Paderborns Keeper Huth erlebt eine Achterbahnfahrt der Gefühle

Heidenheim. In der 70. Minute hatten die Fans des 1. FC Heidenheim bereits den Torschrei auf den Lippen. Der eingewechselte Marvin Rittmüller hatte aus 14 Metern abgezogen. Sein abgefälschter Ball segelte Richtung linkes Eck. Doch Gäste-Keeper Jannik Huth verhinderte mit einer sensationellen Parade den Einschlag und trug nicht nur in dieser Szene maßgeblich dazu bei, dass der SC Paderborn am Samstag zum Zweitliga-Saisonstart ein 0:0 in Heidenheim ergatterte. Und so avancierte der 27-jährige SCP-Keeper, der noch am Mittwoch eine herbe Enttäuschung erlebt hatte, zum Spieler des Spiels. Am besagten Mittwoch war Huth von Cheftrainer Lukas Kwasniok mitgeteilt worden, dass er auch die neue Saison als Nummer zwei hinter Leopold Zingerle in Angriff nehmen muss. "Das war schon nicht leicht, als ich es erfahren habe. Ich habe eine gute Vorbereitung gespielt und Gas gegeben. Aber der Trainer muss sich halt für einen Torhüter entscheiden", so Huth. Dickes Lob vom Chefcoach Kwasnioks Wahl fiel auf Zingerle, der sich jedoch wenige Stunden nach dieser engen Entscheidung im Training einen Bänderriss im rechten Sprunggelenk zuzog. Huth musste in Heidenheim ran und zeigte erneut, dass auf ihn Verlass ist. "Nach der Verletzung von Leo so eine Leistung abzuliefern, das ist schon à la bonne heure", lobte SCP-Coach Kwasniok und erklärte mit Blick auf die besagte Parade in Minute 70: "Wir hatten einen fantastischen Torhüter auf unserer Seite, der uns mit dieser Aktion einen Punkt gerettet hat. Ich freue mich riesig für Jannik." "Dafür werde ich bezahlt. Wenn mal was aufs Tor kommt, erwarten die Jungs, dass ich auch mal einen rauskratze", schmunzelte Huth, der den SCP auch in der elften Minute vor einem Rückstand bewahrt hatte. Da nämlich hatte er im Duell gegen Heidenheims Christian Kühlwetter die Oberhand behalten. Und auch bei den harmloseren Abschlüssen der Hausherren leistete sich der gebürtige Bad Kreuznacher keine Schwäche. In der 21. Minute bewies Huth auch seine fußballerischen Qualitäten, als er einen gewagten Rückpass von Jasper van der Werff sauber verarbeitete. Und dass es dem ehemaligen Mainzer nicht an Selbstvertrauen mangelt, zeigte sich in Minute 86, als er mit einem gewagten Dribbling den Heidenheimer Patrick Schmidt aussteigen ließ. Bange Blicke Richtung Sommer 2022 Auf die Frage, ob man einen Torwart nach einer so starken Leistung überhaupt wieder wechseln kann, fand Huth eine kurze und knackige Antwort. "Nein", sagte der SCP-Keeper und verzog dabei keine Miene, um Sekunden später lauthals loszulachen. Am kommenden Freitag, 30. Juli, dürfte die eigentliche Nummer zwei im Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg (18.30 Uhr, Benteler-Arena) auf jeden Fall wieder im Tor stehen, denn Leopold Zingerle wird wohl noch mindestens ein bis zwei Wochen ausfallen. Huth kann mit seinem Konkurrenten bestens mitfühlen, denn er selbst hatte in den vergangenen Jahren jede Menge Verletzungspech. Beispielsweise im Endspurt der vergangenen Saison, als ihn ein Muskelfaserriss im Oberschenkel um drei Zweitliga-Einsätze brachte. Oder aber im September 2020, als er sich kurz vor Saisonstart einen Kahnbeinbruch zuzog. Leopold Zingerle hatte unterdessen die ersten sechs Partien der Erstliga-Spielzeit 2019/20 wegen einer schweren Schulterverletzung verpasst. Nach dem Gesetz der Serie droht damit Jannik Huth im Sommer 2022 wieder Ungemach. "Ich hoffe mal, ich bleibe dann gesund", sagt der 27-Jährige mit Blick auf das Torwart-Pech der Paderborner, die heilfroh sein können, zwei richtig gute Zweitliga-Keeper in ihren Reihen zu haben.

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