SC Paderborn Kwasniok beim SCP: Der neue Kapitän fürs Paderborner Schnellboot

Paderborn. Als Lukas Kwasniok am Montagvormittag bei der Pressekonferenz im Medienraum der Benteler-Arena als neuer Trainer des SC Paderborn vorgestellt wurde, war der Protagonist ein wenig heiser. Grund: Bei seinem Abschied vom 1. FC Saarbrücken hatte er noch seine Sangeskünste unter Beweis stellen müssen. So gab Kwasniok bei einer kleinen internen Teamfeier den WM-1990-Hit "Un'estate italiana" zum Besten. "Aber Singen ist nicht so meins", erklärt der aus Polen stammende und in Karlsruhe aufgewachsene 39-Jährige. Der Trainerjob ist hingegen genau sein Ding. Und mit seiner Leidenschaft für den Fußball tritt Kwasniok beim SCP nun das Erbe von Steffen Baumgart an. Der Trainertyp "Wir wollten keine Baumgart-Kopie. Aber uns war schon wichtig, dass es gewisse Anknüpfungspunkte gibt", sagt SCP-Sportchef Fabian Wohlgemuth. So ist auch Lukas Kwasniok ein Trainer, der für seinen Enthusiasmus und seine Emotionalität bekannt ist. "Ich habe es in meinem ganzen Trainerdasein noch keinen Tag bereut, diesen Job auszuüben. Eigentlich ist es auch kein Job, sondern eine Leidenschaft. Du liebst, was du tust. Diese Liebe zum Fußball sollten wir auch den Spielern jeden Tag vermitteln", erklärt Kwasniok. Und dies ist sicherlich eine der Parallelen zu Steffen Baumgart. "Baumi hat hier tolle Arbeit geleistet und ein tolles Fundament geschaffen. Ich werde aber Dinge leicht verändern und anpassen, um neue markante Punkte zu setzen. Ich will hier eigene Spuren hinterlassen", betont der neue SCP-Trainer, der an der Seitenlinie wohl ähnlich lautstark wie sein Vorgänger sein wird. "Wir treffen nächste Saison auf viele Supertanker. Da müssen wir als flexibles Schnellboot unterwegs sein. Und es ist wichtig, dass wir in dieser hammerharten Saison jemanden auf der Brücke stehen haben, der über viel Rückgrat, eine hohe Glaubwürdigkeit, Power und Sachverstand verfügt", sagt Fabian Wohlgemuth mit Blick auf den neuen Trainer, der einen Vertrag bis Juli 2023 unterschrieben hat. Dieser beinhaltet übrigens keine Ausstiegsklausel. Die Spielphilosophie Das "flexible Schnellboot" aus Paderborn will auch künftig für eine mutige Offensiv-Spielweise stehen. "Wir wollen einen sehr aktiven Fußball spielen, gerade in der Arbeit gegen den Ball. Aber das ist hier ja bereits Teil der DNA", sagt Kwasniok. Beim Angriffspressing will der 39-Jährige aber auf "einen Hauch mehr Pragmatismus" setzen. "Es geht nicht darum, jede Minute zu jagen. Es kommt darauf an, das richtige Timing zu finden", erklärt der SCP-Coach. Aus finanzieller Sicht können die Paderborner mit den meisten "Supertankern" nicht ansatzweise mithalten. "Daher werden wir unsere Behauptungsstrategie weiter daran ausrichten, junge Spieler zu verpflichten und zu entwickeln sowie deren Potenziale zu entfalten. Und mit diesem Thema ist Lukas bestens vertraut", sagt Sportchef Wohlgemuth angesichts der Tatsache, dass sein neuer Coach viele Jahre im Nachwuchsbereich des Karlsruher SC gearbeitet hatte. Das Saisonziel Geht es einzig und allein um den Klassenerhalt? Einen einstelligen Tabellenplatz? Oder will der SCP gar oben mitmischen? Beim Thema Saisonziel hält sich Lukas Kwasniok noch bedeckt. So müsse unter anderem die Zusammensetzung des Kaders abgewartet werden. "Erst einmal geht es darum, aus einer neuformierten Mannschaft eine homogene Einheit zu machen", betont der 39-Jährige. Denn gerade dies habe den SCP ausgezeichnet. "Und wir wollen in einer qualitativ wahnsinnig hochwertigen 2. Liga unseren eigenen Weg beschreiten. Jeder Gegner muss wissen: Es ist eklig, gegen Paderborn zu spielen. Das geht nur, wenn ich Begeisterung in die Mannschaft trage", so Kwasniok. Die Anfänge als Trainer Zu Jugendzeiten war Lukas Kwasniok eines der größten deutschen Fußballtalente und Junioren-Nationalspieler. 