Das war Arminia in 2024: In der Liga mit Luft nach oben, im Pokal im siebten Himmel

Bielefeld. Abstiegskampf, Klos-Abschied und ein außergewöhnliches Pokal-Abenteuer: Das Fußballjahr 2024 von Arminia Bielefeld hatte es mal wieder in sich. In unserem vierteiligen Jahresrückblick schauen wir noch einmal auf alles zurück, was sich auf und neben dem Platz abgespielt hat. Den Abschluss bilden die Monate Oktober bis Dezember. Der Pokal, so sagt man ja, hat seine eigenen Gesetze. Eines davon lautet, dass in diesem Wettbewerb nur die Wenigsten in Bielefeld bestehen. Im letzten Quartal des alten Jahres wurde das einmal mehr deutlich. 2:0 gegen Union Berlin, 3:1 gegen SC Freiburg – der 30. Oktober und der 3. Dezember waren Fußball-Festtage in Ostwestfalen. Arminia überwintert im DFB-Pokal, am 25. Februar geht der Wahnsinn weiter. Dann wird in Werder Bremen der dritte Bundesligist in Folge den Versuch unternehmen, seiner Favoritenrolle auf der Alm gerecht zu werden. Und nicht nur im DFB-Pokal, auch im Westfalenpokal ist der DSC noch vertreten. Nach dem 3:1 gegen Westfalia Soest (9. Oktober) und dem 5:0 bei Westfalia Herne (16. November) steht Bielefeld im Halbfinale. Noch zwei weitere Siege und die Ostwestfalen wären auch in der kommenden Saison wieder im DFB-Pokal vertreten. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle noch einmal erwähnt: Nur der Westfalenpokalgewinner darf in der kommenden Saison im DFB-Pokal antreten. Lesen Sie auch: Extrem respektlos: Arminias Trainer Kniat im Clinch mit dem Schiedsrichter Arminia bringt sich im Dezember um eine noch bessere Platzierung Denn dass sich die Arminen über die 3. Liga für diesen lukrativen Wettbewerb qualifizieren, ist zwar möglich, aber nicht sicher. Den ersten Vier der Abschlusstabelle ist die Teilnahme am DFB-Pokal sicher, aktuell ist Arminia Vierter. Um eine noch bessere Platzierung nach der ersten Saisonhälfte brachten sich die Bielefelder im Dezember selbst. Denn auf den hochemotionalen Pokal-Höhepunkt gegen Freiburg folgten drei Ligaspiele in Folge ohne Sieg. 0:3 in Dresden, 3:3 gegen Unterhaching, 1:1 in Mannheim. Das hatte in den Monaten zuvor noch ganz anders ausgesehen, auch wenn sich die kleine Jahresend-Formdelle bereits im November bei der 1:2-Niederlage in Rostock abzeichnete. Bielefeld bot an der Ostsee eine der schwächsten Hinrundenleistungen. Doch mindestens so sehr wie über die Pleite regte sich Trainer Mitch Kniat dort über das Schiedsrichtergespann um Referee Nicolas Winter auf. &bdquo;Wir reden immer von Kommunikation. Wenn der Schiedsrichter mir Gelb gibt und zu mir sagt, du hältst den Mund, du hörst mir zu, dann mache ich das – wenn ich danach auch zu Wort komme. Als ich dann rede, haut er ab. Das ist extrem respektlos“, waren Kniats Worte. Den Weg an die Öffentlichkeit hatte der Trainer nach dem Abpfiff ganz bewusst gewählt, denn &bdquo;wenn man immer den Mund hält, dann machen sie so weiter“. Im Clinch mit den Schiris: Der DFB lädt zur Aussprache Und weil der DSC kein Einzelfall ist, sondern auch Verantwortliche anderer Klubs immer wieder mit den Schiedsrichtern über Kreuz lagen, wird es laut DFB im Januar 2025 Aussprachen geben. &bdquo;Im Zuge der Diskussionen in der 3. Liga, die in den vergangenen Wochen an Schärfe zugenommen hatten, haben der DFB und die Schiri GmbH eine Einladung an die Trainer der Drittligisten zu einem Austausch im Januar 2025 ausgesprochen“, teilte der DFB im Dezember mit. Darüber hinaus sei für Ende Januar ein weiteres Treffen der Sportlichen Leitungen aus den Klubs der 3. Liga mit dem DFB geplant, an dem laut Verband &bdquo;auch Vertreter der Schiri GmbH teilnehmen werden, um ins vertiefende Gespräch zu kommen“. Schaden kann das nicht. Immerhin landeten die Bielefelder nach den unerfreulichen Vorkommnissen in Rostock anschließend einen enorm wichtigen 1:0-Heimerfolg