Bielefeld. „Wir machen das“, sagt Lucas Tiemann, sportlicher Leiter der Handballer vom TuS Brake, ohne die ganz große Euphorie, aber doch mit einer gewissen Entschlossenheit. Eigentlich wollten sie sich noch etwas mehr Zeit mit der Entscheidung lassen, weil sich aber in der Videokonferenz mit der Mannschaft am Mittwochabend eine klare Mehrheit pro Oberliga herauskristallisierte, gab es nicht mehr viel zu überlegen. „Wir haben natürlich das Für und Wider abgewogen“, sagt Tiemann, „aber letztendlich lag dann bei der Mannschaft die Entscheidungsgewalt.“
Ziemlich unverhofft hatten die Braker am Montag die Nachricht bekommen, dass der HV Westfalen ihnen in der kommenden Saison einen Platz in der Oberliga anbietet. Basis dafür ist eine Quotientenregelung, die die sportliche Leistung der letzten drei Jahre berücksichtigt – dass die Mannschaft vom Bohnenkamp in dieser Rechnung am Ende ihre Verbandsligastaffel anführen und somit ein Aufstiegsrecht erhalten sollte, war recht überraschend.
Brake hat sich nun also entschieden, den Sprung zu wagen und die Versetzung in die Oberliga anzunehmen. Tiemann stellt fest: „Wir haben ja nichts zu verlieren. Keiner rechnet nächstes Jahr mit uns.“
"Nicht so richtig ein Erfolg"
Technisch gesehen ist der Aufstieg jetzt der größte Erfolg der Vereinsgeschichte, von den Höhen der Oberliga Westfalen hätte so manch ein Braker noch vor ein paar Jahren nicht einmal zu träumen gewagt. Für den sportlichen Leiter fühlt es sich aber nicht wie ein solcher Triumph an: „Das kann ich jetzt nicht so richtig als Erfolg bewerten. Man kann eigentlich auch nicht von einem sportlich verdienten Aufstieg sprechen.“
Tiemann persönlich sieht die getroffene Aufstiegsregelung des HV Westfalen trotz des eigenen Profits auch weiterhin kritisch: „Eigentlich wäre es fair gewesen, die Saison einfach abzubrechen und im September komplett von null zu starten.“ Der TuS Brake hatte auch nie vor, sich an den geplanten Aufstiegsrunden zu beteiligen, die durch die anhaltende Pandemielage inzwischen endgültig abgesagt sind (Ausnahme ist noch die Frauen-Oberliga). Als oberstes Argument galt für die Braker damals vor allem die ungewisse wirtschaftliche Lage.
"Der Hauptverein steht hinter uns"
„Wir haben uns ja nie mit einem Oberliga-Szenario auseinandergesetzt“, sagt Tiemann, der gemeinsam mit dem Funktionsteam jetzt aber die Situation stemmen will: „Der Hauptverein steht hinter uns. Wir sind dafür bereit, den größeren Aufwand mit mehr Manpower zu leisten.“
Sportlich gesehen sind die Planungen für den Kader schon vorangeschritten. Julian Schüpping wird den Verein verlassen, dafür haben Jannis Johannmeier, Jan Ober und Patrick Welge allesamt ihre Zusage gegeben. Das Trio wollte eigentlich kürzertreten, ist jetzt aber voll dabei. Nur noch sehr eingeschränkt werden die Braker Fans dafür Maik Braunheim und Hermann Hippe zu sehen bekommen, die den Oberliga-Handball nur kaum mit den beruflichen Pflichten vereinbaren werden können. Es wird also noch ein Linkshänder für den Rückraum gesucht, „am Besten einer, der acht Tore pro Spiel macht“, sagt Tiemann schmunzelnd. Bereits bestätigt sind darüber hinaus die Verpflichtungen von Moritz Eichelsbacher aus der Zweitvertretung der TSG Altenhagen-Heepen und Leon Alex aus der A-Jugend der TSG für die Außenpositionen.
Auch Isselhorst steigt aus der Verbandsliga auf
Wie der TuS ist auch der TV Isselhorst über die sportliche Bewertung des HVW in die Oberliga gesprungen. Dass es für den TuS Brake dort nur um den Klassenerhalt gehen kann, ist allen bewusst. „Es wird auch mal ordentlich was auf die Mütze geben“, sagt Tiemann, „aber wir freuen uns natürlich auf viele tolle Spiele und wollten das der Mannschaft jetzt ermöglichen.“ Die Stimmung wird etwas getrübt von dem einen Faktor, der dem TuS Brake den Aufstieg beschert hat, und auch im Herbst noch nicht aus der Welt sein wird: „Wer weiß, ob es wie geplant im September los gehen kann“, sagt Tiemann, „und wenn, dann werden wir zum Saisonstart wahrscheinlich noch nicht vor 500 Zuschauern ein Derby gegen Jöllenbeck spielen können.“