SC Paderborn

Analyse: Paderborns schmerzhafte Lehrstunde in Hoffenheim

Die TSG nimmt den Aufsteiger vor der Pause auseinander und spielt dabei den Fußball, der auch dem SCP vorschwebt

Und schon schlägt’s ein: Nach nur 72 Sekunden streckt sich SCP-Torwart Leopold Zingerle vergebens. Ein Hoffenheimer Freistoß landet im Netz. | © imago images/ULMER

Frank Beineke
02.11.2019 | 02.11.2019, 16:40

Sinsheim. Steffen Baumgart zog es nach dem Schlusspfiff Richtung Fankurve. Der Cheftrainer des SC Paderborn bedankte sich bei den gut 400 mitgereisten Anhängern, die ihre Mannschaft am Freitagabend im Gastspiel bei der TSG Hoffenheim bis zum Ende lautstark unterstützt hatten. Die bedingungslosen Anfeuerungsrufe waren keine Selbstverständlichkeit, denn eigentlich war die Partie nach 26 Minuten gelaufen. Da nämlich führten furios aufspielende Hoffenheimer gegen das bemitleidenswerte Erstliga-Schlusslicht aus Paderborn bereits mit 3:0. Dies sollte letztlich auch der Endstand sein.

„Hoffenheim hatte auf alles, was wir machen wollten, eine Lösung. Das war heute ein sehr, sehr großer Klassenunterschied", urteilte Baumgart über ein einseitiges Bundesliga-Spiel, das für sein Team denkbar schlecht begonnen hatte. Nach nur 72 Sekunden zirkelte Hoffenheims Däne Robert Skov einen 28-Meter-Freistoß ins Gehäuse der Gäste.

Verteidigt wie eine Schülermannschaft

Was dann bis zur Pause folgte, war eine einzige Lehrstunde für den an diesem Tag gänzlich überforderten Aufsteiger. „Ich habe selten eine Mannschaft gesehen, die eine andere so vorführt. Wir haben es vorne und hinten nicht gut gemacht", bilanzierte SCP-Sport-Geschäftsführer Martin Przondziono und wurde noch deutlicher: „Wir haben verteidigt wie eine Schülermannschaft."

Letzteres war beispielsweise bei den beiden weiteren Gegentoren in der 15. und 26. Minute der Fall gewesen. Zunächst netzte der bärenstarke Pavel Kaderabek am Ende eines sehenswerten TSG-Spielzuges mühelos zum 2:0 ein, weil Gerrit Holtmann den Hoffenheimer komplett aus den Augen verloren hatte. Dann ließ Jürgen Locadia den an diesem Abend extrem schwachen SCP-Rechtsverteidiger Mohamed Dräger beim 3:0 ziemlich alt aussehen. Die Gäste kamen vor der Pause nicht nur bei diesen Treffern mindestens einen Schritt zu spät. Alle elf Paderborner blieben unter Normalform.

Andererseits hatte die TSG allerdings auch einen „Sahnetag" (O-Ton Steffen Baumgart) erwischt. Während Leverkusens Edelkicker wie Havertz, Bellarabi, Amari oder Volland beim Pokalspiel am Dienstag die Räume, die ihnen der SCP bot, kaum zu nutzen wussten, hebelte Hoffenheim die Paderborner Reihen mit einem nahezu fehlerfreien Pass-Spiel und viel Tempo nach allen Regeln der Fußballkunst aus.

Sportchef schnalzt mit der Zunge

„Das war ein Lehrbeispiel dafür, wie auch wir spielen wollen. Diese Ballsicherheit, das Gegenpressing, diese Kombinationen", sagte Martin Przondziono und schnalzte angesichts von 735 TSG-Pässen und einer Passgenauigkeit von 94 Prozent mit der Zunge. „Das ist außergewöhnlich. Und das ist dann halt manchmal schwer zuzulaufen", so der SCP-Sportchef.

„Wenn ein Gegner wie Hoffenheim seine Klasse auf den Platz bringt und wir nicht so präsent sind, dann sind wir manchmal chancenlos. Aber wir sollten trotzdem unsere Eigenschaften auf den Platz bringen", sagte Steffen Baumgart. Richtig wehren sollte sich sein Team aber erst nach der Pause. Da hatte Hoffenheim allerdings schon zwei, drei Gänge runtergeschaltet, was einige TSG-Fans nicht goutierten. So hallten in der zweiten Hälfte einige Pfiffe durch die mit nur 23.629 Zuschauern gefüllte PreZero-Arena. „Die Zuschauer, die pfeifen, sollten künftig am besten zu Hause bleiben oder ins Theater gehen", wetterte TSG-Verteidiger Kevin Vogt. „Das sind keine Hoffenheim-Fans", betonte Mehrheitseigner Dietmar Hopp.

Der SCP aber kann am Samstag, 9. November, wohl wieder auf die vorbildliche Unterstützung seiner Fans bauen. Die ist dann auch vonnöten, denn im Heimspiel gegen den FC Augsburg (15.30 Uhr) muss ein Sieg her. Wenn es mit dem erhofften Dreier klappt, kommt auch Trainer Steffen Baumgart sicherlich zum Feiern in die Kurve.


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