SC Paderborn ist das Köln-Schreckgespenst

Paderborn. Es ging gleich gut los. Im ersten Pflichtspiel zwischen dem SC Paderborn und dem 1. FC Köln feierte der SCP im September 2006 einen 2:0-Heimsieg. Anschließend folgten für die Paderborner zwar drei Niederlagen und ein Remis. Doch seitdem heimsten die Ostwestfalen gegen die Rheinländer in Ligaspielen drei Siege und drei Unentschieden ein. Bevor es an diesem Sonntag, 20. Oktober, um 15.30 Uhr im Kölner Rheinenergie-Stadion zu einer Neuauflage des Duells kommt, blicken wir auf die bisherigen Pflichtspiele zwischen den beiden NRW-Klubs zurück. Zweitliga-Saison 2006/2007 Hinspiel 29. September 2006 SC Paderborn - 1. FC Köln 2:0 (1:0): Der Express hatte die Kölner Spieler vorher gewarnt. "Vorsicht, FC! Paderborns Dorf-Sportplatz ist eine Festung", titelte das Kölner Boulevardblatt vor dem Gastspiel im altehrwürdigen Lönsstadion. Die Warnung kam offenbar nicht an, denn der von Hanspeter Latour trainierte "Effzeh" präsentierte sich ausgesprochen harmlos und lethargisch. Die aggressiven Paderborner kamen so durch Publikumsliebling Erwin Koen (65.) und Timo Röttger (90.) zu einem hochverdienten 2:0-Erfolg. "Ich hatte schon am Morgen ein gutes Gefühl", berichtete Koen nach der Partie. FC-Präsident Wolfgang Overath, der an diesem Freitagabend seinen 63. Geburtstag feierte, war dagegen restlos bedient: "Die Leistung ist inakzeptabel. Ich weiß nicht, was in den Spielern vorgegangen ist." Rückspiel 25. Februar 2007 1. FC Köln - SC Paderborn 1:1 (1:1): Im Rückspiel saßen auf beiden Seiten neue Trainer auf der Bank. Holger Fach hatte beim SCP zwischenzeitlich den glücklosen Roland Seitz abgelöst. Beim Effzeh hatte Klub-Ikone Christoph Daum das Ruder übernommen. Doch als Paderborn in Köln gastierte, war die Euphorie über die Rückkehr des "Messias" längst verflogen. Aufgrund der schwachen Auftritte in den Vorwochen kam es zu einem Fan-Boykott. So strömten viele FC-Anhänger erst zur zweiten Halbzeit auf die Südtribüne. Die einzigen Tore der Partie hatten sie damit verpasst, denn der unvergessene SCP-Außenverteidiger Garry de Graef hatte bereits nach 18 Minuten aus 35 Metern (!) ins Kölner Tor getroffen. FC-Torjäger Patrick Helmes erzielte sieben Minuten später den 1:1-Endstand, der von den Fans der Hausherren mit einem gellenden Pfeifkonzert quittiert wurde. Köln landete am Ende nur auf Rang neun. Der SCP konnte mit Rang elf zufrieden sein, stieg jedoch ein Jahr später in die 3. Liga ab. Zweitliga-Saison 2007/2008 Hinspiel 28. Oktober 2007 1. FC Köln - SC Paderborn 2:1 (1:1): Die erste SCP-Niederlage gegen Köln sollte zur Kategorie "äußerst unglücklich" gehören. Denn vor 41.000 Zuschauern im Rheinenergie-Stadion waren die Paderborner die bessere Mannschaft gewesen. Köln war zwar durch Milivoje Novakovic (4.) früh in Führung gegangen, doch der SCP sollte anschließend das Heft des Handelns in die Hand nehmen. Der kurz zuvor eingewechselte Nils Döring erzielte den überfälligen 1:1-Ausgleich (51.), ehe Siradze, Koen, Schüßler und Röttger beste Möglichkeiten zur Paderborner Führung vergaben. Am Ende standen die Gäste sogar mit gänzlich leeren Händen da, weil Goalgetter Novakovic in der 89. Minute noch einmal zuschlug. "Das ist total bitter. Man könnte heulen", konstatierte Nils Döring. Rückspiel 11. April 2008 SC Paderborn - 1. FC Köln 2:2 (1:1): Der SCP war im Rückspiel abgeschlagener Tabellenletzter, konnte den Effzeh aber auch beim zweiten Duell im Lönsstadion mächtig ärgern. Dragan Bogavac (36.) und Alexander Löbe (64.) egalisierten jeweils die Kölner Führungen durch Patrick Helmes (32.) und Roda Antar (51.). "Wir haben heute unser wahres Gesicht gezeigt", bilanzierte SCP-Coach Pavel Dotchev. Dieser hatte im Februar das Amt von Holger Fach übernommen. Den Abstieg aber konnte auch Dotchev nicht verhindern. Köln stieg derweil als Tabellendritter in die Bundesliga auf. Zweitliga-Saison 2012/2013 Hinspiel 28. September 2012 SC Paderborn - 1. FC Köln 1:2 (0:1): Anthony Ujah (18.) und Adil Chihi (69.) schossen die Kölner zu einem nicht unverdienten Auswärtssieg, wenngleich die Gastgeber Moral bewiesen hatten und durch Manuel Zeitz (53.) zum zwischenzeitlichen Ausgleich gekommen waren. Eben jener Zeitz sah in der 82. Minute nach einem Foul an Chihi die Rote Karte. Entscheidend für die Niederlage aber waren die individuellen Patzer, die sich der SCP bei