Pröger rettet die Paderborner Party gegen St. Pauli

Paderborn. Die 6.000 Zuschauer in der Paderborner Benteler-Arena sollten am Samstag wahrlich auf ihre Kosten kommen. Beim 3:1 (1:1)-Heimsieg des SC Paderborn gegen den FC St. Pauli sahen sie eine hochklassige und packende Zweitligapartie mit einem frühen Platzverweis, einem verschossenen Elfmeter, einem Eigentor und einem äußerst sehenswerten Treffer zum 2:1. Und bei eben jenem Tor gab's als Zugabe auch noch eine akrobatische Turneinlage. SCP-Joker Kai Pröger hatte noch keine 120 Sekunden auf dem Platz gestanden, als er in der 65. Minute nach Vorlage von Sven Michel aus 17 Metern direkt abzog, um den Ball ins linke obere Eck zu schlenzen. "Das war sicher ein ganz vernünftiges Tor", sagte ein grinsender Pröger, der seinen ersten Saisontreffer mit einem Handstand-Überschlag und einem Rückwärts-Salto feierte. Turnkünste im Freibad beigebracht "Das war nicht geplant, sondern geschah aus der Emotion heraus", erklärte der 29-Jährige, der beim Auslaufen am Sonntag einige Fragen seiner Teamkollegen beantworten musste. "Viele waren über meinen Jubel erstaunt, denn ich bin ja nicht mehr die Jüngste. Und sie wollten wissen, wo ich das gelernt habe", so Pröger. Die Antwort: Der gebürtige Friese hatte sich die Turnkünste selbst beigebracht. "Auf dem Sprungturm im Freibad. Und auch im Sand", berichtet der SCP-Rechtsaußen, der am Samstag als Joker maßgeblich zur Paderborner Party beitrug. So bereitete Pröger in der dritten Minute der Nachspielzeit in Zusammenarbeit mit dem SCP-Debütanten Marco Stiepermann auch noch den 3:1-Endstand durch Sven Michel vor. Bis dahin aber hatten die 5.700 Paderborner Fans mächtig zittern müssen, obwohl ihr Team ab der sechsten Minute in Überzahl gespielt hatte. Nach einem langen Ball von Jannik Huth war Michel frei vorm Tor der Gäste aufgetaucht. Der Stürmer wurde bei seinem Schussversuch von Pauli-Innenverteidiger Philipp Ziereis umgerissen. Konsequenz: Rot für Ziereis, Elfmeter für Paderborn. In Überzahl ist es nicht immer einfacher Doch eben jener Elfmeter wurde von Dennis Srbeny vergeben. Und die furios in die Partie gestarteten Gäste verloren im Laufe der ersten Halbzeit nach und nach ihre Zielstrebigkeit. "Im Fußball ist die Psychologie oftmals viel entscheidender als die Physiologie. Fans, Spieler und wir auf der Bank unterliegen nach so einem Platzverweis oft dem Denkfehler, dass man dann erst recht gewinnen muss", erklärte SCP-Coach Lukas Kwasniok. Doch gegen noch tiefer stehende Gäste wurde es stattdessen schwieriger, Chancen zu kreieren. Und die Pauli-Stürmer Daniel-Kofi Kyereh und Guido Burgstaller stellten die SCP-Defensive ein ums andere Mal vor Probleme. Ein Kyereh-Pass auf Burgstaller bescherte den Kiezkickern dann auch den Führungstreffer in Minute 28. "Pauli hat vorne halt eine brutale Qualität", urteilte SCP-Keeper Jannik Huth, der in der zweiten Hälfte zusammen mit Pröger zum Matchwinner avancierte. Vorher aber kamen die Paderborner kurz vor der Pause zum glücklichen Ausgleich, weil Pauli-Rechtsverteidiger Adam Dzwigala das Leder ins eigene Tor köpfte (45.). "Das 1:1 war vielleicht sogar entscheidender als der Platzverweis", konstatierte Lukas Kwasniok. Nun wartet das Topspiel in Dresden In den zweiten 45 Minuten wurde es ein offener Schlagabtausch, in dem der SCP bis zum 2:1 ein Chancenplus verbuchte. "Aber nach dem Führungstreffer hat uns der Mut leider etwas verlassen", bemängelte Paderborns Trainer, der sich aber einmal mehr auf Jannik Huth verlassen konnte. In der 47. Minute hatte er gegen Kyereh das 1:2 vereitelt. In der 62. und 75. Minute war er mit Glanztaten gegen Finn Ole Becker und Eric Smith zur Stelle. "Jannik hat uns mit seinen Paraden im Spiel gehalten", lobte Sven Michel, der dann mit seinem dritten Saisontreffer den Deckel drauf machte. Garanten für den zweiten Sieg in Folge waren zudem die Startelf-Debütanten Marcel Mehlem und Robin Yalcin, die eine starke Partie ablieferten. Und Lukas Kwasniok hatte den Gegner mit einer Dreier-Abwehrkette überrascht. "Dieser Sieg wird uns dabei helfen, weiter an Stabilität zuzulegen", sagte SCP-Sportchef Fabian Wohlgemuth. Dessen Team gastiert nun am kommenden Sonntag, 29. August, bei Dynamo Dresden (13.30 Uhr, Rudolf-Harbig-Stadion). Es ist das Topspiel des fünften Spieltages, denn der Tabellenzweite trifft auf den Tabellendritten. "Das wird wieder eine rasantes Partie", prognostiziert Kai Pröger. Und die SCP-Fans dürften hoffen, dass der Blondschopf dann wieder eine akrobatische Turneinlage zum Besten gibt.

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