
Paderborn. Vor einem Jahr hatte der SC Paderborn bei seiner Mitgliederversammlung zum Stichtag 30. Juni 2018 noch einen Rekord-Schuldenstand in Höhe von 7,66 Millionen Euro bekanntgeben müssen. Am vergangenen Montagabend wurden den 438 Mitgliedern des SC Paderborn, die am Montagabend ins VIP-Zelt an der Benteler-Arena gekommen waren, weitaus erfreulichere Zahlen präsentiert.
Der SC Paderborn e.V. verfügt über ein Guthaben von rund 3,3 Millionen Euro. Die zum 1. Juli 2018 ausgegliederte SC Paderborn GmbH & Co. KGaA erwartet in dieser Bundesliga-Saison einen Gewinn in Höhe von sechs bis acht Millionen Euro und würde damit demnächst über Eigenkapital in Höhe von bis zu zehn Millionen Euro verfügen. Verein und Kapitalgesellschaft sind damit schuldenfrei. "Uns geht es so gut wie noch nie", konstatierte SCP-Präsident Elmar Volkmann bei der Mitgliederversammlung am Montag.
Transfererlöse sind unabdingbar
Dass der SC Paderborn aber auch mit diesen Zahlen in finanzieller Hinsicht im Vergleich zur Konkurrenz nur ein ganz kleines Licht ist, wissen die Verantwortlichen nur allzu gut. Das ambitionierte Ziel, dauerhaft zu den Top 30 im deutschen Fußball zu gehören, ist nur zu erreichen, wenn der Klub seine eigene Nische findet. "Wir wollen ein Ausbildungs- und Entwicklungsverein sein", betonte Sport-Geschäftsführer Martin Przondziono bei der Mitgliederversammlung.
Dies bedeutet: Der SCP setzt auf junge, hungrige Spieler mit Potenzial, für die dann irgendwann Transfererlöse erzielt werden. Im Idealfall rekrutieren sich diese Spieler aus dem eigenen Nachwuchs. "Das gehört zum Geschäftsmodell. Anders haben wir keine Chance zu überleben, denn dafür sind andere Vereine finanziell viel zu weit weg", so Przondziono.
Ein dickes Dankeschön an den Trainer
In der nun schon fast drei Jahre währenden Amtszeit von Cheftrainer Steffen Baumgart geht dieses Konzept perfekt auf. Der Marktwert des Kaders stieg beispielsweise von 5,35 Millionen Euro in der Drittliga-Saison 2017/2018, über 10,3 Millionen Euro (2018/2019) auf nun mehr als 33 Millionen Euro. "Das sind unglaubliche Zahlen. Und dafür sind wir unserem Trainer unendlich dankbar", betonte der Sport-Geschäftsführer und verwies dabei auch auf die Tatsache, dass der SCP mittlerweile acht Nationalspieler in seinen Reihen hat. "Sechs davon sind es in Paderborn geworden", erklärte Przondziono.
Ebenso wie sein Geschäftsführer-Kollege Martin Hornberger hatte der Sportchef zudem ein dickes Lob für seinen Vorgänger Markus Krösche parat. Der nämlich hatte mit Baumgart die neue SCP-Philosophie auf den Weg gebracht. Zu der gehört nicht zuletzt der attraktive Offensivstil. "Und diese klare Spielidee der Profis wird auch auf unseren Nachwuchs runtergebrochen", erläuterte Christoph Müller, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, das vor einem Jahr erstmals mit der Höchstwertung von drei Sternen zertifiziert worden ist.
Lob für die medizinische Abteilung
Martin Przondziono hatte unterdessen auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle viel Lob parat. "Die schuften bis zum Anschlag", so der Sport-Geschäftsführer, der zudem die Leistung der medizinischen Abteilung hervorhob. "Wir haben seit zwei Jahren die wenigsten Verletzten im deutschen Profifußball", konstatierte Przondziono. Ein Sonderlob gab's darüber hinaus für Ole Siegel. "Er ist unfassbar wertvoll für den Verein", sagte Przondziono über den SCP-Teammanager, um den im vergangenen Jahr auch RB Leipzig gebuhlt hatte.
"Wir wollen sportlich weiter so aufregend bleiben. Die Begeisterung der Fans zeigt auch, dass dieser Weg honoriert wird", betonte der Sport-Geschäftsführer, der derzeit zweigleisig planen muss. "Wir wissen schließlich, dass es auch wieder eine Liga tiefer gehen kann", so Przondziono, der aber in Sachen Klassenerhalt weiter guter Dinge ist: "Aufgeben ist für uns ohnehin keine Option."
Stadion wird ab Mitte Februar erweitert
Zur Weiterentwicklung des Vereins zählt derweil auch die Optimierung der Infrastruktur - sei es im TNLZ oder in der Benteler-Arena. Letztgenannte wird in Kürze erweitert. So erfolgt direkt nach dem Heimspiel gegen Hertha BSC Berlin (Samstag, 15. Februar) der Startschuss für den ersten Bauabschnitt. Dann werden auf der Westtribüne ein Oberrang installiert und ein zusätzlicher VIP-Bereich geschaffen.
In einem zweiten Bauabschnitt, der nach dem Ende dieser Saison in Angriff genommen wird, erhalten auch die drei anderen Tribünenseiten einen Oberrang, so dass sich die Sitzplatz-Kapazität von derzeit 5.800 auf 8.600 erhöht. Das Stadion würde somit künftig 17.700 Zuschauer fassen. "Wir werden der Arena ein neues Gesicht geben", so SCP-Geschäftsführer Martin Hornberger, der die Ausbaupläne bei der Mitgliederversammlung präsentierte. Die Stadiongesellschaft kalkuliert dabei mit Netto-Gesamtkosten in Höhe von rund 5,5 Millionen Euro.
INFORMATION
Familienbeitrag wird erhöht
- Bei der Mitgliederversammlung wurde mit breiter Mehrheit eine Änderung der Beitragsordnung beschlossen. So gilt der ermäßigte Jahresbeitrag in Höhe von 50 Euro künftig für SCP-Mitglieder im Alter von 15 bis 25 Jahren. Bislang musste ab dem 18. Lebensjahr der volle Beitrag (80 Euro) gezahlt werden. Im Gegenzug wird allerdings der Beitrag für eine Familienmitgliedschaft von 100 auf 130 Euro erhöht.
- Zudem wurde beschlossen, dass Einladungen zur SCP-Mitgliederversammlung in Zukunft nur noch per Mail verschickt werden, um Portokosten zu sparen.