
Kiens. Traditionell stellen sich die beiden Geschäftsführer des DSC Arminia Bielefeld, Christoph Wortmann (Finanzen) und Michael Mutzel (Sport), im Trainingslager den Medien zu einem Rück- und Ausblick. Vorsichtig optimistisch war die Tonlage vor 12 Monaten, als der Klub gerade so den Abstieg aus der 3. Liga vermieden hatte. Was damals keiner ahnte: Die sportliche Entwicklung setzte, wie es Wortmann gerne formuliert, den Verein auf eine Rakete, die in ungeahnte Höhen schoss. In der neuen Umlaufbahn äußern sich die DSC-Bosse
zur veränderten Arbeitsweise
Mutzel: „Es hat sich was verändert. Die großen Bauchschmerz-Themen sind in den Hintergrund gerückt. Um den Verein rum ist alles ein bisschen angenehmer geworden. Das spürt man schon.“
Wortmann: „Ich kann das bestätigen. Vor einem Jahr sind wir durch eine schwere Zeit gegangen. Wir hatten damals das Gefühl, dass wir uns auf den Weg gemacht haben. Wir hatten Themen angestoßen, in der Hoffnung, dass es zu 90 Prozent funktioniert. Da war nicht viel Raum für Fehler. Da hat jetzt in allen Bereichen ganz schön viel funktioniert. Darum ist es jetzt ein anderes Arbeiten. Jetzt kommen wir vom Überleben ins Gestalten. Und haben auch Gestaltungsmöglichkeiten.“
zu den neuen Möglichkeiten
Wortmann: „Es liegt nicht nur in unser beider DNA, sondern auch in der des Vereins, aus den Möglichkeiten das Optimum zu machen.“
Mutzel: „Dass wir auf hungrige, junge Spieler setzen, die Arminia als den richtigen Schritt sehen, hat uns auch den Erfolg gebracht. Und den Weg werden wir nicht verlassen. Das hat uns stark gemacht. Das sieht man auch bei den Transfers jetzt. Das sind alles Jungs, die richtig Bock haben und in einer Phase sind, in der noch was gehen kann.“
zu den aktuellen Transfers
Mutzel: „Die Sicherheit, dass Zugänge voll einschlagen, hat man nie. Da ist mal einer verletzt oder hat eine Phase, in der es nicht so läuft. Aber wir haben uns viel mit den einzelnen Spielern beschäftigt. Wir haben jede Entscheidung aus Überzeugung getroffen und haben bisher auch ein sehr gutes Gefühl, dass wir sportlich und charakterlich gute Jungs dazugewonnen haben.“
zum Stand der Kaderplanung
Mutzel: „Wir sind schon sehr weit. Viele große Themen haben wir nicht. Wir versuchen, das Bestmögliche zu machen. Wenn wir glauben, uns noch in der Spitze verstärken zu können, werden wir das versuchen. Für den Moment sind wir sehr zufrieden, haben aber auch das Wissen, dass wir noch etwas machen können. Wir glauben, dass wir mit nicht so viel Geldeinsatz auch gute Transfers machen können.“
zur Attraktivität der Arminia für Zugänge
Mutzel: „Wir sind jetzt in einer anderen Liga und hatten eine erfolgreiche Saison im Pokal. Natürlich sind wir attraktiver geworden. Aber die Spieler gucken schon, in welcher Liga sie spielen. Die ballbesitzorientierte Art und Weise, wie wir spielen, ist auch etwas, was viele Spieler lieber machen. Wir sind eine interessante Adresse. Das waren wir als Drittligist, sind es als Zweitligist natürlich auch.“
zu einer möglichen Schwächephase
Mutzel: „Nach innen ist das Verhältnis aller sehr gefestigt. Wir werden nicht nervös, wenn wir mal ein Spiel verlieren. Die Euphorie und das gute Gefühl sind bei allen aus der vergangenen Saison noch da. Wenn sich eine Gruppe gut fühlt, dann soll man das auch laufen lassen und sich nicht auf das vorbereiten, was dann mal vielleicht passiert. Wenn der Punkt kommt, dass wir Spiele verlieren, dann werden wir die ganz nüchtern und ohne Emotionen analysieren und Dinge anpassen.“
Wortmann: „Wir haben oft genug gesagt, dass Ruhe und Kontinuität eine Erfolgsformel im Fußball ist. Dass man nicht, wenn es mal windig ist, alles über den Haufen wirft. Dann fängst du wieder bei null an. Da muss man auch mal durch eine schwere Phase gehen. Ein Trainerwechsel kann einen kurzfristigen Effekt haben, aber selten einen langfristigen.“
zum wirtschaftlichen Erfolg
Wortmann: „Der Fanshop ist wieder gefüllt. Das neue Trikot wurde schon über 6.000 Mal verkauft. Das sind zu diesem Zeitpunkt 300 Prozent über dem Vorjahr. Wir haben 17.000 Dauerkarten verkauft und haben 27.000 Mitglieder. Und wir wachsen weiter. Da ist auch eine große Nachfrage da. Wir haben in allen Umsatzbereichen, inklusive der TV-Säule, durch den DFB-Pokal ein Wachstum. Jetzt wollen wir weiter investieren. Das Hauptthemenfeld ist das Kerngeschäft Fußball und Infrastruktur. Wir werden eine zweite Bandenreihe im Stadion haben. Wir werden vom Gesamtumsatz das letzte Erstligajahr – man muss fairerweise sagen, dass es ein Corona-Jahr war – im Sponsoring übertreffen.“
zu den Saisonzielen
Mutzel: „Es ist schwierig, sich ein klares Ziel zu stecken. Lasst uns ein paar Spiele abwarten. Wo man steht, weiß man nach fünf, sechs Spielen eher. Grundsätzlich wollen wir natürlich erstmal die Klasse halten. Man muss sich nicht immer festnageln lassen. Wir gucken, wie wir reinkommen und wie das dann auf dem Zweitligalevel läuft.“
zur zweiten Mannschaft
Wortmann: „Auch die zweite Mannschaft gehört zur Investition in die Zukunft.“
Mutzel: „Diese Zwischenmannschaft hat gefehlt. Für die jungen Spieler ist das eine wichtige Unterstützung, um Profi zu werden. Man sieht es jetzt schon am Niveau der Spieler. Wir wollen versuchen, dass die einen ähnlichen Stil wie die Profimannschaft spielen. Wir werden einen engen Austausch haben. Das ist ein wichtiger Baustein, um die Jungs zu entwickeln.“