger war am Freitag als Joker extrem wichtig. Schon vor seinem Treffer hatte er die Regensburger Defensive ins Schwitzen gebracht. Ein Torschuss in der 51. Minute, zwei brandgefährliche Flanken für Stoßstürmer Felix Platte (53./66.), ein Solo in der 63. Minute und schließlich das besagte Traumtor in Minute 71. Sein Arbeitsnachweis kann sich sehen lassen. "Kai hat ein außerordentlich gutes Spiel gemacht. Sein bestes Spiel in meiner Amtszeit", lobt Kwasniok, der Pröger übrigens nicht als klassischen Flügelflitzer sieht. "In den Halbräumen ist Kai viel gefährlicher. Auf Außen kommt er zu selten in Aktionen, in denen er das Tor bedrohen kann. Für Abschlüsse ist da oft der Winkel zu ungünstig", sagt der SCP-Coach mit Blick auf seinen dynamischen Offensivspieler, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft. Prögers Zukunft ist noch unklar Noch gab es keine Gespräche über eine Vertragsverlängerung. Und Pröger hatte sich bereits in der vergangenen Saison mit Abwanderungsgedanken beschäftigt. "Das Wichtigste ist für mich die sportliche Perspektive", betont der gebürtige Friese, der erst mit knapp 27 Jahren den Durchbruch im Profifußball geschafft hatte. Der nächste Vertrag ist für Pröger auch deshalb ein enorm wichtiger. "Aber ich bin da ganz entspannt. Das hat alles noch Zeit", sagt der pfeilschnelle SCP-Akteur. Nun stellt sich erst einmal die Frage, ob Pröger am kommenden Freitag, 22. Oktober, im Heimspiel gegen den Hamburger SV zu seinem vierten Startelf-Einsatz dieser Zweitliga-Saison kommt. Der Blondschopf dürfte gute Karten haben. "Genau so macht man auf sich aufmerksam, um die Chance zu erhalten, nächste Woche von Beginn an zu spielen", erklärte Lukas Kwasniok nach der Partie gegen Regensburg. Doch eine Garantie ist das nicht. Das weiß auch Kai Pröger, der mit Blick aufs HSV-Spiel sagt: "Ich lass mich überraschen."

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