Analyse: Warum Paderborns Misserfolg kein Pech ist

Paderborn. "Erfolg ist kein Glück", lautet das Credo von Steffen Baumgart. Dieser Spruch steht auch auf einem Armband, das der Cheftrainer des SC Paderborn am rechten Handgelenk trägt. Und der gleichnamige Song des Berliner Rappers Kontra K tönt vor Heimspielen stets durch die Benteler-Arena. SCP-Erfolge sind in dieser Saison jedoch gerade zuhause eine Seltenheit. So verlor Paderborn bislang neun seiner zwölf Heimspiele, obwohl der Aufsteiger abgesehen von ein, zwei Partien nie chancenlos gewesen war. Doch letztlich lässt sich konstatieren: "Misserfolg ist kein Pech." Natürlich hätten mit ein wenig Matchglück mehr Punkte herausspringen können. Gerade in den mittlerweile fünf Heimspielen, in denen die Paderborner mit nur einem Tor Unterschied unterlagen, fehlte nicht viel. "Aber wenn du immer knapp verlierst, dann ist das kein Zufall", sagt Baumgart und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Vielmehr sind es immer wieder Kleinigkeiten, die sich summieren und die am Ende dazu führen, dass der SCP mit leeren Händen dasteht, obwohl die Spieler alles aus sich herausholen. Es mangelt an Kreativität Besonders schmerzhaft waren hierbei die knappen Heimpleiten gegen Mainz (1:2), Augsburg (0:1) und Hertha (1:2). Insbesondere in diesen Partien zeigte sich, dass Paderborn gegen tief stehende Gegner Schwierigkeiten hat, Chancen zu kreieren. Wenn der SCP die nötigen Räume erhält, um die gefürchteten Blitzangriffe zu starten, ist er brandgefährlich. Doch wenn die Baumgart-Schützlinge ihre Geschwindigkeitsvorteile nicht auf den Platz bringen können, gibt es ein Problem. So mangelte es den Paderbornern auch am Samstag gegen Hertha BSC Berlin an der nötigen Kreativität. Von den Mittelfeld-Akteuren Klaus Gjasula und Ben Zolinski kamen vor der Pause kaum Impulse. Erst als ihr zunächst ebenfalls ungewöhnlich schwacher Nebenmann Sebastian Vasiliadis nach dem Wechsel das Heft des Handelns übernahm, lief es besser. Doch ein "Vasi" allein kann es nicht richten. Bei aller Leidenschaft und dem unbändigen Einsatzwillen - am Ende ist es dann doch eine Frage der individuellen Qualität und Erfahrung. Und da ist das Low-Budget-Team des SCP in der Bundesliga letztlich bedingt konkurrenzfähig. Man muss sich nur einmal vergegenwärtigen, welche Millionenwerte die Berliner am Samstag noch auf der Ersatzbank versauern ließen. "Es knabbert an einem, wenn immer nur ein bisschen fehlt", sagte SCP-Kapitän Christian Strohdiek nach dem 1:2 gegen Hertha. "Unsere Heimbilanz ist gelinde gesagt scheiße", urteilte Flügelflitzer Kai Pröger, der an diesem verkorksten Tag noch die größte Dynamik und Torgefahr ausgestrahlt hatte. Doch die SCP-Mannschaft ist offenbar mit einem wahren "Sisyphos-Gen" ausgestattet, denn zumindest bislang haben die Baumgart-Schützlinge auch die allergrößten Nackenschläge weggesteckt. Und so unternimmt der SCP unverdrossen immer wieder einen neuen Anlauf. Ein Lob an die Fans "Wir vom Trainerteam müssen den Jungs weiter Sicherheit geben und Lösungen finden", sagt Baumgart. "Und ich weiß gar nicht, ob unsere Situation so schlecht ist", ergänzt der Chefcoach angesichts der Tatsache, dass Relegationsplatz 16 weiterhin nur einen Zähler entfernt liegt. Hoffnung macht Baumgart auch das Verhalten der SCP-Anhänger. "Ich bin froh, dass die Fans komplett hinter der Mannschaft stehen. Das ist nicht selbstverständlich. Und wenn wir aus dieser Situation herauskommen wollen, dann geht das auch nur gemeinsam", betont der 48-Jährige. Auf dessen Team wartet nun eine schier unlösbare Aufgabe, denn an diesem Freitag, 21. Februar, geht's zum FC Bayern München. "Die Bayern sind noch einmal eine andere Liga. Aber wir werden es trotzdem versuchen", sagt Kai Pröger, der im Hinspiel sein erstes Bundesliga-Tor erzielt hatte. Eben jene Partie sollten die Paderborner nur mit 2:3 verlieren. Die Bayern müssen sich bekanntlich nach knappen Siegen oftmals die Mär vom "Bayern-Dusel" anhören. Doch nicht nur Steffen Baumgart weiß: "Erfolg ist kein Glück."

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