So tickt der künftige Chefcoach des SC Paderborn

Paderborn. Sein Name war bereits Ende März als erster in der Gerüchteküche aufgetaucht. Nun wird Lukas Kwasniok tatsächlich Cheftrainer des SC Paderborn. Der 39-jährige Coach des Drittligisten 1. FC Saarbrücken wechselt zum Saisonende ablösefrei zum SCP, erhält einen Vertrag bis Juli 2023 und tritt somit in diesem Sommer das Erbe von Steffen Baumgart an. Langweilig dürfte es auch mit Kwasniok nicht werden. Der gebürtige Pole ist ebenso wie Baumgart ein Fußball-Verrückter im positiven Sinne. So wird der SCP auch künftig einen Trainer haben, der an der Seitenlinie mächtig Betrieb macht und lautstarke Kommandos gibt. Kwasniok setzt zudem ebenfalls auf aggressiven Angriffsfußball, schnelles Umschalten und hohes Pressing. Mit 66 Treffern stellt Aufsteiger Saarbrücken hinter dem TSV 1860 München (68) derzeit die zweitbeste Offensive der 3. Liga. Gerade in der Anfangsviertelstunde der ersten und zweiten Halbzeit macht Kwasnioks Team gerne richtig Alarm. Dabei wartet er oftmals mit taktischen Überraschungen auf. Da rückt der Abwehrchef schon mal in den Sturm oder der Innenverteidiger auf die Zehnerposition. Wechsel nach Aue und Kiel scheitern "Lukas Kwasniok hat eine positive Ausstrahlung und brennt für seine Aufgabe. Er kann talentierte Spieler weiterentwickeln und auf ein höheres Leistungsniveau bringen", urteilt SCP-Sportchef Fabian Wohlgemuth über seinen "Wunschkandidaten", den er bereits vor zwei Jahren verpflichten wollte. Damals war Wohlgemuth Sportlicher Leiter beim Zweitligisten Holstein Kiel, während Kwasniok gerade den FC Carl Zeiss Jena mit einer fulminanten Siegesserie vor dem Abstieg in die Regionalliga bewahrt hatte. Doch der Deal kam nicht zustande. Für Kwasniok war dann bereits im September 2019 Feierabend in Jena. Wohlgemuth musste sich einen Monat später aus Kiel verabschieden. Ein Jahr zuvor wäre Kwasniok im Sommer 2018 fast bei Erzgebirge Aue gelandet. Doch der Karlsruher SC, bei dem er damals äußerst erfolgreich als Nachwuchcoach gearbeitet hatte, konnte sich mit den Sachsen nicht auf eine Ablösesumme einigen. Angeblich waren die Auer, die sich wohl von ihrem Cheftrainer Dirk Schuster trennen werden, auch jetzt an einer Kwasniok-Verpflichtung interessiert. Doch Paderborn machte das Rennen und erhält einen Trainer, der als Workaholic und Motivationskünstler gilt. Beim 1. FC Saarbrücken ist Kwasniok morgens meist der Erste, der ins Trainingszentrum kommt, und der Letzte, der geht. "Die Mannschaft folgt ihm bedingungslos und geht für ihn durchs Feuer", sagt Mark Weishaupt, Sportredakteur der Saarbrücker Zeitung, gegenüber nw.de. "Er hat eine richtig gute Ansprache", so Weishaupt. Kwasniok hatte in Saarbrücken Anfang 2020 die Nachfolge von Dirk Lottner angetreten und führte den FCS zum Drittliga-Aufstieg und ins DFB-Pokal-Halbfinale. Nach einer sehenswerten Drittliga-Hinrunde überraschte er im vergangenen Winter dann jedoch auch seinen eigenen Vorstand mit der Aussage, dass er seinen Vertrag in Saarbrücken nur im Falle des Zweitliga-Aufstiegs verlängern werde. Daher standen die Zeichen frühzeitig auf Trennung. Der SC Paderborn bekommt somit einen Trainer, der polarisiert. Kwasniok ist extrem ehrgeizig und ambitioniert, dabei aber stets ein Teamplayer, der sein Umfeld begeistern will. Geduld scheint allerdings nur bedingt zu seinen Tugenden zu zählen. Viel Lob von Markus Krösche Seine Fußball-Lehrer-Lizenz hatte Kwasniok unterdessen im März 2018 erworben. Mit der Gesamtnote 1,0 war er hierbei als Jahrgangsbester ausgezeichnet worden. Zu seinen Lehrgangskollegen zählte Markus Krösche, damals noch Sportchef des SC Paderborn. &bdquo;Lukas ist ein richtig guter Typ und sehr guter Trainer. Er ist sehr leidenschaftlich und verfügt zugleich über viel Know-how", urteilt Krösche gegenüber nw.de über Kwasniok, mit dem er einst auch den A-Lizenz-Lehrgang absolviert hatte. &bdquo;Wir stehen noch immer in Kontakt", so Krösche mit Blick auf den künftigen SCP-Coach, der sich selbst noch nicht zu seinem bevorstehenden Wechsel an die Pader äußern möchte. So wird Lukas Kwasniok erst nach dem letzten Pflichtspiel des 1. FC Saarbrücken offiziell in Paderborn vorgestellt. Auch bei der Pressekonferenz zum Saarlandpokal-Halbfinale beim Regionalligisten FC Homburg, die am Montagnachmittag stattfand, beantwortete er keine Fragen zum Thema Paderborn. Dies wird er womöglich erst Ende Mai tun. Falls Saarbrücken nämlich am Dienstag in Homburg gewinnt, steht am Samstag, 29. Mai, noch das Landespokal-Finale bei der SV Elversberg auf der Agenda. Dann könnte sich Kwasniok mit einem Titel aus Saarbrücken verabschieden.

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