Warum der SC Paderborn in einem Teufelskreis steckt

Paderborn. Eigentlich wollte der SC Paderborn am vergangenen Sonntag bei seinem Lieblingsgegner 1. FC Köln den so heiß ersehnten ersten Saisonsieg einfahren. Stattdessen zeigte das Team von Trainer Steffen Baumgart im Kellerduell der beiden Aufsteiger die mit Abstand schlechteste Auswärtsleistung. Bei der 0:3 (0:1)-Pleite im ausverkauften Rheinenergie-Stadion präsentierten sich die Paderborner in einem besorgniserregenden Zustand. Die Aufstiegseuphorie ist längst verflogen. Nach nur einem Punkt aus acht Spielen wird vielmehr verstärkt spekuliert, ob der SCP den Uralt-Negativrekord von Tasmania Berlin bricht. Die Berliner hatten in der Erstliga-Saison 1965/66 ganze zwei Siege und vier Remis eingefahren. Immerhin: Die üblichen Mechanismen werden an der Pader mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht greifen. Der Chefcoach sitzt weiter fest im Sattel. Steffen Baumgart würde wohl eher selbst die Reißleine ziehen, wenn er das Gefühl hat, der Mannschaft nicht mehr helfen zu können. Eine Trainerdiskussion wäre momentan auch völlig unangebracht. Was zwei Jahre überragend war, kann nun plötzlich nicht alles schlecht sein. "Doch ich bin in der Verantwortung, Lösungen zu finden", sagt Baumgart. Und eben jene Lösungen hatte der SCP in Köln nicht gefunden. Viel Ballbesitz, wenig Ideen Die zarten Hoffnungen der Baumgart-Schützlinge, im Rheinland wieder mehr Räume für den bevorzugten Konterfußball zu erhalten, sollten sich nicht erfüllen. Zunächst wurden die Gäste von extrem aggressiven Kölnern mächtig unter Druck gesetzt. Dann sorgte der frühe Rückstand dafür, dass der SCP gegen nun immer tiefer stehende Hausherren enorme Probleme hatte, sich Torchancen herauszuspielen. So hatte Paderborn mehr Ballbesitz (58 Prozent), aber keine zündenden Ideen. Dies war schon bei der jüngsten Heimniederlage gegen Mainz (65 Prozent Ballbesitz) der Fall gewesen. "Gefühlt haben wir nicht einen Torschuss abgegeben", sagte Baumgart nach dem Köln-Spiel, in dem sich sein Team zugleich wieder diverse Patzer im Defensiv-Verhalten geleistet hatte. "Wir drehen uns im Kreis und machen Fehler in den entscheidenden Momenten", ärgerte sich der SCP-Coach. Am Engagement hat es bislang nicht gelegen. Davon kündet auch ein Blick in die Statistik. So sind die Paderborner mit einer Laufleistung von 950,7 Kilometern nach acht Spielen vor Bayer Leverkusen (946,7) sogar die Nummer eins der Liga. Doch vom zurecht so viel gelobten SCP-Angriffsfußball war zuletzt nur wenig zu sehen. Über Außen geht zu wenig "Gerade Mainz und Köln hatten sich sehr gut auf uns eingestellt. Unsere Außenbahnspieler kamen beispielsweise kaum zur Entfaltung. Die Gegner wissen halt um deren Schnelligkeit", urteilt Mittelfeld-Abräumer Klaus Gjasula. In Köln strahlten die Flügelflitzer Antwi-Adjei und Pröger nur wenig Gefahr aus. Und in den vergangenen beiden Partien führten gerade Fehler der Außenverteidiger Collins, Dräger und Holtmann zu Gegentoren. Im Spiel über die Außen - im Aufstiegsjahr eine der großen SCP-Stärken - liegt derzeit einiges im Argen. So kommt der SCP bislang beispielsweise auf lediglich 58 Flanken aus dem Spiel heraus. Nur Augsburg ist schlechter. Insgesamt fehlte dem Paderborner Spiel insbesondere gegen Mainz und in Köln die Tiefe. Vertikalpässe waren selten. Aus der Mittelfeldzentrale um Gjasula und Vasiliadis kam wenig Kreatives. Es fehlt derzeit an Tempo und an Sprints hinter die gegnerische Abwehrkette. Und es mangelt offensichtlich auch an der nötigen Entschlossenheit, wenn es um Eins-gegen-Eins-Duelle oder den Torabschluss geht. Die Negativserie kann in entscheidenden Momenten halt doch die Beine lähmen. "Wir wollen unbedingt. Und da geht schnell die nötige Leichtigkeit verloren", erklärt Linksverteidiger Gerrit Holtmann, der in Köln ein Startelf-Debüt mit Licht und Schatten bot. Gegen Düsseldorf wird es nicht leichter Und so befindet sich der SCP derzeit in einem Teufelskreis. Der Glaube an die eigenen Stärken ist für diese Mannschaft von fundamentaler Bedeutung. Denn von der individuellen Klasse her gehört der Überraschungsaufsteiger wohl auf exakt jenen Platz, den der SCP derzeit belegt. Dass sie als Kollektiv dennoch konkurrenzfähig sein können, haben die Paderborner aber hinlänglich bewiesen. Vielleicht fehlt tatsächlich nur ein Erfolgserlebnis. "Dieser verflixte erste Sieg würde uns so viel Mut machen", betont Klaus Gjasula. Doch mit jeder Niederlage geht weiteres Selbstbewusstsein verloren. Und die Chancen auf Erfolge sinken peu à peu. "Hoffnung macht, dass wir noch genügend Spiele haben. Warum sollten wir so früh in der Saison den Kopf in den Sand stecken", fragt Leopold Zingerle. "Wenn wir erst mal Spiele gewinnen, spricht keiner mehr über unseren historisch schlechten Start", fügt der SCP-Torwart an. Die nächste Möglichkeit, der Negativspirale zu entrinnen, gibt's am kommenden Samstag, 26. Oktober. Dann wird die Aufgabe jedoch nicht leichter, denn im Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf (15.30 Uhr, Benteler-Arena) wird der SCP wohl wieder auf einen tief stehenden Gegner treffen. "Wenn wir unsere Leistung bringen, ist ein Sieg gegen Düsseldorf machbar", betont jedoch Gerrit Holtmann. "Wir müssen uns nur immer wieder eintrichtern, dass wir es können. Denn wenn wir unseren Glauben verlieren, haben wir ein Problem", ergänzt der Linksverteidiger. Und dann würden auch die wenig schmeichelhaften Vergleiche mit Tasmania Berlin nicht verstummen.

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