1999 wechselte der ehemalige Kapitän der deutschen U16-Nationalmannschaft vom KSC zu Arminia Bielefeld. Doch eine schier endlose Verletzungsmisere ließ die Träume von einer Spieler-Profikarriere platzen. Nach einem Knorpelschaden hängte Kwasniok seine Fußballschuhe im Jahr 2007 endgültig an den Nagel. Stattdessen ließ er sich dazu überreden, seinen ersten Trainerjob zu übernehmen. So heuerte der damals 26-Jährige noch an Krücken gehend im Dezember 2007 beim abgeschlagenen badischen Landesliga-Schlusslicht OSV Rastatt an. "Das war eher Zufall, aber ein schöner Nebenjob, für den es auch ein paar Groschen gab. Und ich war ja sehr jung Papa geworden", berichtet Kwasniok, der dann ab 2014 als Nachwuchscoach beim KSC im Einsatz war. Im Dezember 2016 durfte er die Karlsruher Zweitliga-Mannschaft interimsweise trainieren. Kwasniok hatte endgültig Blut geleckt. "Da habe ich gesagt: Versuch es. Das ist das, was du am meisten liebst", sagt der 39-Jährige. Dass er aber mal einen Zweitligisten als Chefcoach trainiert, habe er sich nie erträumen lassen. "Darum sitze ich hier voller Demut und Dankbarkeit", so Kwasniok bei der Pressekonferenz am Montag. Die privaten Pläne für den Sommer Die Saison in der 3. Liga war für Lukas Kwasniok lang und hart. Dennoch wird der neue SCP-Coach auf einen Sommerurlaub verzichten. "Dafür ist die Pause zu kurz. Und das gebietet der Respekt vor der neuen Aufgabe. Ich möchte bestmöglich vorbereitet sein", begründet der 39-Jährige, der ohnehin für seine akribische Arbeit bekannt ist. In die Wohnungssuche muss er übrigens keine Zeit investieren. So unterschrieb Kwasniok schon am Montag einen Mietvertrag für eine schmucke Zwei-Zimmer-Wohnung. "Das hat viel mit dem Fleiß der SCP-Mitarbeiter zu tun", sagt der Neu-Paderborner und dankt dabei vor allem Teammanager Robin Trost. Seine Frau, seine Tochter (15) und sein Sohn (17), der in der Jugend des KSC kickt, werden weiterhin im kleinen badischen Städtchen mit dem wunderschönen Ortsnamen Muggensturm (Landkreis Rastatt) wohnen. "Aber meine Frau wird sicher häufig nach Paderborn kommen", erklärt Kwasniok. Ein Familientreffen bietet sich vor allem für den 12. Juni an. Dann wird Lukas Kwasniok 40 Jahre alt. "Eine richtige Feier wird es aber nicht geben. Davon musst du dich ja drei Tage erholen", witzelt der SCP-Trainer. Die Vorbereitung Die Sommerpause endet für Paderborns Zweitliga-Kicker am 16. Juni. Dann steht ein erster Corona-Test auf dem Programm. Der Zeitpunkt des ersten Trainings hängt davon ab, wie viele Tests im Vorfeld vonnöten sind. Das neue Hygiene- und Sicherheitskonzept der Deutschen Fußball Liga liegt noch nicht vor. In der zweiten Juli-Woche will der SCP ins Trainingslager fahren, das in Deutschland oder im benachbarten Ausland stattfinden soll. "Das ist auch wichtig fürs Teambuilding", erklärt Fabian Wohlgemuth. Ein Testspiel gegen Borussia Mönchengladbach bildet am Samstag, 17. Juli, die Generalprobe für den Zweitliga-Saisonstart (23. bis 25. Juli). Austragungsort und Anstoßzeit stehen noch nicht fest. Weitere Testspieltermine will der SCP an diesem Dienstag bekanntgeben. Das Trainerteam Nicht nur im Spielerkader des SC Paderborn wird es bis zum Trainingsauftakt weitere Veränderungen geben. Auch der Trainerstab ist noch nicht komplett. Geblieben sind Assistenzcoach Danilo de Souza und Torwart-Trainer Nico Burchert. Als neuer Co-Trainer wurde Frank Fröhling verpflichtet. Ein Nachfolger für Athletikcoach Felix Sunkel, der zu Hannover 96 wechselt, steht noch nicht fest. Dieser Posten soll aber auf jeden Fall neu besetzt werden. Ob es einen Nachfolger für Maniyel Nergiz (Co-Trainer Analyse) gibt und ob darüber hinaus das Amt des Mental- und Potenzialtrainers neu besetzt wird, ist dagegen offen. Der Kader Im SCP-Kader gibt es noch diverse Baustellen. Beispielsweise in der Innenverteidigung, in der der Wechsel von Kapitän Sebastian Schonlau zum Hamburger SV eine große Lücke reißt. "Wobei ich das Wort Baustelle in diesem Zusammenhang nicht mag. Aber klar, die Anzahl an Spielern in der Innenverteidigung ist noch überschaubar", sagt Lukas Kwasniok, der in der Vorbereitung in Sachen Abwehrmitte dem zuletzt ausgeliehenen SCP-Talent Jesse Tugbenyo eine Chance geben will. In der Offensive wären die Paderborner mit Spielern wie Dennis Srbeny, Sven Michel und Chris Führich exquisit besetzt. Doch gerade der Verbleib von Führich ist ungewiss. "Im Fußball ist nichts sicher", erklärt Kwasniok und fügt augenzwinkernd an: "Außer, dass Trainer nach Niederlagen kritisiert werden."

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