beiden Gegentoren geleistet hatte. "Köln hat hier kein Feuerwerk abgebrannt", urteilte Paderborns Coach Stephan Schmidt. Rückspiel 9. März 2013 1. FC Köln - SC Paderborn 3:0 (1:0): Der SCP sollte an diesem 25. Spieltag vor 42.700 Zuschauern die bislang höchste Niederlage gegen Köln kassieren. Paderborn hatte dabei eine durchaus sehenswerte erste Hälfte gespielt, war aber durch Adam Matuschyk (29.) in Rückstand geraten. Nach der Pause machte der überragende Kölner Anthony Ujah (64./83.) den Sack zu. "Ich hatte eigentlich auch noch damit gerechnet, dass Schlüpfer und BHs fliegen", kommentierte FC-Trainer Holger Stanislawski die ausgelassene Stimmung im Stadion. Zweitliga-Saison 2013/2014 Hinspiel 10. August 2013 SC Paderborn - 1. FC Köln 1:1 (1:0): "Die Jungs sind fix und fertig", erklärte SCP-Coach André Breitenreiter nach einer Partie, in der sein Team bis zur dritten Minute der Nachspielzeit mit 1:0 geführt hatte. Dann markierte Kölns Joker Kacper Przybylko doch noch den glücklichen Ausgleich für die Gäste. 12.397 Zuschauer hatten in der Benteler-Arena zuvor starke Hausherren gesehen, die nach einem Treffer von Kapitän Markus Krösche (15.) lange auf den ersten Saisonsieg hoffen durften. Doch dann kam die Nachspielzeit. Rückspiel 9. Februar 2014 1. FC Köln - SC Paderborn 0:1 (0:0): Das erste Pflichtspiel des Jahres sollte für die bis dato "nur" siebtplatzierten Paderborner eine Initialzündung werden. Das Team von André Breitenreiter feierte durch einen Freistoßtreffer (47.) von Alban Meha einen hochverdienten Auswärtssieg und avancierte anschließend zur mit Abstand besten Rückrunden-Mannschaft. Kölns Trainer Peter Stöger zählte den SCP nach dem Spiel zum Kreis der Aufstiegsanwärter. Und am Ende sollten die Paderborner tatsächlich zusammen mit dem Effzeh in die erste Bundesliga aufsteigen. Erstliga-Saison 2014/2015 Hinspiel 13. September 2014 SC Paderborn - 1. FC Köln 0:0: Beim Wiedersehen in Liga eins gab's am dritten Spieltag die erste Nullnummer zwischen beiden Teams, die aber auf beiden Seiten für Zufriedenheit sorgten. Schließlich hatten die Aufsteiger damit ihren jeweils fünften Punkt eingeheimst. Näher dran am Sieg waren dabei die Paderborner. Die größte Chance hatte SCP-Stürmer Elias Kachunga, der in der 55. Minute am bärenstarken Kölner Torwart Timo Horn scheiterte. Rückspiel 7. Februar 2015 1. FC Köln - SC Paderborn 0:0: Auch im Rückspiel fielen keine Tore. 49.500 Zuschauer sahen fußballerische Magerkost. Doch das war den Gästen egal, denn nach einer 0:5-Pleite in Mainz und dem 0:3 gegen den Hamburger SV hatten sie immerhin mal wieder zu Null gespielt und den ersten Punkt des Spieljahres 2015 ergattert. Für die Kölner war es das fünfte 0:0 im zehnten Heimspiel. Am Saisonende standen für das Team von Trainer Peter Stöger insgesamt neun Nullnummern und der Klassenerhalt zu Buche. Der SCP aber sollte in die 2. Liga absteigen. Zweitliga-Saison 2018/2019 Hinspiel 16. September 2018 1. FC Köln - SC Paderborn 3:5 (1:1): Am fünften Spieltag setzte Aufsteiger Paderborn das erste dicke Ausrufezeichen. Der überragende SCP-Regisseur Philipp Klement schnürte einen Doppeltag. Zudem trafen Gueye, Tekpetey und Michel für die Gäste, die zwei Mal einen Rückstand wettgemacht und auch eine Antwort auf den Kölner 3:3-Ausgleich gefunden hatten. "Ein absoluter Wahnsinn. Dieses Spiel hätte auch 8:8 ausgehen können", erklärte SCP-Kapitän Christian Strohdiek nach dem spektakulären Schlagabtausch. Rückspiel 15. Februar 2019 SC Paderborn - 1. FC Köln 3:2 (0:1): Im Rückspiel schien den Kölnern die Revanche zu gelingen. So führten die Gäste bis zur 80. Minute mit 2:0. Cordoba hatte vor der Pause das 0:1 (38.) erzielt. Dann traf der eingewechselte Anthony Modeste bei seinem Comeback zum 0:2 (73.). "Da war ich der glücklichste Mensch auf der Erde. Doch am Ende war ich der traurigste", bilanzierte Modeste. Denn in den letzten zehn Minuten drehte der SCP durch Treffer von Bernard Tekpetey (80.), Kai Pröger (86.) und Marlon Ritter (90.) eine verloren geglaubte Partie. "Diese Mannschaft gibt einfach niemals auf", betonte SCP-Routinier Uwe Hünemeier. Am 21. März sollte dann noch ein Paderborner 5:3-Testspielsieg gegen den Effzeh folgen. Am Saisonende konnten beide Teams feiern. So stiegen Köln und Paderborn wie schon im Jahre 2014 gemeinsam in die 1. Bundesliga auf.

Meistgelesen

Paderborn Mann für Mann