Arminia Bielefeld: Geschäftsführer Wortmann sucht die "Positivspirale"

Bielefeld. "Es war ein großer Kraftakt." Das sagt Arminia Bielefelds kaufmännischer Geschäftsführer Christoph Wortmann im Nachhinein über die Zeit bis zum 7. Juni, dem Tag nach der sportlichen Apokalypse, dem Abstieg in die 3. Liga. Bis dahin musste der DSC dem Deutschen Fußball-Bund nachweisen, die kommende Saison finanzieren zu können. Nun gibt der DSC-Verantwortliche Einblicke, wie dies gelungen ist. Die Problemstellungen kennt der 46-Jährige genau: "Wir fallen finanziell unglaublich tief, stürzen vom ersten Platz der TV-Geld-Tabelle in der 2. Bundesliga mit fast 20 Millionen Euro Einnahmen auf nun 1,3 Millionen. Ebenso gibt es im Sponsoring, Ticketing und Merchandising Rückgänge." Das Abrauschen des Gesamtetats ist im deutschen Profifußball beispiellos: Von über 60 Mio. Euro als Erstligist (2021/22) über mehr als 40 Mio. als Zweitligist (2022/23) geht es nun in der 3. Liga auf dem Vernehmen nach etwa 18 Mio. hinab (2023/24). Dazu kam ein weiteres, gewichtiges Problem: "Durch den Abstieg haben wir auch keine Spielerwerte mehr, trotzdem aber noch Abschreibungen im Zuge der früheren Vertragsabschlüsse." Das bedeutet: Verpflichtete Arminia im Sommer 2021 als Bundesligist einen Spieler für drei oder vier Jahre, was vielfach passiert ist, so wird die finanzielle Gesamtbelastung über die Vertragsdauer abgeschrieben. Doppelt ärgerlich: Die Verträge der betreffenden Profis sind unterdessen fast alle ungültig geworden. Sie gehen abseits von Robin Hack und Andrés Andrade, für die schon vor dem Abstieg Ablösesummen in Höhe von rund zwei Millionen Euro ausgehandelt wurden, zum Nulltarif. Hilfe von Arminia-Partnern? Wortmann bleibt still Wortmann verzichtet auf ein Nachkarten gegenüber seinen Vorgängern, "da hat keiner einen Fehler in der Planung gemacht". Wer in der Bundesliga zur Arminia kam, unterschrieb fast immer auch für die 2. Bundesliga, aber eben keinen Passus für die 3. Liga - das ist alles branchenüblich. Wie Arminia Bielefeld es geschafft hat, die Drittliga-Zulassung dann doch geräuschloser als erwartet zu erhalten, das will Geschäftsführer Wortmann im Detail nicht kommentieren. "Es war eine Riesenaufgabe, aber wir haben es aus eigener Kraft geschafft", betont er. Angesichts einer Finanzlücke, die anfangs im hohen einstelligen Millionenbereich gelegen haben soll, bleiben Vermutungen, dass auch einige Partner und Gesellschafter für Arminia gebürgt haben - dafür aber nicht in der Öffentlichkeit stehen wollen. Klar wird mit Blick auf starke Etatkürzungen und viele auslaufende Stellen auf der Geschäftsstelle, dass Wortmann mit dem Rotstift dicke Striche setzen musste. Nun könne Arminia "sehr konkret die nächsten beiden Jahre überblicken, bis dahin ist die Liquidität gesichert". Auf diesen Zeitraum werden sich viele der nun abgeschlossenen Verträge im Lizenzspielerbereich erstrecken, was Planungssicherheit verschafft. Mindestens drei Klubs dürften Arminia im Etat übertreffen Dass sich der Mitabsteiger SV Sandhausen plötzlich ganz andere Transferkaliber leisten kann als der DSC, kann Wortmann erklären. Zwar kenne er die finanziellen Möglichkeiten der Kurpfälzer nicht exakt, "aber Sandhausen musste längst nicht so eine große Finanzlücke schließen wie wir. Wahrscheinlich war sie dort nicht einmal halb so groß." Entsprechend geht Sandhausen in den Modus Attacke, auch vom FC Ingolstadt und Dynamo Dresden wird erwartet, dass sie Arminia im Profi-Etat übertreffen. Verstecken muss sich Bielefeld auf dem Markt allerdings nicht, was die vielen Transferabschlüsse seit vergangener Woche zeigen. "Wir müssen Wahrscheinlichkeiten bilden, wieder aufzusteigen", sagt Wortmann. "Nach der Corona-Zeit haben die Menschen hier nur einen langen sportlichen Abwärtstrend erlebt, was die Frustration und Enttäuschung noch größer machte." Nun soll es umgekehrt laufen, eine "positive Spirale entstehen", wie es der Arminia-Boss beschreibt. "Wir müssen dahin kommen, dass die Fans wieder stolz auf ihren Verein sind. Den ersten Stein müssen wir jetzt selbst anstoßen." Wieder wachsen zu können, ist nach zwei bitteren Jahren das Ziel - "aber dann sprechen wir nicht mehr automatisch über Millionenbeträge, das müssen wir auch klar sagen."

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