
Bielefeld. Immer wieder sonntags machen sich die „Teilzeitläufer" auf einen längeren Weg. Das war vor Ausbruch der Coronavirus-Pandemie so und das ist auch jetzt noch so. Mal 20, mal 30 Kilometer, je nach Tagesform, führt es die Bielefelder Laufgruppe, größtenteils erfahrene Hermannsläufer, durch den Teutoburger Wald. Entlang des Hermannsweges, dort, wo früher einmal saftiger Waldboden das Laufen geschmeidig und dichte Baumreihen die Luft so rein machten.
Früher. Heute sei der Anblick abgeholzter, ausgetrockneter Flächen „einfach nur erschreckend", sagt Jessica Volkmann. Weil die Hermannslauf-Fünfte des vergangenen Jahres und ihre „Teilzeitläufer" nicht mehr länger nur zusehen wollen, wie der Wald vor ihren Augen wegstirbt, rufen sie unter Läufern die Spendenaktion „Save golden October" aus.

"Das Gefühl der Erholung stellt sich im Wald nicht mehr ein"
„Wir gehen doch alle in den Wald, um den Kopf frei zu bekommen, um sich zu erholen, meint Jessica Volkmann. Dieses Gefühl stelle sich aber gar nicht mehr ein angesichts der durch Trockenheit, Stürme und Schädlingsbefall verursachten Bilder, die einen Waldlauf oder Spaziergang begleiten. Und so reifte der Gedanke, sich gegen das Baumsterben zu engagieren und auf diesem Weg möglichst viele Gleichgesinnte mitzunehmen.
„Unser Netzwerk an Läuferfreunden hat sich gerade in der Coronazeit über virtuelle Wettkämpfe noch vergrößert, deshalb hoffen wir, in der gesamten Region möglichst viele für unsere Idee begeistern zu können", erklärt die Bielefelderin, die an der Sekundarschule Bethel Mathematik und Sport unterrichtet. Gemeinsam mit Manuel Sauerwald hat die 28-Jährige die Spendenaktion initiiert, unterstützt werden die beiden von Läuferinnen und Läufern ihrer Laufgruppe.
Die Absicht ist folgende: „Wir wollen pro gelaufenen Kilometer im Oktober zehn Cent an die 'Aktion Stadtwald' der Stadt Bielefeld spenden", erklärt Volkmann. Die Stadt nutzt das Geld, um den Wald wieder aufzuforsten (siehe Kasten). Dafür hat Sauerwald über paypal ein Spendenkonto eingerichtet, auf das jeder Teilnehmer seine erlaufene Summe wöchentlich oder einfach am Monatsende selbstständig einzahlen kann. Der Gesamtbetrag wird dann als gemeinsame Spende an die „Aktion Stadtwald" weitergereicht. „Wir Teilzeitläufer haben uns überlegt, unsere Kilometer wöchentlich einzustellen und über die Trackingplattform Strava ersichtlich zu machen", erklärt Volkmann.
"Der Hermannslauf soll auch landschaftlich wieder schön sein"
Dabei geht es den Teilzeitläufern nicht um einen Wettstreit, wenngleich das ein schöner Ansporn sein kann, sondern darum, eine ordentliche Summe einzusammeln. „Wir erhoffen uns insgesamt 500 Euro, gerne natürlich auch mehr", gibt Jessica Volkmann an. „Wir wollen einfach den nächsten Hermannslauf, sofern er denn hoffentlich stattfindet, mit der Gewissheit bestreiten, etwas dafür getan zu haben, dass der Teutolauf in Zukunft auch landschaftlich wieder schön wird."
INFORMATION
Zehn Euro pro zehn Quadratmeter Wald
Die „Aktion Stadtwald" ist eine Initiative der Stadt Bielefeld, die sich für die Gesundung des Stadtwaldes einsetzt. Rund 80 Hektar sind durch Trockenheit, Stürme und Schädlingsbefall schwer geschädigt, dazu kommen schwächelnde Buchenbestände. Die Hitzesommer 2018 und 2019 sowie Sturmschäden aus dem Januar 2018 zeigen Folgen. „Der Wald ist wichtig für den Klimaschutz. Er ist ein elementarer Lebensraum für Menschen und Tiere. Deshalb müssen wir ihm helfen", sagt Bielefelds Oberbürgermeister Pit Clausen. Die wirksamsten Maßnahmen gegen die Folgen des Klimawandels sind das Aufforsten oder die Neuanlage der Wälder. Bäume können das CO2 aus der Luft aufnehmen und speichern. Entstehen soll ein laubwalddominierter Mischwald. Für zehn Euro können zehn Quadratmeter Wald aufgeforstet werden. Näheres dazu finden Sie hier\.