Arminia Bielefelds Leistung von vorne bis hinten „nicht ausreichend“

Aspach. So schnell kann es gehen: Was sich Arminia Bielefeld an den ersten fünf Spieltagen mühsam aufgebaut hat, hat die Mannschaft innerhalb von vier Tagen mit dem Allerwertesten eingerissen. Anstatt mit einem Sieg über einen schwachen TSV 1860 München am Samstag die mögliche Tabellenführung in der 3. Liga übernommen zu haben (0:1), sind die Ostwestfalen nach ihrem restlos enttäuschenden 0:3 am Dienstagabend beim VfB Stuttgart II nun zunächst einmal ins Mittelfeld abgerutscht. Vorne fehlte dem DSC in Aspach, wo die VfB-Reserve in der Arena des Fünftligisten SG Sonnenhof Großaspach ihre Heimspiele austrägt, wieder einmal die Durchschlagskraft. Und hinten kassierte Arminia viel zu einfache Gegentore. Exemplarisch war die Entstehung des Treffers zum 0:3: Bielefeld spielte im und um den Stuttgarter Strafraum herum, verlor den Ball und ließ Jarzinho Malanga 70 Meter ungestört über den Platz sprinten und abschließen (68. Minute). Mit diesem Treffer war vor den nur 1.560 Zuschauern – gut ein Drittel davon aus Ostwestfalen - in der Wir-machen-Druck-Arena der Deckel drauf. &bdquo;Er darf niemals so alleine aus der eigenen Hälfte auf das Tor zulaufen. Das haben wir nicht gut verteidigt“, sagte Offensivakteur Lukas Kunze. &bdquo;Wir haben die Tore zu einfach bekommen. So dürfen wir auswärts nicht auftreten.“ Arminia-Profi Kunze: &bdquo;Wir haben uns nicht so richtig gewehrt“ Die Leistung des DSC war die mit Abstand schlechteste in dieser Saison. Die schnellen Schwaben hatten nach guten Bielefelder Anfangsminuten den Respekt abgelegt und das Spiel an sich gerissen. Folgerichtig fielen die Treffer von Wahid Faghir (13.) und Benjamin Boakye (31.). In den Augen von DSC-Trainer Mitch Kniat waren die Duelle Mann-gegen-Mann der Schlüssel für die zweite Niederlage in Folge: &bdquo;Wir haben die entscheidenden Zweikämpfe nicht gewonnen oder gar nicht bestritten. So haben wir Stuttgart ins Rollen kommen lassen. Wenn du gegen so junge Spieler spielst, musst du auch über die Zweikämpfe kommen. Das haben wir leider nicht getan.“ Die U21 des Gastgebers hatte mit Arminia viel zu leichtes Spiel. Das sah auch Kunze so, der mit entwaffnender Offenheit einräumte: &bdquo;So richtig gewehrt haben wir uns nicht. Wir hätten das Spiel viel aggressiver annehmen müssen. Wir waren gar nicht so richtig in den Zweikämpfen.“ Testspiel-Kulisse &bdquo;darf keine Ausrede sein“ Für die Bielefelder muss die Testspiel-Kulisse ein wahrer Kultur-Schock gewesen sein. Drei Tage vorher hatten fast 25.000 Zuschauer das Heimspiel in der Schüco-Arena gegen 1860 München gesehen. &bdquo;Das ist definitiv ein krasser Cut. Aber es muss jedem bewusst sein, dass wir diesmal schätzungsweise 500 Zuschauer aus Bielefeld dabei hatten, die den Weg an einem Dienstag auf sich genommen haben. Mindestens mal für die muss man genauso motiviert sein wie zu Hause vor 25.000. Und das sind wir auch“, sagte Torwart Jonas Kersken. So sah das auch Kniat. &bdquo;Es hat nichts mit der Kulisse zu tun. Die Kulisse kann einen immer wieder pushen, aber an die hundert Prozent müssen wir trotzdem kommen. Das darf auf gar keinen Fall eine Ausrede sein.“ Alle drei Gegentreffer waren in der Entstehung ein wenig zweifelhaft. Beim Freistoß zum 0:1 standen in Kniats Augen die Gegenspieler zu dicht an Arminias Mauer. Dem 0:2 ging ein vermeintliches Foul an Louis Oppie voraus. Und beim 0:3 hätte es vor Malangas Super-Sprint nach einem Foul an Marius Wörl durchaus Elfmeter für Arminia geben können. &bdquo;Das Momentum war auf unserer Seite“, sagte VfB-Trainer Markus Fiedler. Kniat war über die Leistung von Referee Timon Schulz (Hannover) zwar alles andere als angetan, erklärte aber auch: &bdquo;Wir müssen uns nicht über den Schiedsrichter aufregen, sondern über unsere Leistung. Das steht an erster Stelle.“ Arminia sei &bdquo;nicht für drei Punkte infrage gekommen. Alles, was wir gezeigt haben, war heute nicht ausreichend“, vergab der 38-Jährige an sein Team damit indirekt die Note mangelhaft. Drei Gegentore kassierte Arminia zuletzt vor einem Jahr – in Verl Fakt ist: Zum ersten Mal seit dem 17. Februar (1:2 gegen Unterhaching) hat Arminia in der 3. Liga wieder mehr als ein Gegentor kassiert. Drei Gegentreffer hatte es zuletzt vor knapp einem Jahr gegeben. Am 3. Oktober 2023 unterlag der DSC mit 1:3 in Verl. Der SCV ist am Sonntag (19.30 Uhr) auf der Alm Arminias nächster Gegner. &bdquo;Gegen Verl müssen wir definitiv ein anderes Gesicht zeigen“, verlangt Kunze. Kniat sagte, dass die beiden jüngsten Niederlagen &bdquo;natürlich ein Rückschlag“ seien und ergänzte: &bdquo;Aber das wirft uns nicht um.“ Gleichwohl hat der Trainer in den kommenden Tagen viel Arbeit. Zur beinahe schon gewohnten Harmlosigkeit im Angriff (Arminia hat in sieben Saisonspielen erst sieben Tore erzielt) addierten sich in Aspach ungewohnte defensive Mängel. In Summe war es ein von vorne bis hinten schwacher Auftritt der Ostwestfalen, die auch nach 630 Saison-Minuten immer noch ohne Torerfolg eines Mittelstürmers dastehen. Weder André Becker, der in Aspach zur Pause in der Kabine blieb und wie schon gegen 1860 München die beste Bielefelder Chance ungenutzt ließ (9.), noch Joker Julian Kania und auch nicht Mika Schroers, der gegen Stuttgart II nach der Becker-Auswechslung und bis zur Kania-Hereinnahme (77.) eine Art Mittelstürmer gab, haben bisher für den DSC getroffen.

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