
Bielefeld. Eine Morddrohung gegen DFB-Schiedsrichter Martin Speckner hat keine rechtlichen Konsequenzen. Wie die Staatsanwaltschaft Bielefeld am Donnerstag mitteilte, sind die Ermittlungen gegen einen Anhänger von Arminia Bielefeld eingestellt worden. Der Grund: geringe Schuld und fehlendes öffentliches Interesse.
Jener Fan (22) hatte Speckner nach dem Drittliga-Spiel zwischen dem FC Ingolstadt und Arminia Bielefeld im Frühjahr eine Mail geschrieben, in der es unter anderem hieß: „Wenn wir wegen dir absteigen, wirst du sterben.“ Zudem wurde die Familie des 28-jährigen Unparteiischen bedroht: „Fühl dich mal nicht so sicher im Oberpfalz. Wir finden dich eines Tages oder deine Kinder. ( ) Schon bald wirst du dich beobachtet fühlen.“
Polizei und Staatsanwaltschaft hatten den Arminia-Fan wenige Tage nach dem Spiel ermittelt. Es gab in der Folge eine Gefährderansprache der Bielefelder Polizei, um eine mögliche Gefahr für den bedrohten Schiedsrichter auszuschließen.
Arminia Bielefelds Trainer Kniat kritisiert Schiedsrichter

Speckner leitete das Arminia-Spiel in Ingolstadt lange Zeit unauffällig. Doch in den Schlusssekunden rückte der Unparteiische in den Fokus. Der Referee ließ fünf Minuten nachspielen – aus Sicht der Arminen unverständlich lange. Als die Nachspielzeit bereits um 35 Sekunden überschritten war, traf Sebastian Grönning noch zum 1:1-Ausgleich für Ingolstadt.
Die Arminen schäumten. Insbesondere DSC-Trainer Mitch Kniat kritisierte Speckner scharf. „Ich könnte auch mein Patenkind da hinstellen, dann macht sie Malen nach Zahlen, schreibt eine Zahl auf die Tafel, und dann gucken wir mal. So wie der (Schiedsrichter) Bock hat, so lange wird nachgespielt. Und das nervt mich“, echauffierte sich Kniat.
Lesen Sie auch: Nach Last-Minute-Ausgleich: Kniat hadert mit Schiedsrichter Speckner
Verstärkt wurde sein Unmut dadurch, dass es mit Schiedsrichter Speckner schon einmal einen nahezu identischen Vorfall gegeben hatte. Beim 2:2-Remis in Lübeck am 16. Spieltag hatte der Referee ebenfalls fünf Minuten Nachspielzeit angekündigt. Als diese seit 40 Sekunden abgelaufen war, fing sich Arminia den Ausgleich.
DFB: Schiedsrichter sind Menschen, kein Freiwild
„Ich habe dem Schiedsrichter gesagt, dass er das in Lübeck schon mal gemacht hat. Das macht es noch schlimmer“, sagte Kniat nach dem Ingolstadt-Spiel und kritisierte die Kommunikation mit Speckner: „Es ist immer dasselbe. Der lächelt dich an und sagt nichts dazu. Das kenne ich auch schon von ihm.“
Bei allem verständlichen Ärger aufseiten von Arminia gab es in Ingolstadt durchaus Anlass, die Nachspielzeit noch einmal zu verlängern. Referee Speckner leitete bislang 42 Drittligaspiele, im August gab er außerdem sein Debüt im DFB-Pokal bei der Erstrunden-Begegnung des Bremer SV gegen den SC Paderborn (0:4).
Lesen Sie auch: Nach Arminia-Spiel: Morddrohung gegen Schiedsrichter Speckner
Nach der Drohmail erfuhr er breite Unterstützung. DFB-Schiedsrichter-Chef Lutz Michael Fröhlich verurteilte die Inhalte der Mail scharf. „Ein solches Verhalten ist empörend, verstörend und völlig inakzeptabel“, sagte er.
Beleidigungen und Drohungen gegen Unparteiische seien „keine harmlose Folklore, sondern Attacken auf Menschen. Nichts kann sie rechtfertigen.“ Schiedsrichter, so Fröhlich weiter, seien „kein Freiwild, sondern Menschen, Sportler und ein selbstverständlicher Teil der Fußballfamilie“. Das Verhalten des Absenders nennt er „empörend, verstörend und völlig inakzeptabel“.
Mit SID-Material.