Paderborn. „Manchmal frage ich mich selbst, ob ich das alles träume oder ob es wirklich passiert", sagt Kai Pröger. Denn seitdem der 26-Jährige am 16. Januar erstmals am Training des SC Paderborn teilnahm, läuft für ihn alles perfekt. Pröger integrierte sich rasend schnell, stand seit der 6:0-Gala gegen Fürth zuletzt fünf Mal in der Startelf und brachte es dabei auf drei Tore und einen Assist. Und so darf sich der aus dem Friesland stammende Blondschopf große Hoffnungen machen, dass er auch am Samstag (13 Uhr, Benteler-Arena) im Zweitliga-Duell gegen den FC St. Pauli in der Anfangsformation steht.
„Wenn man sich einen Start in einer neuen Mannschaft malen könnte, dann würde er wohl exakt so aussehen", sagt Markus Krösche. „Kai tut uns mit seiner Art, Fußball zu spielen, richtig gut. Die Mannschaft hat es ihm aber auch sehr einfach gemacht", ergänzt der SCP-Sport-Geschäftsführer. Pröger zeichnet vor allem seine Unbekümmertheit aus. Der pfeilschnelle Flügelspieler geht gerne ins Dribbling und traut sich viel zu. „Das gibt uns der Trainer auch immer mit auf den Weg. Wir sollen keine Angst haben, dass wir Fehler machen. Er verlangt von uns, dass wir mutig sein", sagt Pröger.
Sheltons Pech war Prögers Glück
Was dabei herauskommen kann, zeigte sich im Heimspiel gegen Köln. In der 85. Minute schoss der SCP-Novize aus nicht gerade aussichtsreicher Position aufs Tor – und der Ball segelte mit einer kuriosen Flugkurve zum 2:2 ins Netz. Eben jener Treffer wurde von der ARD-Sportschau nun sogar für die Wahl zum "Tor des Monats Februar" nominiert. Am Ende jubelte der 26-Jährige mit seinen Teamkollegen über einen 3:2-Sieg. Wäre alles normal gelaufen, hätte Pröger am besagten Wochenende mit Rot-Weiß Essen gegen Herkenrath gekickt, statt Köln abzuschießen. Denn eigentlich sollte er erst im Sommer von RWE an die Pader wechseln.
Doch da sich US-Winterneuzugang Khiry Shelton am Knie verletzt hatte, wurde der Transfer vorgezogen. Und so feierte Pröger im gar nicht mehr so zarten Alter von 26 Jahren sein Zweitliga-Debüt. Denn so schnell er beim SCP auch Fuß fasste – in Sachen Profifußball ist der Mittelfeldspieler ein Spätstarter. Noch als 19-Jähriger kickte Pröger für seinen Heimatklub Heidmühler FC in der Bezirksliga. Werder Bremen hatte in der Jugend zwar ein, zwei Mal angeklopft. „Aber ich wollte den sicheren Weg gehen", sagt Pröger, der erst einmal eine Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker absolvierte. Im Sommer 2012 wechselte er zum VfB Oldenburg. Pröger schaffte fix den Sprung in die erste Mannschaft und schoss unter anderem das Siegtor im Derby gegen Meppen.
Pröger-Verpflichtung schon 2017 geplant
2014 folgte der Wechsel zum Drittligisten FSV Mainz 05 II. „Dort kam ich aber nie zum Zug", berichtet Pröger, der ganze zwei Spiele für die FSV-Reserve bestritt. Und so verließ er nur ein Jahr später die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt, um beim BFC Dynamo Berlin anzuheuern. Dort spielte auch Stürmer Dennis Srbeny, den der SCP im Sommer 2017 verpflichtete.
Im Zuge dieses Transfers wollten sich die Paderborner zudem Prögers Dienste sichern. Doch der hatte bereits Essen zugesagt. Und an der Hafenstraße avancierte er schnell zum Publikumsliebling. "Ich hatte eine richtig gute Zeit in Essen", konstatiert der gebürtige Friese. Wenn Pröger so weitermacht, dürfte er auch in der Gunst der SCP-Fans bald ganz weit oben stehen.
In Paderborn ist er jedenfalls schnell heimisch geworden. Mit seiner Freundin hat Pröger eine schmucke Wohnung bezogen. Und von seinen Teamkollegen schwärmt der Neuzugang in höchsten Tönen. „Wir haben eine geile Truppe. Hier gibt's keine Grüppchenbildung. Hier kann jeder mit jedem", betont der 26-Jährige und hofft, dass es für ihn beim SCP weiter so traumhaft läuft. Auch, wenn er sich dann das ein oder andere mal selbst kneifen muss.
INFORMATION
Shelton steht erstmals im SCP-Kader
- Der SCP muss im Heimspiel gegen den FC St. Pauli nur auf den verletzten Philipp Klement sowie auf die gelbgesperrten Akteure Klaus Gjasula und Sebastian Schonlau verzichten. Ben Zolinski und Sebastian Vasiliadis, die zuletzt über leichte Blessuren klagten, sind dagegen einsatzbereit. "Sie haben am Freitag komplett mittrainiert. Es sieht gut aus", berichtet SCP-Coach Steffen Baumgart.
- Winterneuzugang Khiry Shelton hatte sich im Januar nur wenige Tage nach seiner Ankunft einen Innenbandriss im rechten Knie zugezogen. Doch der Heilungsprozess verlief außerordentlich gut. Schon in dieser Woche konnte der 25-jährige US-Amerikaner wieder am Mannschaftstraining teilnehmen. Und weil es so gut lief, wird Shelton am Samstag erstmals im Paderborner 18er-Kader stehen. Zur Sicherheit steht Sturm-Talent Sergio Gucciardo als 19. Mann auf Abruf bereit.
- Am späten Freitagnachmittag waren fürs Pauli-Spiel noch 800 Stehplatzkarten für Block C erhältlich. Tickets gibt’s am Samstag ab 10 Uhr im Fanshop der Benteler-Arena sowie ab 11.30 Uhr an der Tageskasse.