Bielefeld

Profiboxer Leon Harth freut sich auf EM-Kampf in Bielefeld

Boxen: Am 10. Juli tritt Harth gegen den Routinier Rad Rashid um den kontinentalen Cruisergewichtstitel der WBO an

Leon Harth und sein Trainer Alexander Bich bereiten sich auf den EM-Kampf in Bielefeld vor. Foto: Peter Unger | © Peter Unger

15.06.2021 | 15.06.2021, 23:00

Bielefeld. „Da ich das erste Mal vor heimischem Publikum boxen darf, ist die Vorfreude unbeschreiblich groß“, sagt Leon Harth begeistert und ergänzt: „Zumal es für mich um nichts weniger als um eine Europameisterschaft geht.“ In rund vier Wochen wird der ehemalige WBC-Asia-Champion 2018 und IBO-Continental-Champion 2018 seinen 24. Profikampf bestreiten.

Der 33-jährige Ranglisten-Sechste, der seit einiger Zeit in Bielefeld wohnt, trifft im Cruisergewicht (90,7 kg) auf Rad („Raad Thunder“) Rashid aus Frankfurt, der in der deutschen Bestenliste nur zwei Ränge tiefer platziert ist.

Für beide Boxer geht es um einiges. Denn bei einem Sieg sind attraktive Kämpfe gegen besser platzierte Boxer möglich – und natürlich weitere Kämpfe um begehrte Titel der anderen bedeutenden Verbände WBA, WBC und IBF. „Erstes Ziel ist für uns, mit einer guten Leistung den Kampf zu gewinnen. Dann sehen wir weiter.“ Ähnlich sieht das Alexander Bich, der Leon Harth seit Amateur-Tagen begleitet, trainiert und berät. „Dieser Kampf ist wegweisend für ihn. Es geht um einen geschätzten EM-Titel eines renommierten Verbands“, ordnet er ein. „Sollten wir den Kampf gewinnen, öffnen sich deutlich mehr Türen. Bedingt durch die zu vergebenen Punkte schießt der Sieger im Ranking ganz weit nach oben.“

"Ich kenne meine Stärken"

Als Vorbereitung auf den Fight gegen Rashid hat sich Leon Harth mit seinem Trainer Leon Bich (BC Vorwärts) einige Kämpfe angeschaut und analysiert. „Rashid ist ein guter, schlagkräftiger Gegner mit viel Erfahrung, den wir auf keinen Fall unterschätzen dürfen. Ohnehin habe ich vor jedem Gegner Respekt, nicht mehr, nicht weniger“, betont Harth selbstbewusst. „Ich weiß um die Stärken meines Gegners, ich kenne aber auch meine eigenen.“

Während Leon Harth (19 Siege, 4 Niederlagen, 12 K.O.s) in seiner neunjährigen Karriere als Profiboxer bereits siebenmal um einen Titel kämpfte, ging es bei Rad Rashid (20 Siege, 8 Niederlagen, 16 K.O.s) dreimal um Meisterehren. Für Rashid ist die Region im übrigen kein unbekanntes Pflaster: Vor genau zehn Jahren absolvierte er erfolgreich seinen zweiten Profikampf im Sportpalast Bielefeld. Entsprechend motiviert geht der 41-jährige „Thunder“ Rashid, wie er in der Szene genannt wird, in den EM-Kampf.

"Es ist wie bei einem Auto. Je größer der Motor, um so länger kann man ihn fahren"

Für den jüngeren und schon als Kind als „Löwe“ titulierten Leon Harth ist das Alter nicht unbedingt entscheidend – mit einer Einschränkung. Je länger der Kampf dauert, desto schwieriger werde es für Rashid. Ansonsten gilt für Harth folgender Vergleich: „Es ist wie bei einem Auto. Je größer der Motor, um so länger kann man ihn fahren. Genauso ist es beim Boxen: Je schwerer man ist, um so länger kann man boxen. Wladimir Klitschko hat auch erst mit 41 gegen Anthony Joshua geboxt.“ Das Duell im April 2017 gilt als einer der besseren Kämpfe der jüngeren Schwergewichts-Geschichte. „Entscheidend ist, wie diszipliniert man lebt“, meint Harth.

Aktuell läuft Harths Vorbereitung auf Hochtouren. Nach seinem letzten Kampf in Berlin hat er nur eine Woche pausiert und präpariert sich seitdem konzentriert und akribisch für den Kampf. Als Basis dient der Aufbau der Grundkondition, ergänzt durch auf den Gegner abgestimmte Trainingsinhalte, abgestimmt mit dem neuen Kraft- und Konditionstrainer Rene Kagels in Herford (Studio Willenskraft). „Der kümmert sich um die gesamte Athletik. Jetzt, wo wir uns besser kennen, haben wir noch eine Schippe draufgelegt.“ Gezielt sollen Explosivität, Schlagkraft, Ausdauer und Beweglichkeit verbessert werden. Konkret sind die fünf Wochen vor dem Kampf so strukturiert: Zwei Wochen Kraft- und Konditionsaufbau, zwei Wochen Sparring und unmittelbar vor dem Kampf eine Entspannungs-Woche. „Das ist meine Lieblingswoche“, scherzt Leon Harth.

"Geboxt wird im Showroom eines Autohauses"

Geboxt wird am 10. Juli im extra hergerichteten Show-Room des Autohauses von Akin Katak am Stadtring 11. Der box- und sportbegeisterte Geschäftsmann hat aus freundschaftlicher Verbundenheit in der Vorbereitungsphase die Garage seines exklusiven Autohauses als Sparrings-Ort zur Verfügung gestellt. Der EM-Fight findet eine Etage höher im exklusiven Ambiente vor maximal 200 Zuschauern statt. Alexander Bich: „Die Organisation mit einem ausgearbeiteten Sicherheitskonzept steht. In der kommenden Woche erfahren wir weitere Details – etwa wo und wie viele Karten zu welchem Preis im freien Verkauf verfügbar sind.

Einige Gästekarten an Sponsoren sind natürlich schon reserviert.“ Die von den Behörden genehmigte Anzahl hängt stark von der Entwicklung des Corona-Geschehens in Bielefeld ab. Neben lokaler Prominenz rechnet der Veranstalter mit boxsportbegeisterten Zuschauern aus ganz Deutschland. Geplant sind bis zu sechs Kämpfe auf höherem Niveau – als Schmankerl noch ein weiterer EM-Fight. Übertragen wird der Kampf online bei BILD Plus und auch wieder in Armenien (Shant-TV), dem Geburtsland von Leon Harth – wie schon bei den vergangenen Kämpfen des Bielefelders.