Blick vom Block

Arminia-Kolumne: Dieser Abend hat viele Arminen ein wenig versöhnt

Nach harten Jahren feiern die DSC-Fans gegen Union mal wieder ein Fußballfest. Gegen den Favoriten freut sich auch unser Kolumnist über einen souveränen Sieg.

Mit einer Choreo sorgten die Arminia-Fans in der ausverkauften Schüco-Arena für einen stimmungsvollen Auftakt des Pokalabends. | © Teresa. Kroeger

31.10.2024 | 31.10.2024, 12:20

Bielefeld. Natürlich war klar, dass wir in der Liga nicht bis Mai jedes Spiel gewinnen. Dazu bedürfte es Einnahmen in Millionenhöhe. Einnahmen, die etwa Union Berlin sie in den letzten Jahren durch Teilnahmen an den europäischen Pokalwettbewerben erzielen konnte. Mitunter kann ein an der Champions League teilnehmender Klub durch eine einzige Teilnahme mehr Geld einnehmen, als unser kleiner Verein fürs ganze Jahr benötigt.

Ob das fair sein kann oder Spaß macht, darf jede und jeder für sich selbst entscheiden. Es verhindert allerdings häufigere Überraschungen in Spielen des DFB-Pokals. Zu häufig und zu deutlich überlegen sind die höherklassigen Mannschaften, selbst wenn zwei oder drei Jugendspieler eingesetzt werden.

Dennoch hege ich gewisse Sympathien für Union Berlin. Das teils von den Fans umgebaute Stadion sei hier als Grund angeführt, die hohe Anzahl an Stehplätzen und nicht zuletzt die unbestreitbare Gastfreundschaft, belegt durch das Abspielen der Hymne des jeweiligen Gastvereins. Auch erwähnenswert finde ich die Begrüßung ehemaliger Unionspieler als Fußballgott. Selbst erlebt vor einigen Jahren, als Sören Brandy als Armine entsprechend gewürdigt wurde.

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Kein Armine fällt leistungsmäßig ab

An diesem Mittwochabend aber galt es, die finanziell und in der Vergangenheit kluge Transferpolitik der Berliner mit unseren Möglichkeiten auf eine ernsthafte Probe zu stellen. Aber zunächst gab es einen Geburtstag eines Fanclub-Mitglieds zu begehen. Es gab eine Auswahl diverser Getränke, aber da zwei zu spät unterwegs waren, gab es ein Novum... wir gaben einer Flaschensammlerin vor der Süd zwei volle Flaschen. Die Zahl zwei schwebte quasi schon vor dem Spiel irgendwie über unserer Alm.

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Soll ich hier jetzt über irgendetwas meckern? Über den ein oder anderen schlampig gespielten Pass oder unnötigen Ballverlust? Nein. Wir waren Zeugen eines extrem starken Auftritts von Marius Wörl und auch von Jonas Kersken. Aber es fiel auch keiner irgendwie leistungsmäßig ab. Ein fast schon souveräner Sieg über den aktuell viertplatzierten Bundesligisten Union Berlin.

Arminia hat mit Wiesbaden noch eine Rechnung offen

Hervorheben möchte ich hier auch den Matchplan, der diesmal wirklich ein „Mitch-Plan“ war. Ich habe schon lange kein Fußballspiel mit einer Art Libero gesehen, aber es passte und brachte uns in die nächste Pokalrunde. Die Hauptstädter waren wohl etwas irritiert über diese Taktik und wirkten zusätzlich überrascht über ein gepflegtes, erfolgreiches Kurzpassspiel unserer Arminen. Und somit werden mich wohl schon bald alte Bekannte nach meiner verschollenen Buspassagierliste von 2006 für das Finale in Berlin nach ihrem damaligen Nachrückerplatz fragen.

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Aber bevor es soweit ist, möchte ich hier dem ganzen Team des DSC gratulieren und danken. Es ist in den letzten Jahren so viel kaputt gegangen, so viel an Emotion und Verbundenheit. Und dieser eine Abend hat viele Arminen für den Moment ein wenig versöhnt. Die Stimmung wirkte jedenfalls überall gelöst. Beim Verlassen der Blöcke wurde gesungen, gejubelt und außerdem sah ich so viele zufriedene Gesichter.

Und jetzt genug gefreut, Sonntag geht es nach Wiesbaden. Da haben wir ja noch eine Rechnung offen. Ich weiß gerade nicht, wer uns überhaupt noch schlagen kann in den nächsten Monaten. Wäre das hier eine Textnachricht übers Smartphone, würde ich noch diverse breit grinsende Smileys anfügen...

Euer Armine von der Süd!