Von der Supermarktkasse in das Präsidentenamt bei Arminia Bielefeld

Bielefeld. Wie das Leben manchmal so spielt. Zufällig trifft Hans-Hermann Schwick seinen ehemaligen Sportlehrer, den Arminia-Präsidenten Wolfgang Walkenhorst, beim Einkaufen an der Supermarktkasse. Die beiden kommen ins Gespräch über den DSC. &bdquo;Ich sagte, er könne mich anrufen, wenn mal Not am Mann ist.“ Direkt am nächsten Tag klingelt das Telefon. So begann Schwicks Engagement im Vorstand von Arminia. Das war 1990. Im Folgejahr wurde er sogar zum Präsidenten – und blieb es 19 Jahre lang. Am letzten Tag dieses Jahres feiert der langjährige DSC-Präsident seinen 75. Geburtstag und blickt zurück. Als Schwick das Ruder beim in der Drittligaversenkung verschwundenen Amateur-Oberligisten übernahm, war die Alm marode, die Mittel nach dem abgewendeten Konkurs knapp. &bdquo;Als ich zur Arminia kam, hatten wir einen einzigen Angestellten in der Geschäftsstelle und keinen Überziehungskredit“, sagt der Rechtsanwalt, der bis zu seinem 60. Geburtstag parallel zum DSC-Ehrenamt in einer Kanzlei arbeitete und erst im vergangenen Jahr seine Zulassung nach mehr als 40 Jahren Tätigkeit zurückgab. Sportlich scheiterte Arminia in dieser Zeit mehrmals im Aufstiegsrennen. Erst mit Manager Rüdiger Lamm und der Verpflichtung von Bundesligaspielern wie Thomas von Heesen, Fritz Walter oder Jörg Bode gelang die Wende. &bdquo;Der Aufstieg in die 2. Liga 1995 war einer der schönsten Augenblicke. Dass wir es geschafft haben, Arminia Bielefeld wieder in den Profi-Fußball zu führen.“ Der direkte Durchmarsch in die Bundesliga sollte folgen. Viermal stieg der DSC in Schwicks Amtszeit in das Oberhaus auf – und genauso oft ab. "Arminia ist Herzblut" Trotz allem fällt sein Fazit positiv aus. Mit Stolz sagt er: &bdquo;Es ist die erfolgreichste Zeit in der Geschichte von Arminia Bielefeld. Neun Jahre erste Liga, Pokalhalbfinale.“ Er schätze sich glücklich, dass er alle Großen des Sports von Uwe Seeler bis Franz Beckenbauer, über Reiner Calmund und Reinhard Rauball kennenlernen durfte. &bdquo;Darüber hinaus haben wir das Stadion im Wohngebiet mit diesem engen Budget gebaut.“ Das Bielefelder Stadion habe schon immer eine große Rolle in seinem Leben gespielt. &bdquo;Wenn der Wind gut stand, konnte ich zuhause hören, wer auf der Alm das Tor geschossen hat“, erzählt Schwick. Aufgewachsen ist der Sohn eines Bielefelder Zahnarztes an der Stapenhorststraße. Für ihn habe es als Kind nur Fußball gegeben, in jeder freien Minute wurde gebolzt. Seit 1954, dem Jahr seiner Einschulung, besucht er die Spiele des DSC. &bdquo;Mit dem Fahrrad bin ich auch zu den Auswärtsspielen beim VfB und Fichte gefahren.“ Als Schüler habe er auf der Südtribüne gestanden. Heutzutage habe er einen Sitzplatz – der Knie wegen. Schwicks Amtszeit nicht unumstritten Kritiker werfen Schwick vor, zu lange zu Manager Rüdiger Lamm und Geschäftsführer Roland Kentsch gehalten zu haben. Lamm hinterließ Ende der 1990er Jahre durch seine Finanzpolitik einen großen Schuldenberg, der Verein stand wiedermal kurz vor der Insolvenz. Nachfolger Heribert Bruchhagen und Schwick mussten deshalb für Kredite teilweise ihre Häuser als Sicherheiten einsetzen. In die Ära Kentsch wiederum fällt der Bau der neuen Haupttribüne. Die von 11 auf 19 Millionen Euro gestiegenen Baukosten belasteten den DSC noch jahrelang. Schwick findet, dass viele Dinge in Bezug auf die Osttribüne nicht richtig dargestellt wurden. So sei etwa die Finanzierbarkeit im Vorfeld von einem Wirtschaftsprüfungsunternehmen bestätigt worden – auch für den Innenausbau. &bdquo;Im Nachhinein hat mich nur die Strafanzeige sehr geärgert.“ Das Verfahren wegen des Vorwurfs der Untreue wurde ergebnislos eingestellt. Seinen Ehrentag will Schwick nun im Kreise seiner Familie in Bielefeld verbringen. In den vergangenen Jahren ist er, der zu Arminia-Zeiten &bdquo;nie mehr als eine Woche Urlaub“ hatte, viel mit seiner Frau gereist und hat etwa die Wintermonate in Südostasien verbracht. Seine Arminia verfolge er aber weiterhin mit &bdquo;heißem Herzen“. &bdquo;Ich glaube, dass der Vorstand und der Aufsichtsrat in guten Händen sind und der Verein gut geführt wird.“ Sportlich hoffe er, dass in der Winterpause die richtigen Schlüsse beim Tabellen-16. gezogen wurden. &bdquo;Arminia muss im Profi-Fußball bleiben. Die Qualität ist vorhanden. Sie werden das schaffen.“

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