Bielefeld. Erste Erfolge konnten die Sportler des Box-Clubs Vorwärts Bielefeld nach der Corona-bedingten Zwangspause feiern – allerdings ohne Zuschauer und unter strengen Auflagen.Trotzdem sammeln sie Titel und einer hat die Chance auf die Teilnahme an einer Europameisterschaft.
Bei den Landesmeisterschaften in Dortmund trumpfte Achmed Aslakhanov im Papiergewicht (bis 40 kg) stark auf und holte sich den NRW-Titel bei den Kadetten (U 15). „Achmed war sehr beweglich, hat viele Wirkungstreffer gesetzt und letztlich mit einer überzeugenden Leistung verdient gewonnen", befand BCV-Coach Alexander Bich. „Im Vorfeld hatten wir uns mit ihm und weiteren Kämpfern in den beiden Olympia-Stützpunkten in Hannover und Köln vorbereitet."
Dagegen verlor sein ein Jahr älterer Bruder Mohamed das Finale im Fliegengewicht (bis 48 kg) gegen den Vorjahresmeister Naurus Khaled (Boxnation Düren), der mit der Erfahrung von weit mehr als 30 Kämpfen in den Titelfight gegangen war. „Mohamed hatte die erste Runde gewonnen und auch in der zweiten Runde stark angefangen. Danach hat sich der Qualitätsunterschied bemerkbar gemacht", so Bich.
Immerhin haben sich beide BCV-Boxer, Mohamed Aslakhanov als frisch gebackener Vizemeister bei den Junioren, genauso wie NRW-Meister Achmed Aslakhanov für die Deutschen Meisterschaften qualifiziert.
"Froh, wieder trainieren zu können."
Da die Vorbereitung alles andere als optimal verlief, haben diese Meisterschaften einen besonderen Stellenwert für die BCV-Verantwortlichen. „Die Stadt Bielefeld hatte uns, mit vielen Auflagen verbunden, drei Wochen vor den Sommerferien erlaubt, unseren Sport wieder aufzunehmen", erläutert Alexander Bich. „So lange haben wir draußen trainiert. Im Wesentlichen sind wir gelaufen, haben möglichst intensiv an unserer Physis gearbeitet und uns so für die NRW-Meisterschaften vorbereitet. Mittlerweile sind wir froh, dass wir wieder trainieren können."
Davon profitierte auch der 20-jährige BCV-Boxer Georgy Gubeladze, der vom Deutschen Boxsport-Verband (DBV) für das Round-Robin-Kader-Boxturnier für U-22-Athleten in Chemnitz als NRW-Vertreter nominiert wurde. „Das ist ein Auswahlturnier für alle Sportler, die der DBV für die U-22-EM auswählt", erläutert Alexander Bich.
„Ausdrückliches Lob vom DBV-Präsident"
Bei diesem „Rundenturnier" (englisch Round Robin) tritt „jeder gegen jeden" an. Nach zwei Siegen in Folge – einem 3:2-Punktsieg gegen Aslan Engin (Niedersachsen) und nach Abbruchsieg (RSC) gegen den Berliner Boxer Melvin Kahrimanovic – musste Georgy Gubeladze in seinem dritten Kampf im Halbschwergewicht (bis 81 kg) nach starker Gegenwehr eine knappe Niederlage gegen Alexander Okafor (Hessen) einstecken.
„Der DBV-Präsident Erich Dreke hat mich danach gebeten, Georgy nach dieser starken Leistung ausdrücklich zu loben." In allen Kämpfen hatte der Bielefelder Kader-Athleten vor sich, die in einem Olympia-Stützpunkt mindestens einmal täglich trainieren. „Wir trainieren immerhin viermal die Woche. Ansonsten könnten wir auf diesem Niveau gar nicht mitboxen", erklärte Bich.
Eine weitere Gelegenheit, sich endgültig für die Europameisterschaften zu qualifizieren, erhält der zweifache DM-Vize Georgy Gubeladze bei den Deutschen Meisterschaften Ende Oktober in Rostock. Dann werden jeweils zwei Kämpfer (einer als Ersatz) aus jeder Gewichtsklasse für die EM nominiert.
„Wir sind seit drei Wochen wieder im intensiven Training"
Einen EM-Kampf vor sich hat auch der 32-jährige Bielefelder Leon Harth, der als Jugendlicher beim VfB Fichte Fußball spielte und vor seiner Profikarriere lange Jahre für den BC Vorwärts boxte. Der WBC-Asia-Champion 2018 und IBO-Continental-Champion 2018, der vom Halbschwergewicht (79,3 kg) zurück in das Cruisergewicht (90,7 kg) gewechselt ist, wird am 31. Oktober um den EM-Titel der WBA in Berlin kämpfen.
Der Gegner von Leon Harth (18 Siege, 4 Niederlagen, 12 K.O.s) ist der 35-jährige Huseyin Cinkara (12 Siege, 11 K.O.s) aus Schifferstadt. Zur Erinnerung: Corona-bedingt musste der am 21. März ebenfalls in Berlin geplante Kampf um die Internationale Deutsche Meisterschaft kurzfristig abgesagt werden.
„Immerhin konnte sich Leon das halbe Jahr fithalten", berichtet sein Trainer Alexander Bich. „Wir sind seit drei Wochen wieder im intensiven Training. Mindestens acht Wochen braucht man im Profisport um die angesetzten zwölf Runden angehen zu können. Sollte Leon gewinnen, hat er sehr gute Chancen auf einen WM-Titelkampf", so Bich.