gegen den FC Ingolstadt (29. November), in dem sie dem ebenfalls aufstiegsambitionierten Gegner so gut wie keinen Entfaltungsspielraum ließen. Was der reifen Leistung des DSC fehlte, war lange Zeit ein Tor. Erst ein fulminanter Fernschuss von Louis Oppie (76. Minute) erlöste die Arminia und ihre Anhänger, die während der gesamten Hinserie in Scharen in die Schüco-Arena strömten. Zwar waren es gegen Ingolstadt &bdquo;nur“ 18.757 Besucher. Über die neun Heimspiele verteilt waren es aber stolze 20.516 Fans, die durchschnittlich auf die Alm kamen. Auch in der Zuschauertabelle belegen die Bielefelder damit den vierten Rang. Lediglich Dynamo Dresden (29.093), Alemannia Aachen (24.053) und Hansa Rostock (23.700) erfreuen sich eines noch üppigeren Zuschauerzuspruchs. Lesen Sie dazu: Nach Stress mit Schiedsrichtern: Arminia Bielefeld begrüßt Aussprache im Januar Der Oktober war einer der erfolgreichsten Hinrunden-Monate. Wettbewerbsübergreifend blieb Arminia unbesiegt. Zu den benannten Erfolgen in den Pokalwettbewerben gesellten sich zwei Siege und zwei Unentschieden in der Liga, darunter das 1:1 gegen Aufsteiger Aachen. Arminia profitierte bei diesem Heim-Remis von einem kuriosen Eigentor des Alemannia-Schlussmannes Elias Bördner, der sich bereits in der dritten Minute das Ei ins eigene Nest legte. Doch weil der Gastgeber kurz nach der Pause den Ausgleich kassierte und wie so häufig in dieser Saison Probleme im letzten Drittel offenbarte, reichte das frühe Aachener Gastgeschenk nicht für drei Punkte. Starke Defensive, schwache Offensive Nur 25 erzielte Treffer in 19 Spielen (durchschnittlich 1,3 pro Partie) - das ist nicht aufstiegstauglich. &bdquo;Ich bin überzeugt, dass wir uns auch im Offensivspiel noch weiterentwickeln werden. Wir arbeiten als Team daran, dass wir insgesamt mehr Tore schießen und dabei unsere Defensivqualität auf einem hohen Niveau halten“, sagte Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel kürzlich im Interview mit dieser Redaktion. Zum Vergleich: In den drei DFB-Pokalspielen gegen zwei Bundesligisten und einen Zweitligisten (Hannover 96, 2:0) erzielte Kniats Team insgesamt sieben Tore (2,3 pro Partie). Die meisten Treffer in einem Spiel gelangen den Arminen beim 4:1-Erfolg bei Hannover 96 II. Drei Treffer gingen dabei allein auf das Konto des neuen Stürmers Julian Kania (bisher insgesamt sechs Saisontore). Offensiv ist bei Arminia noch reichlich Luft nach oben. Doch weil sich der DSC während der Hinrunde über weite Strecken auf seine Defensive verlassen konnte, ist mit Blick auf den zweiten Saisonteil in Sachen Aufstieg noch alles drin. 20 Gegentore in 19 Spielen sind ligaweit der zweitbeste Wert. Nur der Tabellendritte 1. FC Saarbrücken (18 Gegentore) steht hinten noch stabiler. Abschiedsspiel und Nationalmannschaft Doch auch abseits des Ringens um Punkte und Pokalmeriten hatte das letzte Arminia-Quartal einiges zu bieten. Zum Abschiedsspiel von Klublegende Fabian Klos kamen am 12. Oktober mehr als 20.000 Zuschauer ins Stadion. Dem ebenso unterhaltsamen wie torreichen Kick, bei dem auch der ehemalige Arminia- und heutige Manchester-City-Torwart Stefan Ortega Moreno sowie die Musiker Casper und Montez mitwirkten, folgte der tränenreiche Schlussakt. Die Bilder von Klos mit seinem Sohn Marlo im Mittelkreis sitzend haben sich ins Gedächtnis eingebrannt. Apropos Ortega Moreno: Im November wurde der 32-Jährige von Bundestrainer Julian Nagelsmann zum ersten Mal in den Kader der deutschen Nationalmannschaft berufen. Zwar kam der langjährige Armine in den Länderspielen gegen Bosnien-Herzegowina und in Ungarn nicht zum Einsatz, dennoch war die Berufung ein weiterer Meilenstein in der Karriere des im hessischen Hofgeismar geborenen Schlussmannes, dem in Bielefeld noch immer die Herzen zufliegen.

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