Blick vom Block

Arminia-Kolumne: Der Geduldsfaden ist kurz geworden in den vergangenen Jahren

Trainer Mitch Kniat soll nicht alle Gegner zu spielstarken Mannschaften stilisieren. Trotz fragwürdiger Gegentreffer hätte sich unser Kolumnist mehr Kampf gewünscht.

Arminia Bielefelds Fans erwarten nach zwei Niederlagen gegen verl wieder einen Erfolg. | © Sarah Jonek Fotografie

26.09.2024 | 26.09.2024, 12:00

Möchtet ihr wissen, wie ich meine Bolognese-Soße zubereite? Ich möchte da nicht unbescheiden sein, denn sie ist wirklich gut. Und vermengt mit al dente gekochten Nudeln aus einer Bronzeform ein tatsächlich hervorragendes, ja erstklassiges Gericht. Aber ich erspare euch das, denn unsere Arminia ist ja Thema und leider aktuell so weit von Erstklassigkeit entfernt wie ich von Quantenphysik.

Jetzt könnte ich lamentieren, hier anführen, dass der VfB Stuttgart sich eine zweite Mannschaft leisten kann, deren aktueller Marktwert ziemlich genau 36 Prozent höher liegt als der beim DSC. Aber von einer Gerechtigkeit sind wir ja eh meilenweit entfernt.

Andererseits haben sie da in Stuttgart nicht mal ein Stadion, das Drittligaansprüchen genügt, obwohl sich der Kader der Bundesligatruppe bei knapp unter 300 Millionen Euro bewegt. Armer VfB. Kein Geld übrig. Und so bitten sie die Gäste ins rund 33 Kilometer entfernte Aspach, ja, der berühmte Sonnenhof des Ehegatten einer Schlagerprinzessin. Also mir würde ja eine eigene Liga für diese Reserven gefallen. Da können sie auf hohem Niveau an die erste oder zweite Liga herangeführt werden und lassen unseren kleinen Verein in Ruhe!

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Die Taktik umstellen klappt bei Arminia gerade nicht

Und wenn ich eben schon Gerechtigkeit erwähnt habe, fällt mir natürlich der klar irreguläre erste Treffer der „kleinen“ Schwaben ins Auge. Da hat der Schiedsrichter wohl im „Sommercamp der Unparteiischen“ einmal nicht aufgepasst und diese „Ein-Meter-Abstand-der Angreifer-zur Mauer-aus-drei-und-mehr-Spielern-Regel“ verschlafen.

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Das ist natürlich extrem ärgerlich, da die komplette Taktik umgestellt werden muss. Und das klappt bei Arminia gerade nicht. Es ist ein teils unkoordiniert wirkendes Anrennen, jedoch ohne zählbare Ergebnisse. Wie letzten Samstag fliegen die Bälle irgendwo hin, aber zu selten auf Kopf oder an den Fuß des Mitspielers. Für meinen Geschmack war da auch zu wenig Kampf, aber darüber waren wir uns in unserer Kleingruppe überhaupt nicht einig.

Mir gefällt dann auch nicht, dass der Trainer wie schon in der letzten Saison erneut von ach so starken gegnerischen Mannschaften redet. Herr Kniat, geben Sie Ihren Spielern dieses Alibi nicht! Nach dem Spiel tat er es dann erneut und warnte vor spielstarken Verlern. Mir graust schon vor Sonntag. Trainer, gibt es in dieser dritten Liga auch nicht so starke Mannschaften? Nur damit ich mich mal wieder freuen kann.

Haben die Gegner-Trainer Arminias Spielstil entschlüsselt?

In diesem Moment bin ich – ja, wahrscheinlich alle Arminen – sehr ernüchtert. Träumten wir Samstag noch von der Tabellenführung und der Rückkehr in Liga 2, ist ein drohender Absturz plötzlich wieder näher als gedacht. Es scheint, als wenn die gegnerischen Trainer die spielerischen Optionen, den Spielstil des DSC entschlüsselt haben. Und wenn dann noch ein zweites Tor mit zweifelhaftem Ursprung gegeben wird, ist die zweite Niederlage schon fast perfekt.

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Was ich jetzt wünsche? Oder vorschlage? Nun, ein „in Grund und Boden Rennen“ des SC Verl. Ein konsequentes Ausnutzen von Lücken, von sich ergebenden Chancen. Sonst gibt es, anders als in Schwaben nach der Niederlage, keine Anfeuerung vonseiten der Anhängerschaft. Kurz geworden ist er, der Geduldsfaden nach den letzten drei Jahren.

Ich will doch gar nicht (wie mir vorgeschlagen wurde) Fan von ManCity oder so werden. Ich möchte doch nur gelegentlich mal einen Sieg sehen, wenigstens aber ein Spielsystem, welches funktioniert. Und dann auf unserer Alm immer den notwendigen Kampf, den es gegen all diese „spielstarken Mannschaften da draußen“ braucht, um den Traum vom Aufstieg zu nähren.