3. Liga

Arminia Bielefeld unterliegt zu Hause gegen Unterhaching

Nach phasenweise desolater Leistung schallen "Kniat raus"-Rufe durchs Stadion. Arminia Bielefeld geht an diesem Samstag mit einer Niederlage vom Platz.

Torsten Ziegler
17.02.2024 | 18.02.2024, 11:40

Bielefeld. Begleitet von wütenden „Kniat raus"-Rufen hat Fußball-Drittligist Arminia Bielefeld sein Heimspiel gegen Aufsteiger Unterhaching mit 1:2 (0:2) verloren. Ein echtes Aufbäumen gegen die drohende Niederlage, die die Situation im Abstiegskampf verschärft, war erst nach der Pause zu sehen.

Die Gäste waren mit dem Schlusspfiff in Sandhausen durch das dortige 3:6-Debakel von Tabellenführer Regensburg mit ihren bislang 24 Gegentreffern zur erfolgreichsten Defensivmannschaft der 3. Liga aufgestiegen. Dass die Unterhachinger nicht allzu großes Interesse an der Spielgestaltung hatten, zeigte sich sofort. Zwei Viererketten machten die Räume eng, Laufverhalten und Zweikampfführung sorgten beim Gegner für akuten Mangel an Anspielstationen, teilweise sah es aus wie Manndeckung. Im Mittelfeld fehlte es den Arminen sowohl an Ideen als auch an Tempo, um dieses Bollwerk ernsthaft zu fordern, auch weil die allermeisten Duelle an die ganz in Rot gekleideten Münchner gingen.

Torwart Jonas Kersken kann nicht mehr reagieren, der Ball landet zum 0:1 im DSC-Tor. | © Oliver Krato
Torwart Jonas Kersken kann nicht mehr reagieren, der Ball landet zum 0:1 im DSC-Tor. | © Oliver Krato

Trotzdem fiel der Führungstreffer für den Aufsteiger in der 10. Minute komplett überraschend nach einem Freistoß, denn zuvor hatten die Gäste die DSC-Hälfte kaum betreten. Jetzt passierte es allerdings viel zu einfach: Sebastian Maier trat den Ball von der linken Seite Richtung zweiter Pfosten, wo Raphael Schifferl alle Freiheit von Merveille Biankadi geschenkt bekam, das Tor per Kopf zu erzielen. Ein Schock, denn nun war klar, dass Unterhaching noch abwartender agieren durfte.

Totale Verunsicherung, fahrig und zusammenhanglos

Der Kniat-Elf war die totale Verunsicherung mit jeder weiteren Aktion anzumerken. Erst als sich Maximilian Großer mangels Abspielmöglichkeit zu einem Lauf über 30 Meter entschloss und mit dem folgenden Pass auf Biankadi etwas Raumgewinn erzeugte, musste Hachings Keeper René Vollath erstmals einen Schuss abwehren (17.). Diese Aktion hätte das Signal für mutigere Angriffe und konsequenteres Spiel in Abwehr und Sturm sein können, doch das erforderliche Aufbäumen blieb aus. Im Gegenteil: In weiten Teilen wirkte das DSC-Spiel fahrig und zusammenhanglos.

Torwart Jonas Kersken verhinderte mit zwei dicht aufeinanderfolgenden Paraden sogar das fast sichere 0:2 und 0:3 bei den Schüssen von Markus Schwabl und Patrick Hobsch (19. und 21. Minute). Mehr als zwei Ansätze von Torgelegenheiten durch Gerrit Gohlke und Sam Schreck hatten die Platzherren nicht zu bieten, und so entwickelte sich mehr und mehr eine phasenweise desolate Vorstellung des DSC, geprägt von zahlreichen Fehlpässen (Corboz, Gohlke) und schlimmen individuellen Patzern – so auch beim 0:2 (35.), als erst Louis Oppie den Ball zögerlich verlor und schließlich Gohlke ebenso unverständlich im eigenen Strafraum handelte. Nutznießer dieses fatalen Ballverlustes war Ben Westermeier, dessen Schuss abgefälscht und damit unhaltbar in die Maschen rollte.

Wechsel brachte mehr Struktur

Trainer Kniat reagierte mit der Einwechselung von Marius Wörl für Gohlke, Leon Schneider, der den gesperrten Christopher Lannert rechts in der Viererkette nicht ersetzen konnte, rückte für Gohlke in die Innenverteidigung. Der Wechsel brachte mehr Struktur in die DSC-Angriffe und ein leichtes Plus durch Wörl im Mittelfeld.

Aber nach dem Seitenwechsel war es zunächst erneut Kersken, der sich als Flieger beim Kopfball von Mathias Fetsch auszeichnete. Eine Glanztat. Allerdings war diese Abwehr dann endlich doch das Zeichen für viel entschlosseneres Bemühen um den Anschluss. Wer sonst als Rekordspieler Fabian Klos, der sich während des gesamten Spiels vorbildlich einsetzte, Bälle im Mittelfeld einsammelte, um dann in die Spitze vorzustoßen, hätte elfmeterreif gefoult werden können?

Merveille Biankadi trat an, verwandelte sicher rechts oben (57.) und danach fand das Spiel fast nur noch in einer Hälfte statt. Biankadi (64.), Klos (72.) und Manuel Wintzheimer (80.) fehlte bei ihren Schüssen auch ein wenig das Glück. Wie der ebenfalls eingewechselte Nassim Boujellab, durchaus ein Antreiber in der zweiten Halbzeit, seine hervorragende Schusschance aus acht Metern vergab war symptomatisch für eine Mannschaft im Tabellenkeller: Im Training würde er wohl neun von zehn dieser Versuche mindestens aufs Tor bringen. Hier drosch er den Ball hoch drüber (83.). Dass der beste Armine, Jonas Kersken noch einen Elfmeter von Fetsch in der Nachspielzeit hielt, ging angesichts der Heimniederlage fast unter.

Das Spiel zum Nachlesen im Liveticker