Arminia Bielefeld: Hier will Geschäftsführer Christoph Wortmann anpacken

Bielefeld. Mit drei Tagen Verspätung hat Arminia Bielefeld nun auch ganz offiziell seinen neuen kaufmännischen Geschäftsführer Christoph Wortmann vorgestellt. Am Montagmorgen begrüßte dieser die Medienvertreter in der Schüco-Arena per Handschlag, nachdem er in den Tagen zuvor einen heftigen Infekt auskuriert hatte. "Ich habe nicht einmal den Weg vom Schlaf- ins Badezimmer gefunden", sagte der 46-Jährige. Auf das Podium des Pressekonferenzraums fand er umso zielsicherer, eingebettet zwischen Präsident Rainer Schütte und Sport-Geschäftsführer Samir Arabi, mit dem er ab sofort gemeinsame Sache machen wird. "Es macht Spaß, wenn zwei in die gleiche Richtung denken", sagte Wortmann über die nicht alltägliche Konstellation mit Arabi, der seit 2011 die sportlichen Geschicke beim DSC leitet und 2016 zum Geschäftsführer aufstieg. "Für mich ist das eine außergewöhnlich gute Ausgangsbasis", meinte Wortmann. An ihm könne er sich orientieren. Dass das Duo nicht immer den exakt gleichen Weg einschlagen wird, ist beiden bewusst. "Eine Führung macht aus, nicht immer einer Meinung zu sein und auch mal kontrovers zu diskutieren", sagte Arabi. Er wolle nicht zu viele Vorschusslorbeeren verteilen, "aber ich bin mir nach den ersten Gesprächen sicher, dass wir die Lücke sehr gut geschlossen haben". Schütte beschrieb Wortmann als jemanden, der stets "in Menschen denkt" und auch daher charakterlich wie fachlich das beste Gesamtpaket aller Bewerber mitgebracht hatte. "Die Gespräche mit den Verantwortlichen haben es mir leicht gemacht zu sagen: Ich habe Bock auf Bielefeld", stellte sich der Neuzugang vom VfL Bochum dann auch gleich energisch vor. Er freue sich darauf, bei einem Verein "mit so viel Strahlkraft" arbeiten zu dürfen. Wer auf das Flachliegen ein Flachstapeln des neuen Arminia-Bosses erwartete, der durfte sich nur in Teilen bestätigt fühlen. Die Sterne vom Himmel versprach Wortmann nicht, als er vorgestellt wurde, um das Thema Erwartungshaltung ging es aber durchaus. Dies müsse besser gemanagt werden, sagte Wortmann. Die zentrale Aufgabe sei "ein Fokus, vielleicht auch eine Reduzierung auf das Wesentliche: die Zugehörigkeit zur 2. Bundesliga". Dahinter verbarg sich eine erste Botschaft: Arminia Bielefeld muss sich vom Profi über den Geschäftspartner bis zum Fan weit verabschieden von der Bundesliga-Vergangenheit - bis Ende Mai zählt einzig der Klassenerhalt. "Wir müssen gemeinsam in eine Richtung denken und laufen. Wenn einer rechts ausschert, wird es nicht funktionieren." Wortmann hat verschiedene Bereiche bei Arminia im Fokus Denn erst der wird es Arminia und Wortmann ermöglichen, wieder wirtschaftliches Wachstum anzupeilen. "Digitalisierung, E-Commerce, Sponsoring, Ticketing" nannte Wortmann beispielhaft als Felder, auf denen er perspektivisch gesteigerte Umsätze anpeilt. "Wenn wir uns überall um die berühmten zehn Prozent steigern, dann haben wir einen Satz gemacht." Weil die TV-Erlöse als Arminias wichtigste Einnahmensäule selbst bei einem Klassenerhalt um vier bis fünf Millionen Euro zurückgehen werden, ist der DSC umso mehr zur Kompensation durch andere Bereiche aufgefordert. Nicht darunter leiden soll die Selbstwahrnehmung. Hier ahnt Wortmann bereits, welch dicke ostwestfälische Bretter er bohren wird. "In Bielefeld wird oft betont, wie leidensfähig man sei", sagt er. Und schlussfolgert daraus: "Dabei entsteht Leidensfähigkeit nur dadurch, erfolgreich zu sein und etwas zu verlieren zu haben." Arminia sei ein Bundesligaverein, "und das seit Jahrzehnten". Diese Wahrnehmung müsse als Selbstverständnis wieder vermehrt "von innen nach außen getragen werden". Schon kurzfristig könnte Wortmann bei unangenehmen, aber wichtigen Fragen mitreden. Etwa bei der, ob Arminia Leistungsträger wie Robin Hack und Masaya Okugawa schon im Winter verkaufen würde. "Keiner wirkt hier auf den anderen ein", sagt er über die Zusammenarbeit mit Arabi. Entscheidungen würden gemeinsam getroffen. Die Devise, dass der DSC lukrative Offerten zumindest sorgfältig prüfen würde, ist ein offenes Geheimnis. Doch keiner der beiden Geschäftsführer gab Hinweise darauf, dass dem Zweitliga-16. derzeit tatsächlich solche Angebote auf dem Tisch liegen.

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