Dresden/Bielefeld. Na? Hattet Ihr eine schöne Zeit seit dem Pokalsieg gegen Freiburg? An den Tagen danach endlich wieder mit stolz geschwellter Brust zur Arbeit, Schule oder in die Stadt. Viel zu viele Jahre mussten wir schließlich mit zusammengekniffenen Lippen die hämischen Sprüche irgendwelcher Bayern-, Madrid- oder Liverpoolfans ertragen.
Und auf einmal werde ich nach der Möglichkeit eines Kartenerwerbs gefragt... der eine oder die andere spekuliert wohl darauf, über mich Tickets für das Finale in Berlin beziehen zu können. Aber lasst es Euch gesagt sein: Wenn wir es nach Berlin schaffen, stehen auf einer möglichen Liste zunächst die Personen, die schon damals auf meiner inzwischen verschollenen Liste standen, als wir nur noch in Frankfurt die Halbfinal-Hürde hätten nehmen müssen. Doch jetzt galt es erst einmal, den Liga-Alltag zu stemmen. Wenn denn ein Spiel in Dresden vor dieser Kulisse als „Alltag“ gelten kann.
Und so konnte ich hier und da die unterschiedlichsten Erwartungen an dieses Spiel vernehmen. Von „Die schweben noch auf ihrer Pokalwolke und werden in der Elbe versenkt!“ bis zu „Den Schwung nehmen wir selbstbewusst mit, genauso wie die drei Punkte aus Dresden“ war alles dabei. Auf unserer Fanclub-Weihnachtsparty am Samstagabend war natürlich eher die zweite Aussage zu hören. Den größten Lacherfolg erzielte aber beim alljährlichen Schrottwichteln ein Trikot des BVB von 1980/81 mit Klebstoffwerbung vorne drauf. Eine Nachbildung zwar, aber dennoch ausgesprochen hässlich. Irgendwie ist Gelb nicht so meine Farbe.
Arminia ist in der Offensive zu harmlos
Und damit wäre ich schon wieder beim Spiel in Dresden. Zum Glück war unsere Weihnachtsfeier schon am Samstag, es hätte nach diesem Ergebnis wohl keine so ausgelassene Stimmung gegeben. Und die oben erwähnten Bayern-, Madrid- oder Liverpoolfans werden mir in der ganzen Woche ihr breitestes „Ich-hab-es doch-vorher-gewusst“- Grinsen entgegenschleudern.
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Und ja, an diesem Spätnachmittag in Dresden war eine Menge so, wie es diese Anti-Arminen am Liebsten haben. Nach guten 15 Minuten hat unsere Mannschaft leider aufgehört, konstruktiv nach vorne und hinten souverän zu agieren. Spitzenteams wie Dynamo riechen so etwas und haben uns mal eben auf Normalmaß gestutzt. Okay, wir sind ja jetzt nicht auf Platz 13 oder so abgerutscht, aber die beiden da vorne sind jetzt erst einmal ein Stück weg.
Das hatten wir uns alle wohl deutlich anders vorgestellt. Aber genau die Handlungsschnelligkeit und Passgenauigkeit aus dem Freiburgspiel haben an der Elbe gefehlt. Kaum ein Ball kam mal in den Fuß oder den Lauf. Die wenigen Torschüsse waren kaum dazu geeignet, ernsthaft auf ein Tor zu hoffen.
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Nur ein Armine erreicht Normalform
Der einzige Spieler, der Normalform erreicht hat, war Jonas Kersken. Da bestätigte sich der alte Spruch von der „ärmsten Sau“, die ein Torhüter halt ist, wenn er zu oft im Stich gelassen wird. Corboz war recht aktiv, aber eben auch glücklos. Über die Leistung der anderen möchte ich mich nicht äußern. Da war einfach extrem viel Luft nach oben.
Der so oft angesprochene Lernprozess muss jetzt mal wieder einen deutlichen Ausschlag nach oben bekommen. Dazu ist unser letztes Heimspiel in 2024 bestens geeignet. Allerdings werden wir da häufiger den Ball in die richtige Gasse passen müssen! Und er sollte dann eben auch entsprechend erfolgreich verarbeitet werden.
Ich wünsche, ach was, erwarte eine deutliche Reaktion mit dem Potenzial, das Torverhältnis zu unseren Gunsten auch deutlich zu verbessern. Jedenfalls, wenn wir am Ende der Saison noch die Chance haben möchten, in die 2. Bundesliga zurückzukehren. Und kurzfristig würde es auch die Stimmung auf dem Weihnachtsmarkt am Samstagabend deutlich heben! Und vorher singen wir zusammen: „Oh Du Fröhliche, oh Du Selige, Tore schießende Arminia, Arminia ist gekommen, die Punkte zu holen!!!“
Euer Armine von der Süd!